Viktualien
Samstag, 4. Oktober 2003 um 20:35Um ihren Naschmarkt beneide ich die Wiener schon arg. Die beiden Male, die ich ihn mir bei Besuchen vorknöpfte, kam ich zwar nicht weit: Ich musste von den angebotenen Leckereien nicht nur kaufen, sondern immer gleich probieren (hatte als Touristin schließlich keine Küche zur Hand) und konnte mich bereits nach 150 Metern nicht mehr fortbewegen.
Als München-Bewohnerin wird mir natürlich bei der Fahnung nach exquisiten Spezereien immer der Viktualienmarkt angetragen. Aber der hat mich von Anfang an enttäuscht. Zum einen bin ich mehrfach übers Ohr gehauen worden: Einmal bekam ich statt des ausgelegten Einser-Spargels verdeckt Dreier-Spargel eingepackt. Ein anderes Mal war der offene Mohn, den ich kaufte, bereits ranzig. Und dann war das Kurkuma vom Viktualienmarkt auch nicht mehr wirklich frisch.
Dazu kommt, dass ich einige Dinge auf dem Viktualienmarkt nicht bekomme, die ich dort entschieden erwarte – z.B. frische Vanilleschoten (nein, nicht die im Glasröhrchen, die gibt’s auch im Supermarkt).
Saisonales Obst und Gemüse aus der Umgebung: Ja, das bekomme ich da in hoher Qualität. Allerdings zahle ich meist „through the nose“, zu Bayrisch Apothekerpreise.
Heute allerdings erlebte ich zur Abwechslung eine positive Überraschung. Ich war unterwegs an den Rand des Viktualienmarkts geraten und sah einen großen Stand mit den verschiedensten Kürbissen. Ich beschloss spontan, dass es morgen bei mir Don Dahlmanns Kürbis-Lasagne gibt, und näherte mich dem Stand. Die junge Frau dahinter beriet mich bei der Kürbiswahl liebevoll und in waschechtem Oberbayrisch. Das ermutigte mich, auch mein Oberbayrisch auszupacken, gleich noch drei Pfund mehlige Kartoffel (Sorte Leila) zu besorgen und ein Kilo „Geiberuam“ (zu betonen auf der ersten Silbe! Hochdeutsch „Karotten“). Hat mich insgesamt glatte fünf Euro gekostet, und die junge Frau hat mir noch eine Rübe extra dazu gesteckt. So habe ich das gerne. Zu der gehe ich wieder.
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