Journal Samstag, 21. Mai 2016 – Museen in Bath
Sonntag, 22. Mai 2016 um 9:46Eigentlich war ja Rosentag: Doch da es schlicht zu unpraktisch gewesen wäre, einen Strauß riesiger Rosen am Sonntag mit dem Zug durch Südengland zu transportieren, verschob ich das Begängnis auf zurück in München. (Der Blumenhändler in der Thalkirchner Straße macht sich hoffentlich keine Sorgen, wenn ich dieses Jahr am 21. Mai nicht auftauche.)
Geplant war ein Museumstag, der bei durchgehend regnerischem Wetter genau das Richtige war.
Morgencappuccino traditioneller Art (kein Wandern -> kein B&B-Frühstück) im empfohlenen Jacobs Coffee House: Es sitzt sich sehr schön dort im 1. Stock mit Aussicht auf die Roman Baths, und der Kaffee schmeckt.
Erst durch die Bath-Tipps der Kollegin war mir klar geworden, dass Bath mittlerweile als Jane-Austen-Stadt gesehen wird. Ich hatte damit immer viel mehr Fanny Burney und ihre Romane verbunden: Zum einen decken ihr Leben und ihr Werk die wichtigste, goldene Zeit Baths ab, nämlich Georgian mit den riesigen Kleidern und der dicken Bleischminke, zum anderen befasste ich mich im Studium viel mit Burney und reise auf ihren Spuren zum ersten Mal vor 23 Jahren nach Bath. In Burneys Romanen finden sich viele der Details, von denen Mayor’s Guide Islay am Vortag gesprochen hatte: Die Einkäufe bei Stoffhändlern, milleners, haberdashers – und in welche finanziellen Schwierigkeiten das eine junge Frau bringen konnte.
Aber in den Jahren seither waren es die großen Verfilmungen von Jane-Austen-Romanen, die die öffentliche Wahrnehmung von Bath prägten. Und so besuchte ich das Jane-Austen-Center, ließ mir über Leben und Werk erzählen, besichtigte Exponate (Colin Firth als Darcy spielt im Merchandising die zentrale Rolle) – und nahm dann doch die Gelegenheit war, die für Fotos bereitgestellten Klamotten (über meinen) anzuziehen.
Aufgenommen von Herrn Kaltmamsell.
Farmers Market war gestern auch in Bath. Wieder bedauerte ich, dass ich nicht für eine Küche einkaufen konnte. Käse aus Somerset nahm ich trotzdem mit.
Zurück in die Georgianik, und zwar zu den Assembly Rooms. Den Ballsaal und den tea room durften wir nicht betreten, sie waren gerade an eine Hochzeitsgesellschaft vermietet.
Netterweise standen die Türen offen.
In diesem Gebäude ist auch das Fashion Museum untergebracht. Mein Besuch dort vor 20 Jahren hatte mich sehr beeindruckt, ich hatte bei einer Führung einige grundlegende Dinge über das Bekleiden und Feine-Leute-Kleidung im 18. Jahrhundert gelernt. Heutzutage besteht das Museum aus “A History of Fashion in 100 Objects” mit Audio Guide und konzentriert sich mehr auf Details – auch diese sehr interessant. Wie in vielen Museen ist nur ein Bruchteil des Bestands ausgestellt, ein weiterer Besuch in drei Jahren ist sicher wieder spannend. Das einzige der derzeit gezeigten Kleider aus vier Jahrhunderten, das nicht zu einem sehr schlanken Frauenkörper gehörte, war übrigens eines von Queen Victoria.
Spannend war auch das Eintreffen der Hochzeitsgäste, während ich abschließend im Museumsshop kruschte: spektakuläre Aufzüge der Damen.
Anschließend wollte ich einen Tisch fürs Abendessen reservieren, doch das Wunschlokal war schon ausgebucht. Wir gingen also erst mal auf das eine oder andere Pint in einen (empfohlenen) Pub und lasen gemütlich, dann erforschten wir englische Pizza (Pizzaexpress):
War schon ok, die Bechamelsauce auf meiner irritierte nur wenig.
Auf dem Weg zurück ins Hotel holten wir uns Nachtisch bei Charlotte Brunswick Chocolates – die machen unter anderem interessante Sachen mit gerösteten Kokosflocken.
8 Kommentare zu „Journal Samstag, 21. Mai 2016 – Museen in Bath“
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22. Mai 2016 um 10:33
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22. Mai 2016 um 11:38
Was für ein entzückendes Blumenmädchen im Museum! Bath scheint ja ein Traum zu sein.
Wie schade, dass es von Fanny (Frances) Burney keine deutschen Übersetzungen zu geben scheint, jedenfalls nicht lieferbar. Auch antiquarisch konnte ich nichts finden. Dafür herrscht bei Austen und den Brontes kein Mangel.
22. Mai 2016 um 17:10
Danke für den wunderbaren Wanderbericht – ich habe sofort Lust bekommen, selbst loszulaufen!
Das Projekt, Burney in Deutschland bekannter zu machen, finde ich sehr unterstützenswert (ich erinnere mich, dass sie bereits früher über sie geschrieben haben). In diesem Sinne: Hier eins meiner Lieblingszitate aus dem London Review of Books vom letzten Jahr (, in dem Thomas Keymer die neue Auflage der Tagebücher aus ihrer Zeit als Hofdame rezensiert:
“Fellow courtiers are caught by Burney’s lash, notably the atrocious Mrs Schwellenberg, an Angela Merkel-like operator who had run the queen’s household for decades, and who, when not tormenting underlings at court, relaxed in the company of her pet frogs: ‘A commendation ensued, almost ecstatic, of their most recreative & dulcet croaking, & of their Ladder, their Table, & their amiable ways of snapping live flies.’ ”
Da sitzt jedes Adjektiv – kein Wunder, dass Austen Burney so großartig fand!
22. Mai 2016 um 18:27
Stimmt, Dorothee, Austen war ein großer Burney-Fan. Auch ich finde allein schon Burneys Tagebücher lesenswert, den Briefroman Evelina halte ich für durchaus kompatibel mit einem größeren heutigen Lesepublikum.
22. Mai 2016 um 20:08
Wurde mein Kommentar, es war der erste “Beifall” zu diesem Eintrag, gelöscht?
22. Mai 2016 um 20:30
Nein, Thea, es ist auch nichts im Spam-Ordner gelandet. Es gibt allerdings einen von Ihnen zum gestrigen Post:
https://www.vorspeisenplatte.de/speisen/2016/05/journal-freitag-20-mai-2016-fuehrung-durch-bath.htm?preview_id=32057&preview_nonce=c091821436&preview=true#comment-241398
23. Mai 2016 um 12:37
Verschwunden, also nochmal: Herzallerliebst finde ich die Kaltmamsell auf dem köstlichen “Verkleidungsfoto”.
24. Mai 2016 um 8:38
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Gerne gelesen
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