Journal Freitag, 27. Mai 2016 – Brighton 6 – letzte Dinge

Samstag, 28. Mai 2016 um 7:51

Lunger- und Einkaufstag. Es war für den ganzen Tag Regen angekündigt gewesen, und tatsächlich hörte ich ihn beim Aufwachen prasseln. Ich ging also nicht Laufen, sondern duschte mich und zog mich an. Beim Teekochen schien bereits die Sonne, der Tag wurde dunstig schwülwarm. Ich wiederhole mich: Auf englisches Wetter ist kein Verlass.

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Vormittags Einkäufe, von Espressobohnen bei Redroaster (kurzer Schreck, weil es hieß, es gebe gerade keine – war aber nur ein Irrtum eines frisch angestellten) über Sandalen (die roten mittelmäßigen passten) bis schöne Glückwunschkarten in dieser einen Papeterie in North Laine.

Man verreist ja bekanntlich, um das Daheim anschließend zu schätzen. Zum Beispiel um zu bemerken, dass die Deutsche Post keineswegs die schlechteste aller möglichen ist. Unter den Karten war nämlich eine, die mich an jemanden Lieben denken ließ. Ich beschlossen, sie ihr gleich zu schreiben und zu schicken, die Postadresse hatte ich in meinem Handy. Brauchte ich nur noch eine passende Briefmarke.

Am Postamt an North Laine, genauer im “Customer Service Center” der Royal Mail, war die Schlage am einzigen Schalter überschaubar, ich stellte mich an. Doch als ich dran war, stand der Schalterherr wortlos auf und verschwand durch eine hintere Tür. Ich hatte ohnehin Zweifel bekommen, ob an diesem Schalter auch Briefmarken verkauft würden, vor mir hatten alle Päckchen und Pakete abgeholt. Na ja, fragen konnte ich ja. Bloß dass der Schalterherr nicht mehr zurück kam. Nach zehn Minuten Warten, die Schlange hinter mir war inzwischen beachtlich, suchte ich in meinem Handy nach dem nächstgelegenen Postschalter und ging.

Dieser Postschalter war in einem WH Smiths verzeichnet. Nach zehn Minuten zu Fuß stellte ich mich dort an der Kasse an, hinter der groß das “Post Office”-Logo prangte. Als ich drankam, beschied mir die Kassiererin, dass der Postschalter nicht hier, sondern im Keller sei. Dort traf ich auf eine 15-köpfige Schlange vor einem einzigen Schalter. Und damit war mein ursprünglicher Impuls erloschen. Tut mir leid, lieber Mensch, es gibt keine lustige Glückwunschkarte aus Brighton, die liegt zerrissen in einem Mülleimer vor dem WH Smiths.

Mittagessen waren Fish&Chips auf dem Palace Pier. Dort spazierten wir ein wenig herum, setzten uns auf Strandstühle, guckten und lasen.

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Nachmittags noch ein Spaziergang ans andere Ende der Seafront, nach Hove Lagoon.

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Abendessen chinesisch, bei Good friends in Preston Street.

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Wir aßen wie immer das Set Menu mit Crispy Duck. Am Anfang unserer Ausflüge nach Brighton, als wir vor fast 20 Jahren beide Berufsanfänger mit wenig Geld waren, leisteten wir uns einmal im Urlaub einen Abend in einem richtigen Restaurant, und zwar in diesem mit der Crispy Duck. Inzwischen weiß ich, dass das Lokal vor allem für authentische chinesische Gerichte bekannt ist, von frittierter Qualle über Entenzungen bis Crispy Seaweed – vielleicht schaffen wir das beim nächsten Mal.

§

Rezensionen der Ausstellung Strange and Familiar recherchiert. Besonders interessant fand ich die im Guardian.

We have expectations of the past that photography rarely lets down – our expectations having been put there in the first place by other photographs taken by photographers who mainly obeyed conventions about what could or should be depicted within the limits set by their technique, their equipment and the prevailing morality.

(…)

Then again, revealing the interestingness of the ordinary or overlooked is an ambition of photographers whether at home or abroad.

Der Artikel verlinkt aus Gründen den Glasgow-Fotoessay von Raymond Depardon (1980) – sehenswert.

In Creative Review.

In Wallpaper.

die Kaltmamsell

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