Journal Mittwoch, 13. Juli 2016 – Die Welt spielt PokémonGO

Donnerstag, 14. Juli 2016 um 7:04

Durchgehend Regen, ziemlich kühl. Abends so viel Regen, dass ich meine Laufwünsche fahren ließ.

Mein Internet war geprägt von dem neuen Pokémonspiel. Ich kann mich an keine Erscheinung im Web erinnern, die so schnell so viele Menschen mitriss – in einer Geschwindigkeit, dass noch nicht mal abfällige Glossen geschrieben werden oder das Feuilleton mit den doch reflexartigen Zivilisationsuntergangprognosen reagieren konnte.

Meine Twitter-Timeline war voll von Pokémon-Screenshots, es wurde gewitzelt, dass sich die Tastaturen bogen (über Kinder, die man früher nicht an die frische Luft brachte und die jetzt nicht mehr reinzuholen sind, über Agenturen, die nichts mehr verkaufen werden ohne “wie PokémonGo, nur mit XY”), Leute sprechen einander draußen an, wenn sie anhand von Fingerbewegungen auf Smartphones andere Spielende identifizieren (es gilt wohl, Gruppen für Schlachten zu formen), Herr Kaltmamsell stellte fest, dass der Pausenhof seiner Schule eine Arena ist, Bekannte berichten, dass sie mit dem Auto fast abgelenkte Spieler angefahren haben.

Diese Welt ist mir lieber als die, in der gestern Boris Johnson britischer Außenminister wurde.

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Ausführlicher Artikel über die Bewerberin für die US-Präsidentschaft Hillary Clinton:
“Hillary
Why the Clinton America sees isn’t the Clinton colleagues know”.

Erzählt viel, wie große Politik in USA funktioniert – und wie eben nicht. Und klingt nach einem Menschen, den man sich an der Spitze einer Weltmacht wünschen sollte. Mich ziehen vernünftige Sachpolitikerinnen ja viel mehr an als Massenführer (altgriechisch wörtlich Dem-agogen). Nur dass wir wohl in einer Post-Fakten-Gesellschaft leben, in der Sachpolitik am wenigsten zieht.

via @diplix

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“I Was A Cop In A Country With No Guns: 6 Startling Truths”.

Sehr launig erzählt auf Cracked ein britischer Ex-Cop, wie man als Polizist ohne Schusswaffe agiert – betont allerdings, dass das nur in einem Land ohne Schusswaffenbesitz funktioniert.

Wichtiger Hinweis der Redaktion:

WARNING: TONS OF BRITISH SLANG AHEAD.

via @giardino

die Kaltmamsell

3 Kommentare zu „Journal Mittwoch, 13. Juli 2016 – Die Welt spielt PokémonGO“

  1. Madame Graphisme meint:

    Pokémon Go ist tatsächlich mit “Phänomen” perfekt beschrieben.
    Es geht durch sämtliche Altersklassen und Schichten – ich traf auf der gestrigen Jagdrunde Mitfänger von zehn bis vierzig. Auf den unvermeidlichen Kulturpessimismus warte ich noch. Lange kann es nicht mehr dauern. Ob allerdings zuerst Zeit oder doch die taz nach dem Köder schnappen, ist eine Sache für die Buchmacher.

    (jahrelange stillvergnügte Leserin)

  2. Feathers McGraw meint:

    ICH MOECHTE AUCH POKEMON GO! Im UK gibt es das noch nicht, stattdessen gab es gestern nur Boris Johnson. Isch moeschte das nischt.

  3. die.sandra meint:

    “Herr Kaltmamsell stellte fest, dass der Pausenhof seiner Schule eine Arena ist,” *lach* Ja, wir waren auch erstaunt, welche Orte nun als Arena gelten.

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