Destatis klingt griechisch – ist es aber nicht
Mittwoch, 12. November 2008 um 9:24Heute möchte ich Ihnen Destatis empfehlen. Klingt wie der Name eines griechischen Tavernenbesitzers, ist aber das Statistische Bundesamt: http://www.destatis.de/. Wenn Sie, wie ich, Zeitungsmeldungen besonders dann misstrauen, wenn sie sich auf Statistiken berufen, sind Sie hier genau richtig: Hier finden Sie nämlich die Statistiken selbst. Sie können nachvollziehen, wie die Zahlen erhoben wurden und wo sie herkommen – Schlussfolgerungen bleiben Ihnen überlassen.
Zu den Themen, die Sie besonders interessieren, können Sie neueste Zahlen abonnieren. Für mich waren bislang mindestens einmal die Woche wirklich interessante Aufstellungen dabei.
Zum Beispiel bekam ich heute diese Meldung: Zahl der Einschulungen geht weiter zurück.
Das für mich interessante Detail: Es wurden doppelt so viele Kinder auf Waldorfschulen eingeschult wie auf Gesamtschulen. Wenn ich daran denke, auf welcher Ideologie Waldorfschulen gründen und welche Inhalte dort vermittelt werden, bin ich schon sehr gespannt auf die neue Generation, die jetzt großgezogen wird.
19 Kommentare zu „Destatis klingt griechisch – ist es aber nicht“
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12. November 2008 um 10:04
Ganz spontan: in beachtung der lebensspanne von steiner und dem damaligen zeitgeist ist das buch: “Lenins Hirn” von T. Spengler, ein historisch unterfütterter roman über gehirnforschung, zum verständnis dieser auswüchse im damaligen bildungsbürgertum mit der fragestellung von “wertvollem leben” und den bekannten folgen, lesenswert.
ob das den heutigen kunden der waldorfschulen so bewußt ist? hoffnung gibt “obama”
12. November 2008 um 10:10
Ohje. Vielleicht ist es nur der Wunsch der Eltern, daß ihre Kinder auf eine besondere Schule gehen sollen. Und so viele Privatschulen gibt es außerdem ja nicht.
12. November 2008 um 10:27
Ich gebe zu, Sanníe, dass ich diesen Eltern auch unterstelle, dass sie ihre Jonasse und Ann-Katrins nicht so gerne neben Özlems und Dragans sitzen haben.
12. November 2008 um 10:43
Für künstlerisch begabte Kinder ist diese Schulform nicht schlecht.
Ihre Fähigkeiten gehen oft unter im normalen Schulbetrieb. Man darf aber nicht vergessen, dass das Abitur dann extern abgenommen wird. Die Jugendliche müssen in kurzer Zeit den Stoff der normalen Gymnasien nachholen, oft ein Unding. In vielen Bundesländern gilt der Abschluss der Waldorfschule nach Klasse 12 so viel wie ein Haupt-oder Realschulabschluss.
Die Schulen können entscheiden, wen sie aufnehmen. Insofern hat man schon eine Vorauswahl, die eventuelle Schwierigkeiten verhindert. Vielen Eltern ist diese Tatsache schon viel Geld wert.
Ob Eltern die Inhalte so genau kennen, und auch wissen, dass die Lehrer nicht universitär ausgebildet sind?
12. November 2008 um 10:59
1% Waldorf-ABC-Schützen. Das sind 7500 Kinder. Wenn man die auf die 301 Landkreise in Deutschland verteilt würde das statistisch gerade mal 25 Kinder pro Landkreis ausmachen. Von “Generation” zu sprechen, halte ich für masslos übertrieben. Der geringe Anteil der Schulanfänger in Gesamtschulen rührt daher, dass Gesamtschulen weiterführende Schulen sind, also nach der Grundschule. Schulanfänger in der integrierten Gesamtschule kann ich mir höchstens für Einwanderer vorstellen. Da bleiben einige Fragen offen.
12. November 2008 um 11:08
Da es sich tendenziell um Kinder einflussreicher Eltern handelt, Alice, – unter anderem hat die ehemalige bayerische Kultusministerin (!) ihre Kinder waldorfisiert – sehe ich darin durchaus eine beobachtbare Gruppe.
12. November 2008 um 12:24
In meinem Bekanntenkreis hat die Tochter einer Logopädin und eines Schreiners einen Notendurchschnitt von 1,7 beim Abitur hinbekommen. Sie haben das Kind seinerzeit in eine Walddorfschule gegeben, weil sie eine Schule mit Schwerpunkt auf musische Fächer und ohne Leistungsdruck wollten. Man lernt doch auch handwerkliches, was ja auch nicht schlecht ist. Die junge Frau studiert bald Gesang. Gehirngewaschen kommt sie mir nicht vor. Im Gegenteil, sie ist sehr selbstbewusst, ausgesprochen selbständig und hat ihren eigenen Kopf.
12. November 2008 um 21:29
Waldorfschulen dürfen erst nach der 12. Klasse einen staatlichen Abschluss vergeben. Dabei handelt es sich in der Regel um die Mittlere Reife, wenn die Leistungen entsprechend schlecht sind, gibt es eben auch mal nur einen Hauptschulabschluss. Der Stand des vermittelten Lehrstoffs dürfte dann etwa der 11. Klasse Gymnasium entsprechen. Wenigstens war das vor gut 15 Jahren, als ich Abitur gemacht habe, der Fall. (Etwas unschön für Jugendliche, die akademisch weniger begabt sind und einen handwerklichen Beruf anstreben. Es ist sicher nicht immer ganz leicht, dem zukünftigen Ausbilder zu erklären, dass die 4 in Deutsch dem verlorenen Kampf mit Faust II geschuldet ist.) Es ist also unzutreffend, dass der gesamte Lehrstoff des Gymnasiums nachgeholt werden muss. Sicher, das Programm in der 13. Klasse Waldorfschule ist etwas härter als in staatlichen Schulen, mit etwas Anstrengung aber ziemlich gut zu bewältigen. Wem das zu viel ist, sollte ernsthaft überlegen, ob ein Studium nach dem Abitur wirklich der richtige Weg ist.
Meine Lehrer waren im übrigen alle universitär ausgebildet, die Fachlehrer in der Oberstufe allerdings nicht zwangsläufig im Bereich Pädagogik.
Ich halte Steiner für einen Wirrkopf und fand Esoterik schon immer uninteressant bis ärgerlich. Die praktische Ausprägung von Waldorfpädagogik, die ich 13 Schuljahre lang erlebt habe, hat mir aber ausgesprochen gut getan.
Ausgesprochen possierlich, Frau Kaltmamsell, ist übrigens Ihr Lobgesang auf die gesicherten Zahlen des Statistischen Bundesamts und das Misstrauen gegenüber unbelegten Behauptungen in Zeitungsartikeln in Kombination mit Ihrer Quelle zu den in Waldorfschulen vermittelten Inhalten. Aber das wissen Sie ja sicher selbst.
13. November 2008 um 3:04
“schule ohne leistungsdruck” ist ja so ein kriterium, das eine anzahl von kindern automatisch ausschliesst und finanziell privilegierte fördert. denn, man verzeihe mir diese quasi schon rassistische anmerkung, ohne leistungsdruck leben kann man nur, wenn die kohle aus dem bankomat kommt und nicht in acht-stunden-schichten an der supermarktkasse verdient werden muss. und nur dann werden eltern (zuallermeist ja nichtarbeitende mütter oder mütter, die aufgrund ihrer position über entsprechendes personal verfügen) auf die idee kommen, ihr kind ohne leistungsdruck durch die schule schaukeln zu wollen. der staat ist dann der böse, wenn er trotzdem als gegenleistung für ein abitur/maturazeugnis eine gewisse menge an allgemeinwissen verlangt.
der normale durchschnittsmensch an sich weiss, dass unser leben von leistungsdruck nur so strotzt, und zwar in jeder beziehung. es ist also nicht unbedingt falsch, den kindern das schon im schulalter begreiflich zu machen – die akzeptanz der elterlichen gestresstheit und damit teilweisen unansprechbarkeit könnte dadurch ganz einfach gefördert werden.
wirklich überdurchschnittlich begabten kindern stehen genügend möglichkeiten offen, ihre begabungen entsprechend fördern zu lassen. die setzten sich noch alle irgendwie durch, wenn es ihnen nicht an hausverstand mangelte. von musisch begabt zu sprechen weil das bobele schon mit zwei jahren pippi langstrumpf-lieder geträllert und kopffüsser gezeichnet hat, erschien mir schon immer ein klitzekleinwenig gewagt. als netrebko, goethe, einstein, musil, domingo, mutter, nurejew, etc.: leute, so kommt man aus der fabrik, da kann mensch noch ein wenig üben und perfektionieren, aber da nutzt kein steiner und kein waldorf, weder mit mit förderung noch mit ohne, was nicht drin ist kann auch nicht herausgeholt werden.
dass die kenntnis handwerklicher tätigkeiten und die fähigkeit zur ausübung derselben durchaus sehr nützlich sind, will sicher niemand bestreiten. aber wenn das kind keine zwei linken hände hat und interesse zeigt, könnte man dem bobele ja vielleicht eine strickliesel, eine laubsäge, vielleicht auch noch drei-d-puzzles oder ähnliches schenken statt der gerade angesagtesten psxy-station. aber, uuups, da müssten sich ja dann die alten mit den kindern beschäftigen. es soll ja auch musikunterricht und sportunterricht geben, hörte ich einmal. und staffeleien, verkauft sogar der aldi, inclusive farben.
ich kenne mehrere kinder, die durchaus eine herausragende begabung haben (nein, nicht in der verwandtschaft), die beschlossen ganz alleine dies oder jenes zu tun – frau pepas tochter, zum beispiel, spielt ja auch nicht auf der violine weil hinter ihr jemand mit der kalaschnikow steht, sondern weil sie es eben wirklich will. die tochter einer kollegin beschloss mit 13, sie wolle auf ein schigymnasium (von einer landhauptschule weg!). sie lernte wie eine besessene für die aufnahme – ganz alleine – und natürlich schaffte sie nicht nur die aufnahme, sondern steigert sich von jahr zu jahr sowohl schulisch als auch sportlich. und so weiter. der mutter ist seither ganz blümerant zumute, keiner weiss woher das kind das hat.
was bleibt also als argument für z.b. waldorfschulen? exclusivität, inner cercle, abgehoben sein von der allgemeinheit, sich nicht auseinandersetzen mit der unmittelbaren gegenwärtigkeit von dragen und özdemir, varadinka und samira. ein schulisches freimaurertum, quasi. so wird das nix mit der integration, und mit der emanzipation auch nicht, da gehörden nämlich immer zumindest zwei dazu die sich mit der sache auseinandersetzen.
13. November 2008 um 9:33
Ja, Frau kelef, so seh ich das auch.
Waldorfschule bereiten auf eine Welt vor, die es für die meisten gar nicht gibt.
Doch, Herr /Frau wst, in Bundesländern mit Zentralabitur schon. und das sind mittlerweile die meisten. Da muss der Stoff der normalen Gymnasien sitzen, sonst wird das nichts.
13. November 2008 um 10:35
Ganz so hart wie Frau kelef sehe ich es nicht, dass Begabungen schon ihren Weg finden werden: Manche müssen schon gelockt werden. Ausgerechnet die tatsächlich vom System benachteiligten Kinder aus der sozialen Unterstschicht werden aber nicht in die Waldorf-Förderung einbezogen.
13. November 2008 um 13:56
Frau croco, Sie haben mich falsch verstanden. Selbstverständlich muss der Stoff der normalen Gymnasien sitzen, die Abiturprüfung an Waldorfschulen ist staatlich und umfasste zumindestens bei mir deutlich mehr Prüfungsfächer als an den staatlichen Gymnasien in meinem Bundesland geprüft wurden. Die Aussage, dass der Stoff in der 13. Klasse komplett nachgeholt werden muss, ist nach wie vor falsch, denn dieser Stoff ist zu großen Teilen nämlich bereits vorhanden.
Waldorfschule ist nicht Kuschelschule ohne Leistungsdruck. Man kann als Schüler (und auch als Elternteil) jederzeit wissen, wie es um die eigene Leistung (bzw. die des Kindes) bestellt ist. Wenn man das denn will. Natürlich gibt es immer wieder Schüler, die Faulheit oder Unvermögen 12 Jahre lang ignorieren und dann weinen, wenn es in der Konsequenz eben kein Abitur gibt. Wer keine Eigenverantwortung ausüben will, ist an der Waldorfschule schlichtweg falsch.
Die Waldorfwelt, die von Ihnen hier suggeriert wird, hat mit der Lebenswirklichkeit der meisten Waldorfschüler herzlich wenig zu tun. Aber Sie sind sich ja alle so schön einig, da will ich jetzt auch nicht weiter stören.
13. November 2008 um 16:16
Das ist ja leider alles eher weniger als mehr fundiert, was hier so über Waldorfpädagogik zum Besten gegeben wird…und auch der Artikel der Süddeutschen trägt da keineswegs zur Erhellung bei. Nicht jeder Lehrer übrigens an den “staatl. Schulen” ist so gern bei der Sache und engagiert wie es der Mitbewohner wohl ist, aber das wissen Sie selbst.
Unsere waldorfbeschulte Babysitterin, die jetzt Modedesign studiert, hat gestern beim Flaschenspülen die Bürgschaft rezitiert – in der Schule gelernt. Sie hat übrigens 5 Schwestern, die alle auf die Waldorfschule gehen, ohne dass die Eltern Akademiker wären oder begütert: im Allgemeinen sind anthroposophisch orientierte Menschen und Einrichtung sehr kinderlieb und sozial, was zB bedeutet, dass Schulgeld einkommensabhängig pro Familie gezahlt wird. Das sah in dem Montessorikindergarten, den ich mir angeschaut habe, schon anders aus: hier wird der Beitrag pro Kind fällig, ohne Geschwisterrabatt, DAS trägt mM dazu bei, sich abzugrenzen.
A propos Abgrenzung: Leuten, die sich abgrenzen wollen und das Geld haben, schicken ihre Kinder auf Privatschulen oder Internate, vielleicht gibt es da eine Statistik zu, oder wir befragen mal Frau VonderLeyen. Eine Alternative ist auch, aufs Land in ein kuscheliges Neubaugebiet zu ziehen, da stimmt dann der präferierte Ausländer- / Sozialschwachenanteil wieder.
Wie auch immer, viel Spaß beim Schwelgen in Vorurteilen, Sie finden mich auf dem Spielplatz – Chantal und Youssif sind auch da: das ist nämlich die Lebensrealität.
13. November 2008 um 16:54
Vorurteile: Ich gebe zu, ich habe Rudolph Steiners Werk nicht gelesen (Sie, wst, FrauM, haben das vermutlich, um nicht nur anekdotisch argumentieren zu müssen). Ich habe lesen lassen, nämlich von Marcus Hammerschmitt, der nach der Lektüre von Steiners Schriften, also der Basis der Anthroposophie, das Buch Instant Nirwana geschrieben hat (hier ein Interview dazu): “Sozial” und “sehr kinderlieb” sind Definitionssache – Rassismus und Antisemitismus weniger.
14. November 2008 um 14:07
Natürlich lassen sich in Steiners Werk rassistische und antisemitische Aussagen finden, das hat hier niemand bestritten. Steiner war ein Kind seiner Zeit und ein ziemlich seltsames noch dazu. Die mangelnde Offenheit der Waldorfbewegung in Bezug auf die Auseinandersetzung mit diesen Aspekten von Steiners Schriften finde ich äusserst bedauerlich. Es könnten viele unnötige Diskussionen vermieden werden, wenn man endlich klar Stellung beziehen und sich deutlich abgrenzen würde. Offensichtlich fehlt es an dort fachkundiger PR-Beratung.
Zu unterstellen, Rassismus und Antisemitismus seien die Grundlage der Waldorfpädagogik, halte ich aber für reichlich gewagt. Nach meiner Erfahrung halten es die meisten Anthroposophen mit ihrer Weltanschauung ähnlich wie Christen mit ihrer Religion: man pickt sich heraus was gefällt und der (ggf. hochproblematische) Rest wird geflissentlich ignoriert.
Ja, Frau Kaltmamsell, ich argumentiere anekdotisch. Es gibt meines Wissen nach nämlich keine umfassende empirische Erhebung zu Einstellungen von Waldorfschülern und -lehrern, die Aufschluss darüber geben könnte, ob sich die Rassentheorien Steiners heute noch im Umterrichtsalltag der Waldorfschulen niederschlagen. Steiners Werk selbst erscheint mir dazu denkbar ungeeignet, nicht zuletzt weil das Werk so umfangreich und wirr ist, dass man Steiner mit Steiner widerlegen kann (wie ja auch Hammerschmitt im Interview anklingen lässt).
Die Waldorfschulen als Gesamtheit sind extrem heterogen, auch im Hinblick auf den Grad der Anthroposophieaffinität der Lehrerschaft. Es gibt mit Sicherheit Schulen und Lehrer, denen ich mein (hypothetisches) Kind niemals anvertrauen würde. Das ändert aber nichts daran, dass ich die Schulform an sich für eine überwiegend gute Sache halte. Und ich wehre mich weiterhin gegen die in dieser Diskussion anklingende Unterstellung, Waldorfschüler würden keine ordnungsgemäße Schulbildung erhalten, sondern in einer rassistisch geprägten Kuschelwelt gehirngewaschen.
15. November 2008 um 21:36
alle ehemaligen walldorfschüler die ich kenne sind politisch reife, differenziert denkende, persönlich gefestigte und mit einem überdurchschnittlichen maß an solidarisierungskraft und sozialem geist versehene menschen, was ich – in meiner unerschütterlichen einfalt diesbezüglich – tatsächlich dem schulsystem ankreide, das sie genossen haben.
16. November 2008 um 10:19
Meine Erfahrungen als ehemaliger Waldorfschüler decken sich zu fast 100% mit denen von wst. Es gab keinen Spezialabschluß, sondern ein ganz normales Abitur nach 13 Schuljahren, dessen Durchführung und Aufgabenstellungen wie bei jedem normalen Gymnasium auch vom Schulamt kontrolliert wurden. Auch Kontrollen während des Unterrichts sind vorgekommen, daher hatte ich nicht den Eindruck, daß der Staat seiner Aufsichtspflicht nicht nachkommt. Ich habe danach mit Erfolg ein technisches Studium in unterdurchschnittlicher Zeit absolviert, und fühlte mich darauf nicht ungenügend vorbereitet, auch nicht im Vergleich mit Kommilitonen.
Das ist meiner Meinung nach auch die wesentliche Frage: Bereiten die Waldorfschulen ihre Schüler gut auf das spätere Leben vor? Leider wird diese Frage oft aus dem Bauch heraus mit Nein beantwortet: Z. B. “kein Leistungsdruck” -> “an der Realität vorbei”. Dabei wird übersehen, daß die Aussage “kein Leistungsdruck” pauschal nicht stimmt. Es gibt sehr wohl Leistungsdruck, er setzt allerdings spät ein. Und ob Leistungsdruck ab der ersten Klasse wirklich sein muß, ist auch außerhalb der Waldorfschulen umstritten.
Oft genug wird stattdessen die Antroposophie kritisiert (die in der Tat genügend Anlaß zur Kritik liefert).
Die größeren Probleme der Waldorfschulen liegen meiner Erfahrung nach in der mangelnden Qualitätssicherung: Da der einzelne Lehrer viel Verantwortung und Freiheit hat, kann er auch viel Schaden anrichten, wenn er dem nicht gewachsen ist. So etwas wird oft erst viel zu spät erkannt, und auch wenn es bekannt ist, fehlen manchmal die nötigen Reaktionen. Die Auffassung “X setzt sich unheimlich ein, und deshalb muß alles, was X tut, gut sein” scheint recht verbreitet zu sein. Auch der Umgang mit Kritik (ob berechtigt oder unberechtigt) ist oft ziemlich unprofessionell.
17. November 2008 um 21:27
letzteres ist auf staatlichen schulen nicht wirklich anders. man hat dort allerdings mehr möglichkeiten, eltern mit kritik professionell abblitzen zu lassen.
29. November 2008 um 17:27
Wer sich ernsthaft damit auseinandersetzen möchte, was die Waldorfpädagogik und die Lehre Rudolf Steiners in der Praxis bedeutet, der sollte alle Artikel zu dem Thema inklusive Links auf der folgenden Seite lesen. Ich habe viel recherchiert und dies veröffentlicht, weil Eltern in der Regel keine Ahnung haben, was hinter Waldorf-Einrichtungen wirklich steckt, wenn sie sich für diese Schulform entscheiden.
Hier gehts zu vielen Informationen und Interviews mit Michael Grandt, Autor des “Schwarzbuch Waldorf” und Andreas Lichte, ehemaliger Student des “Seminars für Waldorfpädagogik Berlin”:
http://blog.ebook-insel.de/category/schule-und-erzeihung/