Prestigedrücken und andere Blödigkeiten

Freitag, 19. Dezember 2008 um 11:44

Nun hat’s also auch Frau Ingeborch in die Muckibude geweht.

Ich fürchte, es braucht größere Charaktere als den meinen, die Gewichte an den Maschinen gleichmütig einzustellen. Gehe ich an die Beinpresse, habe ich überhaupt nichts dagegen, dass mich jemand dabei beobachtet: Zwei Mal 330 Pfund – das bringt auch die von Ingeborch beschriebenen Zwetschgenweiberl zum Staunen. Ich könnte sogar mehr, aber dann protestiert mein schiefes Kreuz. Ganz anders sieht es an der Maschine für die gerade Bauchmuskulatur aus, bei deren Einstellung ich mich am liebsten unsichtbar mache. Ich mag mir noch so oft einreden, dass alle anderen halt bei der Ausführung der Übung mogeln – 40 Pfund sind weniger als lahm, zumal ich die seit drei Jahren einfach nicht höher bekomme. Ist halt doch Veranlagung. Und so habe ich in der Muckibude gelernt, dass meine stärksten Muskeln in Po, Oberschenkeln und im Nacken sitzen.

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Die schlimmste Folge meiner katholischen Erziehung: Die tiefe Verinnerlichung, dass es IMMER einen Grund gibt, ein schlechtes Gewissen zu haben. Vermutlich macht mich das Anstrampeln dagegen zu solch einer prima Arbeitnehmerin. Und empfänglich für Depressionen.

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Habe dieses Jahr den Taschenkalender fürs nächste bereits Mitte Dezember erworben.

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Es kündigt sich ein Gänsefest zu Weihnachten an. Mitbewohner macht eine für unseren zweisamen Hl. Abend, meine Mutter wollte deshalb schon ihre Pläne für unseren Besuch am 2. Weihnachtsfeiertag ändern. Glücklicherweise war sie zu überzeugen, dass zweimal frische Gans innerhalb von zwei Tagen mich wirklich echt ehrlich zum Jubeln bringen.

die Kaltmamsell

12 Kommentare zu „Prestigedrücken und andere Blödigkeiten“

  1. wondergirl meint:

    Sofern man nicht Türsteher werden will, soll man doch eh eher an der Zahl der Wiederholungen, denn am Gewicht, arbeiten, dachte ich…

  2. Nicky meint:

    Da geht’s Ihnen wie mir, nur dass kein Tag Pause dazwischen ist… Gans am ersten Weihnachtsfeiertag bei der einen Verwandtschaft, Gans am zweiten bei der anderen Verwandschaft… Und ich muss jedes Jahr auf’s Neue versichern, dass es uns nicht zuviel wird… Wenn ich’s jetzt ganz genau nehme, bekommen wir am zweiten sogar Reste eingepackt für den 27.Dez und auch die wurden noch immer glückselig verspeist. Macht voraussichtlich dreimal Gans in 2008. OK, vielleicht nicht besonders gleichmäßig verteilt, aber die Freude darauf reicht für alle drei anstehenden Tage ;) Als Ausgleich übrigens maximal nen Salat zum Abendessen – nicht als Muss, sondern weil pappsatt.

  3. die Kaltmamsell meint:

    Die medizinische Muckibude, die Frau Ingeborch und ich frequentieren, arbeitet auf der Basis von sehr langsamen, kontrollierten Bewegungen gegen möglichst hohem Gewicht, wondergirl. Das Gewicht soll nach spätestens 90 Sekunden zur Erschöpfung des Muskels führen.

  4. Hande meint:

    @Kaltmamsell & @Nicky: Schickt mir doch bitte von eurem Gänse-Segen was rüeber! Hier, wie gesagt, kein Gans weit und breit – keine Tradition, kein Zucht, nicht auffindbar. Hiesige Weihnachtstradition = Karpfen macht uns nicht an, also werden wir tief in die Tasche greifen und einen echten, blutigen, riesigen Bisteccha Fiorentina (vom Chianina) essen – von Annibale gekauft und selber kurz zur Begrüßung vors Feuer gehalten, damit wir nicht komplett als blutrünstige Monster gelten.
    PS: Bein-, Abduktoren- und Adduktoren-Pressen sind übrigens die einzigen sportlichen Bereiche/Geräte, wo ich besser bin als meinen super sportlichen, sehnigen und knackigen Mann.

  5. croco meint:

    Heute Huhn, gestern Ente, wir arbeiten uns vor durch’s geflügelte Reich.

    Beinpresse 20 *60 Kilo, Bauchmuskulatur 50*32 Kilo.
    So, und jetzt kann ich das nicht richtig in Ihre Einheiten umrechnen. So weiß ich nicht, ob ich angebe oder nicht.
    Zwei Mal 330 Pfund heißt 165 Kilo aber das nur zwei Mal?
    Schon der Gedanke daran erschöpft mich.

  6. Stefan meint:

    @Croco: Geräte in unterschiedlichen Trainingsumgebungen sind nicht vergleichbar. Die Geräte in der Medizinischen Muckibudenkette, die Frau Ingeborch, Frau Kaltmamsell (und ich) besuchen, sind auch nicht zum Angeben bestimmt. Wichtig ist, dass man nach dem Sport mit geradem Rücken und federnden Schritten herauskommt ;-)

    Zwei Mal 330 Pfund heißt in dieser medizinischen Muckibude: die Beinpresse hat zwei Gewichtsstöcke, die man jeweils auf 330 Pfund einstellen kann. Man soll dort eine Übung immer neun oder zehn Mal ausführen. Es wäre nicht im Sinne des Trainingsprinzips dieser Medizinischen Muckibude, nur zwei Mal zu pressen.

    Nun sollten die Zahlen nicht abschrecken: diese Beinpresse überträgt die Kraft des Sportlers über Hebel. Man wird durch die Instruktoren eingewiesen und findet dann irgendwann für sich ein ideales Trainingsgewicht. Alles was ich dazu sagen kann: wer das regelmäßig macht, braucht kein Silikon-Implantat in der Zone des Gluteus maximus ;-)

    @Frau Kaltmamsell: Wenn man das Gerät für die geraden Bauchmuskeln bestimmungsgerecht verwendet, braucht es nicht viel Gewicht. Es irritiert zwar, wenn man sein Gewicht immer relativ weit »oben« wählt, aber es geht doch um das saubere Ausführen der Bewegung. Ich vermute, dass man die Geräte aus Baugruppen zusammenstellt und dass man vier Gruppen von Gewichtsstöcken herstellt. An dem Gerät für die Nackenmuskulatur wird wohl auch niemals jemand die volle Last ausreizen. An der Beinpresse soll das dagegen häufiger vorkommen.

  7. Richard meint:

    zur muckibud – gehe dort seit ca. 5 jahren regelmäßig hin und finde gerade diese reduktion auf das wesentliche sowie den minimalismus in der anmutung sehr angenehm.
    was Fr. Ingeborch`s mann da so wg. umkleide und so empfindet – geht mir genau so.
    zur Gans, die gibt`s heuer in südtirol v. biobauern aus rohr / niederb. (Asamkirche) hoffe man darf sowas einführen aber die grenzen sind ja offen und vogelgrippe kein thema.
    erstesmal den schwiegersohn bekochen . bin schon leicht nervös. aber mit den tips hier und bei ähnlichen blogs wird´s scho wern.

  8. Stefan meint:

    @Richard: Der Minimalismus hat mich auch überzeugt. Die runden Duschen kann man wohl einfacher sauberhalten, die Stahlschränke sind einfach praktisch und der Spiegel zeigt, dass man etwas getan hat. Der Verzicht auf eine »Bar« und auf Musik wird von vielen Kunden auch als sehr angenehm empfunden. Wenn Frau Ingeborchs Mann ein paar Jahre dort trainiert hat, wird er sich sicher auch daran gewöhnt haben ;-)

  9. Stefan meint:

    Weil es vielleicht gerade in das Thema »Frauen und Muckibude« passt: SPON berichtet über eine Muckibude für muslimische Frauen. Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich darin überhaupt keine Selbstisolation sehe und die Kritik nicht nachvollziehen kann. Die Frauen haben sich ein Stück Freiheit erkämpft und werden sich dort ganz sicher ein Stück Selbstbewusstsein antrainieren. Sie werden nach einiger Zeit mit einer ganz anderen Körpersprache auftreten. Ich sehe es, wenn auch noch eine gute Trainingsmethode hinzukommt, einfach als einen Baustein zur Emanzipation. Natürlich neben fachlicher und politischer Bildung …

  10. kecks meint:

    Es ist höchstwahrscheinlich nicht Veranlagung, sondern die Folge von Immereinsatztraining, was früher oder später a) in die Stagnation führt (wie jede Trainingsmethode) und b) sowieso für nicht BodybuildersondernKraftsucherzwecksschmerzfreiemAlltag alles andere als die Methode der Wahl ist.

    Kraft für den Bauch sammelt man am einfachsten an, indem man den Bauch so belastet, wie er auch im Alltag arbeiten muss: Statisch und ausdauernd. Daher macht man sich z.B. einfach bereit für Liegestütze, unterlässt diese aber dann und verharrt statt dessen so lange wie möglich in dieser Position (“Brett”). Prima Übung. Und ganz ohne Kieser ;).

  11. jens meint:

    ich hatte ja gedacht, ich gebe die dauerverpflichtung auf schlechtes gewissen mit dem kircheaustritt ab. hat aber nicht so geklappt.

  12. Stefan meint:

    @Kecks: Ich will — aus Respekt vor der Gastgeberin — diese ganze Diskussion über Trainingsmethoden nicht noch einmal aufrollen. Ich gehe jetzt zweieinhalb Jahre dorthin und wenn ich Stagnation spürte, würde ich meine Zeit damit sicher nicht verschwenden. Stagnation kann man unter anderem dadurch vermeiden, dass man den Trainingsplan ändert oder dass man das K-Training durch andere sportliche Aktivität ergänzt. Ich würde ohne diese Art des Trainings weder mein Arbeitspensum noch mein Marathontraining schaffen. Das hat nichts mit der »Marke« zu tun, das würde bei anderen seriösen Anbietern sicher genauso funktionieren.

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