Journal Mittwoch, 22. Februar 2017 – Frühlingsblüten im Sturm
Donnerstag, 23. Februar 2017 um 6:18Seit zwei Wochen trage ich wieder Lippenstift. Etwa drei Jahre hatte ich praktisch nie einen aufgelegt. Angefangen hat das wohl in meinem Jahr Auszeit, denn Lippenstift verbinde ich mit Büro oder Ausgehen. Dann war die Haut meiner Lippen lange in so desaströsem Zustand, dass ich mit Pflege statt Schminke beschäftigt war. Doch vor zwei Wochen fiel mir ein, dass ich Lippenstift mal sehr gemocht hatte.
Stürmischer, milder Tag. Arbeitssorgen bekamen noch ein Schippchen aufgelegt.
Auf dem Heimweg besorgte ich Grapefruit, Chicorée, Avocado, um zusammen mit dem Feldsalat aus Ernteanteil (und ein paar Datteln und ein wenig Mozzarella) einen Wintersalat zum Abendbrot zu bereiten. Und ich machte einen Umweg, um mir auf der blumigesten Vorgartenwiese, die ich kenne, endlich meine Dosis Frühlingsblüten abzuholen.
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Es hat schon was von absichtlichen Hammerschlägen auf den eigenen Daumen, dass ich mich von Studien angezogen fühle, die belegen, wie wenig vernünftig der Mensch tatsächlich ist.
Ist vermutlich Selbsterziehung mit dem Ziel, dass ich nicht mehr mit bescheuerten Entscheidungen anderer oder meiner hadere.
“Why facts don’t change our minds”.
“Once formed,” the researchers observed dryly, “impressions are remarkably perseverant.”
(…)
Even after the evidence “for their beliefs has been totally refuted, people fail to make appropriate revisions in those beliefs,” the researchers noted.
Bislang bin ich schwer gescheitert. Vielleicht weil diese Studien keine Schlüsse aus ihren Ergebnissen ziehen, die mich zufrieden stellen. Wahrscheinlich muss ich mich erst mal von meiner Überzeugung verabschieden, es gebe objektiv gute oder schlechte Entscheidungen/Entwicklungen (kommt ja immer auf priorisierte Werte an).
Vielleicht ist jemand, der sich wider besseres Wissen für ein Verhängnis entscheidet, hinterher auf der Ausschlag gebenden Ebene glücklicher als hätte er sich dagegen entschieden.
Dieser Artikel im New Yorker bietet eine Erklärung für die beschriebenen Entscheidungsmechanismen an:
“Reason is an adaptation to the hypersocial niche humans have evolved for themselves,” Mercier and Sperber write. Habits of mind that seem weird or goofy or just plain dumb from an “intellectualist” point of view prove shrewd when seen from a social “interactionist” perspective.
Dazu kommt wohl, dass das Wissen, das innerhalb einer Gesellschaft vorhanden ist, zum gefühlten eigenen Expertentum wird:
People believe that they know way more than they actually do. What allows us to persist in this belief is other people. In the case of my toilet, someone else designed it so that I can operate it easily. This is something humans are very good at. We’ve been relying on one another’s expertise ever since we figured out how to hunt together, which was probably a key development in our evolutionary history. So well do we collaborate, Sloman and Fernbach argue, that we can hardly tell where our own understanding ends and others’ begins.
(…)
Where it gets us into trouble, according to Sloman and Fernbach, is in the political domain. It’s one thing for me to flush a toilet without knowing how it operates, and another for me to favor (or oppose) an immigration ban without knowing what I’m talking about.
via @mspro
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Dabei gibt es viele Arten der Unvernunft, die ich ausdrücklich gut heiße. (Weil ich sie natürlich in Wirklichkeit für besonders vernünftig halte.) Zum Beispiel:
“Der höflichste Krieg der Menschheitsgeschichte”.
2 Kommentare zu „Journal Mittwoch, 22. Februar 2017 – Frühlingsblüten im Sturm“
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23. Februar 2017 um 20:47
Humon von Scandinavian-and-the-world hat zu dem Krieg schon vor einiger Zeit einen schönen Comic gemacht:
https://satwcomic.com/epic-battle
Satw sei ohnehin empfohlen für unterhaltsame Einblicke in die Beziehungen zwischen die verschiedenen Länder *g*
24. Februar 2017 um 0:13
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Gerne gelesen
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