Journal Samstag, 25. März 2017 – Mandelmucken und Egglburg
Sonntag, 26. März 2017 um 8:51Aufs Angenehmste ausgeschlafen.
Doch aufgewacht mit einer rechten Rachenmandel, die Golfballgröße anpeilte und brüllend schmerzte, bis hinauf ins rechte Ohr.
Als dann auch noch der Himmel bedeckt war, überdachte ich meine Wanderpläne: Ich ließ Herrn Kaltmamsell eine deutlich kürzere Strecke aussuchen als meine ursprüngliche Idee, vom Ammersee nach Tutzing zu wandern.
Während Herr Kaltmamsell eine aufwändige Pastete bastelte und in den Ofen schob, machte ich eine Einkaufsrunde. Jetzt kam tatsächlich die angekündigte Sonne raus, ich freute mich auf den Spaziergang. Wir frühstückten und machten uns per MVV auf den Weg nach Kirchseeon. Doch am Umsteigebahnhof in Trudering strandeten wir erst mal: Wegen eines Notarzteinsatzes fuhren keine S-Bahnen, der schnell eingerichtete Schienenersatzverkehr bestand aus Großtaxis, die hin und wieder vor dem Bahnhof anhielten und für die Menge der Gestrandeten zu wenige waren. (Ja, ich war grantig und sah meine Wanderpläne platzen, doch tatsächlich hatten die MVG innerhalb kürzester Zeit Info-Personal ans betroffene Gleis gestellt und eine Alternative für die gesperrte S-Bahnstrecke organisiert – mir fällt nicht ein, wie sie besser mit der Situation hätten umgehen können.) Nach nicht mal 45 Minuten fuhren die S-Bahnen wieder, wir kamen halt verspätet in Kirchseeon an.
In Sonne und kühlem Wind gingen wir über den Egglburger See und die Ebersberger Weiherkette nach Ebersberg, sahen Bussarde, Falken, fette Hummeln, eine quietschgelbe Schafstelze, meine ersten Schlüsselblumen der Saison und Buschwindröschen, so weit das Auge reichte. Am Egglburger See beobachteten wir Lachmöwen, sahen eine Kormoran-Kolonie auffliegen und weite Schleifen über den See ziehen. Am Ebersberger Marktplatz gab’s das erste Eis der Saison.
Aufstieg zur Egglburger Kirche.
Oberbayerische Begräbniskultur (nicht nur in fernen Landen sind Friedhöfe interessant).
Blick auf die Egglburger Kirche von der gegenüberliegenden Seite des Sees.
Schlüsselblumen, die mich an ihre vielen englischen Geschwister letztes Jahr in den Cotwolds erinnerten.
Nachdem ich auf dem Heimweg einige Male “AUA!” sagen musste, nahm ich daheim dann doch Schmerzmittel gegen die immer lauter brüllende Mandel.
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Unterwegs unterhielt ich mich mit Herrn Kaltmamsell unter anderem über Blade Runner – für seine Jugend und seine Rezeption nachfolgender Filme hatte das Ridley Scott-Werk große Bedeutung.
Auf dem Blog Typesetinthefuture gibt es vom vergangenen Jahr einen einen ausführlichen Post:
“Blade Runner”.
Vorgeblich geht es um den Einsatz von Typografie im Film, tatsächlich aber ist der Text eine vielfältige Ausstattungsanalyse und Einordnung in seine Entstehungszeit.
via @alexmatzkeit
Ich legte mir gleich mal das heimische Exemplar der Romanvorlage raus (ein Flohmarktfund des Herrn Kaltmamsell aus den 80ern).
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Naomi Alderman (Romanautorin und Erfinderin von Zombies run) schreibt im Guardian über
“Dystopian dreams: how feminist science fiction predicted the future”.
Zentrales Werk ihrer Analyse ist Margaret Atwoods The Handmaid’s Tale1, das derzeit fürs Fernsehen neu verfilmt wird. Unter anderem erklärt Alderman, wie die Lektüre dieses Romans sie zur Entscheidung brachte, niemals ihren Namen gegen den eines Ehemanns zu tauschen.
Das Schöne am Leben mit einem Science-Fiction-Fan ist, dass ich fast alle aufgeführten Autorinnennamen in unserer Bibliothek finde.
- Habe ich hier schon mal festgehalten, dass mein claim to fame darin besteht, dass ich an der Uni mit jemandem zusammengearbeitet habe, der sich während seiner Promotion das Büro mit Frau Atwood teilte? [↩]
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