Crèmekrieg
Sonntag, 18. Januar 2009 um 18:26Crème brûlée ist etwas Wundervolles; das habe ich erst wieder auf meinem Provence-Urlaub festgestellt. Selbst habe ich vor Jahren einen Versuch unternommen, da ich keinen Gasbrenner besaß, halt unterm Grill. Das Ergebnis war eine panzerglasähnliche Zuckerschicht, die überhaupt nichts mit dem zart knispelnden Hauch aus braun geschmolzenem Zucker zu tun hatte, den ich so liebte. Das war’s also erst mal mit Crème brûlée, denn aus irgendeinem Grund hatte ich beschlossen, Gasbrenner in Privatküchen für albern zu halten.
Dann kam letztes Weihnachten wieder das Christkind, und diesmal zog es aus seinem Beutel ein Gasbrennerchen. Ich habe mich sehr gefreut und sofort eine Versuchsreihe mit Rezepten begonnen.
Erstes Ergebnis: Was die meisten Kochbücher als Crème brûlée angeben, ist lediglich Flan verkehrt herum, also ein Milch- oder Sahne-Eierstich, im Wasserbad im Ofen gestockt, nur mit der Karamelschicht oben statt unten. Ich liebe den stichfesten Flan, aber wenn ich Flan wollte, hätte ich Flan gemacht. Die Crème brûlée, für die ich so schwärme, hat cremige Konsistenz, kann also nicht im Wasserbad gestockt sein.
Auf eine erfolgversprechende Spur kam ich bei der guten alten Delia Smith, die den Engländern das Kochen beibrachte, bevor Jamie Oliver (auch seine Crème brûlée stichfest) den Job übernahm: Hier wird eine Créme auf Sahnebasis mit viel Eigelb und ein wenig Stärke im Topf gerührt. In dieselbe Richtung gehen die Rezepte für Crema catalana, deren enge Verwandtschaft mit der Crème brûlée immer betont wird: Eigelb und Stärke mit Milch im Topf.
Aus all den Rezepten entstand dann die Zubereitungsweise, die mich zu der Crème brûlée brachte, wie ich sie mir vorgestellt hatte. Hier das Rezept (kann natürlich mit Vanille statt Safran aromatisiert werden, in Crema catalana wird gerne Zitronenschale mitgekocht).
die Kaltmamsell5 Kommentare zu „Crèmekrieg“
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18. Januar 2009 um 19:01
Danke Frau Kaltmamsell! Ich besitze auch seit kurzem einen kleinen Gasbrenner, und nachdem Sie so ausführlich den Werdegang der crème brulée beschrieben habe, kann ich mich daran versuchen.
18. Januar 2009 um 20:19
Ohhh – ein Gasbrenner muss her, ich sehe es schon.
18. Januar 2009 um 23:09
Ja, ein Gasbrenner. Unbedingt. Der ist für sehr vieles nützlich – ich schwärme noch immer von einem kleinen Kellerrestaurant in Tokio, wo die Makrele mit Gasbrenner am Tisch gegart wurde… Aber ehe ich abschweife: Jetzt werde ich mich wohl doch mal an den Versuch einer solchen Creme wagen müssen.
20. Januar 2009 um 12:49
Ist das nicht die Nachspeise, bei der man erst mit Feuer spielt, um anschließend mit Feuer zu spielen?
1. Februar 2009 um 13:33
Ich weiß nicht, was schlimmer ist: das was die Créme mit den Hüften lustiges anstellt oder welche Verwirrung die Crème brûlée mit ihren ganzen Akzentzeichen anrichtet. Kann es sein, dass der Gasbrenner eigentlich mein Weihnachtsgeschenk sein sollte? Ich vermisse meinen nämlich immer noch …