Journal Samstag, 26. August 2017 – Spanienurlaub 7, Lires nach Fisterra

Sonntag, 27. August 2017 um 10:47

Die letzte Etappe unserer Wanderung – und alles nochmal drin: Regentropfen, halsbrecherische Küstenpfade, Greifvögel, Ausblicke, dornenzerkratzte Beine, Strände, Leuchttürme. Dazu kamen einige kleine Orte, durch die uns die Route der Reiseveranstalter als Alternative zum Camiño dos faros führte: Die Originalwege seien einfach zu gefährlich. Und wir kamen in Kontakt mit der Jakobswegpilgerei, allerdings erst in Fisterra.

Beim Verlassen der Unterkunft in Lires wehten uns ungewohnte Aromen entgegen: Frischer Waldgeruch. Bislang hatten wir am Meer übernachtet, und das hatte man immer gerochen, gestern in Muxía kam durch die offene Tür ein so intensiver Schwall Meeresluft beim Auschecken zur Rezeption, dass ich lachen musste.

Wir hatten sehr gut gefrühstückt: Nicht nur kein Buffet (uns wurden angeboten tostada, Schinken, Käse, geriebene Tomate, Joghurt, Saft), sondern echter frischer café con leche. Ich aß mehr, als ich sonst als Urlaubsfrühstück schaffe, und ließ den nachgereichten Kuchen nur aus, weil ich mit vollem Bauch sehr schwer wandere.

Die Route führte uns gleich mal auf einen Berg, und von dort hinunter in Halsbrechereien – die erschwert wurden durch eine falsch erwischte Abzweigung: Plötzlich standen wir in der Felswand auf einem 20 cm breiten Weg, der nicht weiter führte. Dass es gerade hier immer wieder ein bisschen regnete, machte den Abschnitt nicht lockerer. Da Sie das lesen, wissen Sie, dass wir heil rauskamen, aber wir nahmen die Alternativen für weitere solche Abschnitte gern an.

Wie angekündigt wurde das Wetter besser, bis zu strahlendem Sonnenschein am Nachmittag. In einem Dorf folgten wir den vielen Schildern zu einer Bar und tranken etwas, für die Mittagspause fanden wir nach der Bank am Vortag diesmal Bank mit Tisch.

Der letzte Leuchtturm des Camiño dos faros war auch der Zielort vieler Jakobswegpilger. Wir kehrten am Cabo Fisterra nochmal in eine Bar ein und hörten, wie sich andere Gäste über ihre Motive für das Absolvieren des Jakobswegs austauschten. Uns begegneten Geistliche, Jugendliche voller Jakobswegumhänger und wettergegerbte alte Ehepaare, die Boulevardtheaterklischees vorspielten (u. a.: Der untersetzte Er in Hemd und Stoffhose stürzt sich an die Theke und auf ein Bier, die magere Sie in kompletter Funktionskleidungsmontur inklusive Schlapphut keift ihn darob an.)

Wir landeten in einem schönen Hotel (gelernt: rural heißt einfach Hotel in kleinem Ort und kann von Pilgermassenabfertigung bis romantischer ehemaliger Bauernhof alles sein), ein erster Blick aus dem Zimmerfenster fiel auf einen Esel, auf dem eine Elster herumturnte, beide ignoriert von der daneben grasenden Ziege.

Wieder gab es das Abendessen nicht im Hotel selbst, sondern in einem Partner-Restaurant, zu dem wir abends spazierten. Auf dem Weg guckten wir gleich mal nach der Bushaltestelle, von der aus es am Sonntag weitergeht. (Bustickets waren nicht vorab buchbar, das machte mich unruhig.)

Veranstaltungsankündigungen in einem Bushäuschen in Lires.

An der Ría de Lires schreckten wir zwei Kraniche auf, die am Ufer gegenüber landeten und dort gemächlich ihren Kranichdingen nachgingen. (Nicht im Bild, weil ich für Vogelaufnahmen zu schlecht fotografiere.)

Schwindelfreiheit verhilft zu großartigen Aussichten, ist aber anstrengend. Wir krabbelten in einer Gegend, in der es vor ein paar Jahren gebrannt hatte, kamen also nicht nur dreckig, sondern auch rußig heraus.

Gestern durfte ich den Rucksack den ganzen Tag tragen, davor wenigstens zweimal halbe Tage. Herr Kaltmamsell hatte sich in den Kopf gesetzt, dass ich wegen meines Nackennervs geschont werden müsse – dabei war der Rucksack wirklich nicht schwer (schwerster Inhalt 2 Liter Wasser).

Den Praia do Rostro sollten wir gesamt entlang gehen. Ich verweigerte die Anstrengung eines weiteren Tiefsandabschnitts; zum Glück hatten sich auf den Dünen viele, viele Pflanzen angesiedelt, die den Sand zusammenhielten und das Gehen viel einfacher machten.

Der Strand war sehr lang, ich sang uns zur Unterhaltung eine kleine Melodei von Maurice Jarre.

Die Praia do Mar de Fora ist der Hausstrand von Fisterra, bei dem jetzt schönen Wetter (und mittleren 20 Grad Lufttemperatur) badeten Menschen – dabei fiel mir ein, dass Samstag war.

Mittach! Die Hotelgastgeber hatten uns sogar Brotzeit mitgegeben, die vesperten wir jetzt.

Auf dem Weg zum Cabo Fisterra ein Hórreo mit dem Maskottchen des Camiño dos faros: Der trasno Traski.

Sehr lange gingen wir auf den Leuchtturm Faro de Fisterra zu – auch der weithin sichtbar.

Aussicht von der Bar am Kap und Eindruck von der Betriebsamkeit dort. Die Musikmischung, die aus der Bar tönte, war sehr wild und hörenswert, unter anderem die Cover-Version eines bekannten argentinischen Tangos – auf der Gaita.

Kirche Santa María am Ortseingang von Fisterra.

Zum Abendessen spazierten wir also mit einem Kärtchen des Hotels zum Hafen (ich habe noch nie so sauberes Wasser in einem Hafenbecken gesehen). Als Halbpension hätte es für uns das Tagesmenü gegeben, doch mit Aufpreis konnten wir frei aus der Karte wählen: Bitte zweimal Galicien.
Und so bekam Herr Kaltmamsell seine ersten navajas.

die Kaltmamsell

12 Kommentare zu „Journal Samstag, 26. August 2017 – Spanienurlaub 7, Lires nach Fisterra“

  1. Schneizel meint:

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  2. Spontiv meint:

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  3. Thea meint:

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  4. Ulla meint:

    Das letzt Foto/Essen schaut ja super lecker aus. Schade das der Weg schon zu Ende ist. War gerne dabei.

  5. Croco meint:

    Was für ein schöner Weg! Es was gruselt es mich ob seiner Felsigkeit und der Tiefe. Diese Dudelsäcke sind anstengend. Vor unserem Hotelfenster arbeitete sich ein junger Mann ab an einem. Melodien waren bei den drei Tönen kaum zu erkennen. Am zweiten Abend war ich bereit ihn zu würgen. Es gibt aber sicher Virtuosen auf diesem Instrument.

  6. die Kaltmamsell meint:

    Oh je, Croco, ich weiß aus eigenem Anhören einer Freundin, wie anstrengend Anfängerdudelsackdudeln sein kann – nicht nur deshalb gibt es ja Practice Chanter, die Üben nur auf dem Flörenteil ermöglichen. Und schallisolierte Räume.

    Aber Gaita kann schon toll klingen.

  7. Croco meint:

    Ein Virtuose, toll, vielen Dank. Die Musik hört sich ziemlich keltisch-irisch-schottisch an. Ob das schon lange so ist, also das keltische Erbe versinnbildlicht? Oder eben ein Zeichen der neuen Verbundenheit ist?

    ( Das war nicht der unterm Hotelfenster;))

  8. die Kaltmamsell meint:

    Ja, Croco, irgendwo haben die alle etwas Keltisches gemeinsam.
    Wobei die Folk-Szene das eh locker sieht.

  9. marie.sophie meint:

    Danke für das Mitnehmen auf die Wanderreise. Immer sehr gern, und immer mit angehaltenem Atem gelesen. Die Klippen! Hurz.

  10. joriste meint:

    auf die galicisch-asturische Seite habe ich damals nicht so geachtet, jedoch war ich in den 1990ern häufig auf dem Festival Interceltique in Lorient, da war ich noch jung und sehr begeistert von der gesamtkeltischen Kulturpflege
    http://www.festival-interceltique.bzh (jetzt ist nur die Frage, wie “neu” “neu” ist, @croco ;)

  11. Croco meint:

    Das ist ja ein interessantes Festival in der Bretagne.
    Die Frage ist berechtigt. Ich meine mit “neu” die neue Folkmusik seit den 60ern. Gab es davor zwischen den keltischen Gebieten einen Kulturaustausch oder haben sie, als es Mode wurde, einfach den Dudelsack aus Schottland und der/das Tamburin aus Irland übernommen?

  12. joriste meint:

    ah, spannend! ich kann leider nichts weiter zur Erhellung beitragen, die Zeit reichte nur zu ein bisschen Rumgeg**gele, da kam nichts nennenswertes dazu heraus…
    Ihnen, liebe Frau (und Herr) Kaltmamsell natürlich weiter eine erholsame Urlaubszeit und danke fürs Mitnehmen

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