Journal Montag, 18. September 2017 – Geschenklose Geburtstagsfeier
Dienstag, 19. September 2017 um 6:58Ein bisschen bedrückt aufgewacht: Herr Kaltmamsell hatte Geburtstag, auch noch einen ausgesprochen runden, und ich stand mit leeren Händen da. Das Geschenk für ihn war auch nach umfassendem Suchen in Geschäften nicht offline zu kaufen gewesen, also hatte ich es online bestellt – eigentlich mit sehr bequemem Vorlauf. Doch es kam und kam nicht; als ich mich besorgt beim Lieferanten erkundigte, stellte sich heraus, dass meine Bestellung unerklärlicherweise untergegangen war. Der Lieferant war ehrlich zerknirscht, schickte die Bestellung nachweislich prestissimo raus – doch bis Samstag war nichts angekommen. Zumindest ein Blümchen brachte ich ihm nach der Arbeit mit.
Das Wetter war um diese Jahreszeit schon mal deutlich freundlicher gewesen, doch nachmittags fror man zumindest in der Sonne nicht.
Größer gefeiert wird noch (der richtig große Feierer ist der Herr nicht), gestern gingen wir lediglich fein Abendessen in die Acetaia nach Neuhausen, Menü mit Weinbegleitung – wir waren sehr zufrieden.
Zum Glas Franciacorta selbst gemachter Schinken, rote Zwiebeln auf einem Dinkelsüppchen.
Südtiroler Sauvignon Blanc im Glas, auf dem Teller Garnelen mit gerösteten Paprika.
Nudeln mit Salsicce und Pfifferlingen, ein Chianti als Begleitung.
Auf diesen Gang ist die Acetaia besonders stolz: Ravioli mit Schafsfrischkäsefüllung und dem namengebenden Aceto balsamico. Dazu ein Primitivo aus Apulien.
Nachtrag: Den Fischgang habe ich vergessen zu fotografieren, interessant war der Ribolla Gialla aus dem Friaul dazu.
Wunderbare Schokoladencreme, die sehr gut zum Amarone-Süßwein passte. Pre-Dessert war Melonensorbet gewesen, zum Espresso gab es noch einen Haps Tiramisu.
Am Nebentisch ein wasserfallartig redseliger Westfale (wegen Wasserfall konnten wir trotz eigener Gespräche über Lebensbilanzen und Buchsammlungen nicht vermeiden, Informationen aufzuschnappen) – bei ihm daheim mutmaßlich ein eigenes Krankheitsbild.
§
Immer wieder ein Kopfschüttler: Firmen auf Personalsuche fordern 99 % Deckung mit der Stellenbeschreibung und 150 % Einsatz – auch wenn Untersuchungen schon lange festgestellt haben, dass keines davon das Unternehmen weiterbringt, dafür aber die Mitarbeitenden kaputt macht.
Deshalb freute ich mich sehr über
“My honest application.”
von Rabensalat.1
Whatever Co. is known for doing stuff. If it was unethical stuff, I wouldn’t apply, but apart from that I don’t really care what stuff it is that you are doing. As long as you employ People to do Something I’m fine with, really, any kind of stuff. Of course, in the job description you state you are searching for a Person that is super experienced in the tiny and highly specialized field of Something, whilst willing to work for the salary of a fresh-from-the-university M. Sc. You also reach out for a Person that is absolutely committed to Whatever Co. and who you can exploit to the burnout. And I understand that, as well as I understand my sons wish for a living pink unicorn, but, see, there are no pink unicorns. And because this is an honest application, I won’t pretend as if I was super specialized or even experienced in Something, neither that I’m committed to Whatever Co.. You offer a job. I can do that job reasonably well and what I don’t know from before I can learn.
- DAS waren noch Bloggerinnen-Nicks! [↩]
3 Kommentare zu „Journal Montag, 18. September 2017 – Geschenklose Geburtstagsfeier“
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19. September 2017 um 8:46
Hahaha, honest application, great! Ich suche auch gerade mal wieder, es ist recht irritierend, wie die Arbeitgeber in spe einen Burnout quasi schon einfordern, mit Belastbarkeit, Stressresistenz, Bereitschaft zu Überstunden, Bereitschaft in andere Einrichtungen ausgeliehen zu werden – und dabei ausdrücklich darauf hinweisen, das kein Tarifvertrag Anwendung finden wird. In einer Einrichtung meines momentanen Arbeitgebers sind 5 von 11 Menschen aktuell AU mit Burnout, aber das ist natürlich Zufall…
19. September 2017 um 9:07
Bitte an Herrn Kaltmamsell nachträglich die herzlichsten Glückwünsche ausrichten!
20. September 2017 um 8:33
Zweimal herzlich gelacht. Nicht schlecht für einen Mittwoch morgen:
1. Der redselige Westfale: Als Münsterländer (Steigerungsform von Westfale) kann ich bestätigen: Der Seeger muß krank sein. Redseliger Westfale ist so etwas wie ein schwarzer Schimmel.
2. Honest application: Als jemand der neuerdings auch mit der Findung von neuen Mitarbeitern befasst ist, kann ich sagen, ich hätte Rabensalat eingestellt. Wenigstens kein Geseier, wo alle beteiligten wissen, es ist nur Stuss. Aber sagen Sie das mal einem Personaler….
Und wo ich grad mal hier bin: Danke für den Blog, immer wieder gern gelesen.