Journal Montag, 2. Oktober 2017 – Aber diese Veränderungen sind anders!

Dienstag, 3. Oktober 2017 um 9:04

Plan für gestern (Tag des St. Brück!) war zu testen, ob Schwimmen wieder geht – mein gereizter Nackennerv hatte mich ja in den letzten Hochsommerwochen davon abgehalten. Ich radelte durch ziemlich frische Temperaturen raus zum Olympiabad – und musste erst mal hineinfinden: Das Olympiabad wird ja immer noch und bis Mitte 2018 renoviert, im laufenden Betrieb, ich muss mich also jedesmal auf etwas Ungewohntes einstellen. Diesmal war der eigentliche Eingang mit einem Bretterzaun versperrt, ich wurde zu einem Technikereingang geleitet, von dort Treppen ins Innere. Die Umkleide war mir fremd, aber ich zog mich um. Dann stand ich verloren im Badeanzug und mit Handtuch in der Hand zwischen Kachelwänden: Ohne Brille und ohne Außenfenster als Orientierung wusste ich nicht wohin. Ein Bademeister lotste mich dann sehr freundlich Richtung Dusche und erklärte mir genau den Weg zum Schwimmbecken. Als ich es in die Schwimmhalle geschafft hatte, erklärte sich alles zuvor: Ich hatte ein Bezugssystem.

Das Schwimmen fühlte sich erst mal an, als sei ich seit Jahren nicht mehr im Wasser gewesen, doch nach 500 Metern war ich wieder im Fluß. Ich schwamm schmerzfrei, im nahezu leeren Becken konnte ich meinen Kopf auch HWS-schonend gesenkt lassen, weil ich nicht nach anderen gucken musste. Zum Wiedereinstieg wäre ich mit 2000 Metern zufrieden gewesen, doch auch die 3000 gingen problemlos.

Als ich wieder an mein Fahrrad kam, war es sehr warm geworden, ich hätte nicht mal eine Jacke gebraucht. Gegenstand meines Nachdenkens während des Schwimmens war gewesen: Wo frühstücken? Denn meine drei bisherigen Lieblingslokale fielen aus:
1. Vor allem nach einer montäglichen Schwimmrunde Café Puck, das meinem Ideal von Kaffeehaus am nächsten kommt: Immer noch wegen Renovierung geschlossen.
2. Café Forum mit seinen immer neuen originellen Frühstückskombinationen: Nach 26 Jahren auf immer geschlossen.
3. Café Carameel in Neuhausen: Schon vor ein paar Monaten durch ein italienisches Bistro ersetzt. (Oh, ich sehe gerade, dass es nach Nord-Schwabing umgezogen ist – aber bis kurz vor den Frankfurter Ring in ein Neubaugebiet radle ich sicher nicht zum Frühstücken.)

Selbst ein Umschwenken auf Mittagessen funktionierte nicht: Mein liebster Münchner Urlaubsort Marietta schließt Mitte Oktober, und ich hatte den Abschied bereits innerlich mit schwerem Herzen hinter mich gebracht.

Es wurde dann Frühstück im Café Mozart bei mir ums Eck.

Dort erreichte mich per Newsletter die nächste massive Veränderung: Mein Sportstudio am Hauptbahnhof schließt zum Jahresende, nach 22 Jahren Bestehen und 17 Jahre nachdem ich dort zum ersten Mal hopste – Mietvertrag gekündigt.

Boah, ich hab’ ja nichts gegen Veränderungen, aber diese Veränderungen sind schon g’scheit anders als wie vorher.

Geplant war am Nachmittag der Kauf einer neuen Jeans. Da ich wirklich eine brauchte, steuerte ich Konen an, Damenabteilung. Zwar kümmerte sich diesmal niemand um mich, doch ich fand auch so eine ohne Löcher, Gesticke oder Glitzer, die ungetragen aussah und ausreichend passte.

Daheim bügelte ich eine Runde, während ich in der Waschmaschine weitere Bügelwäsche erzeugte. Auch fürs Abendessen durfte ich sorgen, ich bereitete eine Tomatentarte von David Lebovitz’ Blog zu (allerdings mit vorhandenem Quarkteig, ohne frische Kräuter und mit Manouri).

Der Boden war unten noch nicht ganz gar, ich werde mir doch endlich eine Schwarzblech-Tarteform mit herausnehmbaren Boden zulegen.

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Die Unabhängigkeitsbestrebungen der autonomen Region Katalonien sind eskaliert, seit einiger Zeit ist das Thema auch in den deutschen Medien angekommen. Hier auf Spiegel online eine gute Zusammenfassung der (absichtlich) verfahrenen Situation:
“Sucht endlich den Kompromiss!”

Informativ auch die Stellungnahme der Europäischen Kommission dazu.

die Kaltmamsell

11 Kommentare zu „Journal Montag, 2. Oktober 2017 – Aber diese Veränderungen sind anders!“

  1. berit meint:

    Oh man, diese Veränderungen braucht niemand.

    Es ist immer schade wenn altbewährtes entfernt wird, weil man mit neuen Mietern noch 3 EUR mehr einnehmen könnte…

  2. berit meint:

    Beim Lesen des Rezepts muss ich jetzt noch fragen, ob Sie auch Senf für die Tarte verwendet haben. Ich kann mir die Kombination Senf-Tomate nicht als wohlschmeckend vorstellen, aber vielleicht verpasse ich auch was?

  3. iv meint:

    Ich kapiere das auch nicht, dass in dieser vor Geld platzenden Stadt sich nicht einmal die Cafés halten können, die trotz durchaus groß erscheinender Gewinnspanne beim Heißgetränk buchstäblich immer bis auf den letzten Platz voll waren.
    Lasst uns alle ganz häufig ins Ruffini gehen. Wenn das auch noch aufhört, bleibt die Welt stehen oder so.

  4. die Kaltmamsell meint:

    Gerade wegen des Senfs wollte ich die Tarte ausprobieren, berit: Schmeckte uns sehr gut.

    Es muss nicht immer das Können sein, iv: Bei Marietta und Forum weiß ich, dass die Betreiber einfach nicht mehr mochten – auch in der Gastronomie wollen die Leute sich manchmal verändern. Hinterm Ruffini stehen ja zwei Dutzend Gesellschafterinnen und Gesellschafter – da habe ich große Hoffnung, dass immer wer noch mag. (Aber leider halt am Montag geschlossen.)

  5. iv meint:

    Das ist in der Tat ein wenig beruhigend.

  6. allegra meint:

    Die Veränderungen mit netten Cafés ist in Stuttgart genau so. Und in meiner Kleinstadt (die sich große Kreisstadt nennt) haben Cafés zunehmend erst am späten Nachmittag geöffnet. Außer im Einkaufszentrum.

    Was die Jeans betrifft teile ich Ihren Geschmack absolut.

  7. berit meint:

    Danke liebe Kaltmamsell, dann werde ich das mal ausprobieren :)

  8. Nina meint:

    Ich wollte auch schon als Ersatz in Neuhausen das Ruffini vorschlagen, aber das haben Sie ja ohnehin bereits auf dem Schirm. Sonst vielleicht noch The Victoria House, die Neuhausener Dependance, wenn’s ein bisserl britischer sein darf. Im Westend das Marais für Frühstück und das Josefa für Mittagessen.

  9. Buchfink meint:

    Altmeister Wolfram Siebeck ärgerte sich auch, dass seine Tartes keinen festen Boden hatten, er plazierte dann die Form (Schwarzblech) direkt parterre auf den Boden des Backofens und zwar mit ordentlicher Unterhitze. Vorheizen mit 200 °, zu Beginn der Backzeit auf 150° herunterschalten. Ich tue es ihm gleich mit bestem Erfolg.

  10. Hauptschulblues meint:

    @iv:
    Das wollte Hauptschulblues der Frau Kaltmamsell auch vorschlagen, da sie ja schon in Neuhausen war: Ruffini.
    Er ist dem Café seit 1978 freundschaftlich verbunden.
    Keine Angst, es macht nicht so schnell zu. Der Besitzerfamilie ist sehr daran gelegen, dass es so weiter geführt wird und stattet die Kollektivisten mit langjährigen Pachtverträgen aus. Und: Es gibt jetzt wieder einen Schwung schwungvoller junger MitarbeiterInnen!

  11. Julia meint:

    Das Café Forum hat zu? Oh je… Eine meiner allerersten Münchner Adressen, als ich vor 16 Jahren dorthin zog. Wie schade – aber verständlich. Und immerhin steckt diesmal wohl kein böser Investor dahinter. Und: schön zu wissen, dass es das Mozart noch gibt.

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