Journal Mittwoch/Donnerstag, 4./5. Oktober 2017 – Erkältung und Blade Runner 2049
Freitag, 6. Oktober 2017 um 7:01Die Erkältung, die sich am Dienstag angekündigt hatte, kam am Mittwoch an, blöderweise bis zum Abend so richtig. Herr Kaltmamsell, dessen Erkältung bereits am Abklingen war, machte uns zum Abendbrot jüdisches Penizillin: Hühnersuppe.
Am Donnerstag wachte ich nach unruhiger Nacht mit explodierendem Kopf auf, hatte aber den Eindruck, dass mich der Arbeitstag eher von meinen Symptomen ablenkte, als dass er geschadet hätte.
Für gestern Abend hatte ich Kinokarten besorgt, in regnerischem Föhnsturm gingen ich mit Herr Kaltmamsell in Blade Runner 2049. Auch der lenkte mich gut von Schmerz und Rotz ab, gefiel mir gut. Das Set-up wird wieder mit einem “Als die Armee der Südstaaten”-Text1 am Anfang skizziert, die Stimmung ist immer noch apokalyptisch, dunkel und verregnet. Wieder hat der Film nur den Rahmen und die Stimmung aus der Romanvorlage von Philip K. Dick, Ryan Gosling als Replikant K. ist ein erheblich stoisch-milderer Polizist als Deckard seinerzeit. Doch wo letzterer mit dem Verdacht fertig werden musste, er könnte gar kein Mensch sein (zumindest in den meisten Versionen des Films), wird diesmal K. auf die Idee gebracht, er könnte gar kein Replikant sein. Solche schönen Spiegelungen des Vorläuferfilms gibt es viele. Robin Wright durfte nach der Amazonen-Generalin wieder einen Haudegen spielen, die Rolle steht ihr ausgezeichnet. Leider fehlte der Figur K. ein starker Widerpart wie Deckard ihn in Roy Batty (Rutger Hauer) hatte, weder die böse Replikantin noch ihr blutleerer Chef waren das. Und dauerte war der Film viel zu lang, im letzten Drittel hätte man besser viel von dem Schwelgen in den Bildern des alten Hotels weggelassen, auch der Showdown fällt gegen den Film davor ab.
Mit Unbehagen hatte ich gelesen, dass Hans Zimmer für die Musik von Blade Runner 2049 verantwortlich war – ich halte Zimmer ja für den Untergang der Filmmusik. Die Sorge war unbegründet, der Soundtrack unterwirft sich ganz dem Vorbild von Vangelis und ist damit eine weitere Brücke zu Blade Runner von vor 35 Jahren.
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Peter Breuer Glaser hat Lesenswertes zur Romanvorlage geschrieben:
“Missing Link: Rebellische Replikanten – der Ursprung von “Blade Runner” bei Philip K. Dick”.
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Und dann kam der Tag, an dem sich auf Twitter ein paar Kathedralen spielerisch in die Haare bekamen.
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Jason Fagone begleitet eine Unfallchirurgin am “Temple University Hospital in North Philadelphia, which treats more gunshot victims than any other in the state”:
“What bullets do to bodies”.
- Siehe Hanns Dieter Hüsch, “Frieda und der Wilde Westen”. [↩]
6 Kommentare zu „Journal Mittwoch/Donnerstag, 4./5. Oktober 2017 – Erkältung und Blade Runner 2049“
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6. Oktober 2017 um 7:34
Gute Besserung! *hust*
6. Oktober 2017 um 7:54
Glaser! Peter Glaser! Nicht Breuer! Hab da extra draufgeklickt, weil ich den Artikel von Glaser schon gelesen hatte und dachte, keine schlechte Idee, mal jemanden anderen dazu auch noch zu lesen, und dann war es doch nur wieder der Glaser :D
6. Oktober 2017 um 8:09
Huch, Usul, Verzeihung und danke für den Hinweis – zwei völlig verschiedene Schreiber und Menschen, aber deren Namen kriege ich regelmäßig durcheinander.
Auch Ihnen gute Besserung, Elfe!
6. Oktober 2017 um 9:26
Ich kann noch nichts über den neuen Blade Runner sagen da ich ihn noch nicht gesehen habe. Wenn heute nachmittag nichts ansteht hole ich das nach. Darf ich Ihnen einen Schwank aus meinem Leben als Maskenbildner erzählen, als ich mal mit Rutger Hauer gearbeitet habe? Es war die UK Koproduktion ‘Tempesta’ die total floppte.
Er hatte seinen eigenen gewaltig großen Wohnwagen mitgebracht und musste sich somit nicht mit den kleinen “Kaninchenställen begnügen, die von der Produktion zur Verfügung gestellt wurden. Es lehnte es für manche Aussensets sogar ab ein Hotelzimmer zu nehmen und schlief dann lieber in seinem Wohnwagen, der wie ein komplettes Haus ausgestattet war.
Er ist sehr nett und völlig ohne irgendwelche Allüren.
Aber er könnte die Rolle des Roy Batty nicht mehr spielen. Er war damals, (2004) als ich mit ihm arbeitete, schon sehr viel rundlicher und gemächlicher geworden.
6. Oktober 2017 um 9:36
Vielen Dank für den Schwank, Joël – ich hatte bislang auch nur Freundliches über Hauer gelesen. Natürlich konnte er nicht auftauchen, seine Figur ist ja tot; die Breite wäre wohl kein Hindernis gewesen, mal sehen, ob du Edward James Olmos erkennst.
8. Oktober 2017 um 19:25
Interessanter Link “What bullets do to bodies”, aber dann doch schräg, da wird beklagt, dass niemand die Folgen von Schussverletzungen auf den Körper zeigt, aber dann – geschmackvolle Schwarzweißfotos von sauberen Instrumenten. Das ist nicht wirklich konsequent. Die Chirurgin ist eine Heldin, schön, dass sie Aufmerksamkeit erhält.