Journal Sonntag, 18. März 2018 – Kein Sport und Call me by your name

Montag, 19. März 2018 um 6:08

Ausgeschlafen, gebloggt, Laufklamotten für Kälte herausgesucht, damit ins Bad gegangen – doch eben die Kälte draußen inklusive grauem Himmel und Schneeflecken auf dem gefrorenen Boden verdarb mir die Lust. Ich ließ den Sport gestern bleiben, holte stattdessen nach dem Duschen Semmeln beim Bäcker Wimmer (weil der die guten, langsam gegangenen Handsemmeln hat).

Nachmittags spazierte ich zu den Museumlichtspielen, um mir Call me your name anzusehen. Es stand eine Schlange bis zehn Meter draußen und ich befürchtete schon Schlimmes, bekam aber noch einen Platz.

Beim Gucken fühlte ich mich lange unwohl und wusste nicht recht warum. Bis auch in meinem Bewusstsein ankam, dass der Film mitten in den 80ern spielte – eine nicht-bewusste Seite meiner Wahrnehmung war wohl so sehr mit Handling und Wegschieben all der Emotionen beschäftigt, die ich mit diesen Jahren verbinde, gerade auch mit Sommer und mit Italien, dass ich mich nicht entspannt auf den Film einlassen konnte. Mit der Zeit entspannte ich mich zwar etwas, wurde aber traurig. Ich glaube schon, dass Call me your name ein sehr guter Film war: James Ivory bekam fürs adaptierte Drehbuch einen Oscar, und tatsächlich glaubte ich einen typischen Ivory vor mir zu haben, nur ohne historische Kostüme (außer man zählt Adidas-Shorts, weiße Basketballstiefel und Bundfaltenhosen mit hoher Taille als period costume). Empfehlen kann ich ihn auf jeden Fall schon mal. Aber um erklären zu können warum – dafür brauche ich erst mal noch ein Weilchen zur Verarbeitung.

Ich wünschte, mir hätte seinerzeit jemand bei Liebeskummer und sonstiger Verzweiflung den Tipp gegeben: “Versuch nicht, den Schmerz auszulöschen; du löschst damit auch die vorherige Freude aus.” Dann könnte ich heute vielleicht mit meinen Erinnerungen an die 80er umgehen.

Zum Nachtmahl servierte Herr Kaltmamsell Sellerielasagne – nur dass er die Sahne vergessen hatte. Jetzt wissen wir, dass in der Sahne das Geheimnis steckt, warum das Gericht auch Menschen schmeckt, die Sellerie eigentlich nicht mögen.

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Der heftige Schneefall im Osten und Norden Deutschland hat am Samstag den Bahnverkehr sehr behindert – auch die Reisebewegungen um die Leipziger Buchmesse. Verleger und Autor Jo Lendle hat auf Twitter dieses daraus gemacht.

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Auf dem Blog des Beit Hatfutsot Museum of the Jewish People in Tel Aviv (das ich während meines wunderschönes Jahreswechselurlaubs 2013/2014 besucht hatte), steht eine lesenswerte Geschichte über die Institution des Shabbes Goj (Umschriften vom Hebräischen ins lateinische Alphabet wie immer wild durcheinander – selbst in Tel Aviv waren auf Straßenschildern die lateinischen Umschriften desselben Straßennamens unterschiedlich).
“The Shabbos Goy to the Rescue”.

via @istrice

In 1993 General Colin Powell visited the State of Israel. Upon meeting then-Prime Minister Yitzchak Shamir, he is said to have greeted the surprised Shamir with “mir kenen redn Yiddish!” (“We can speak Yiddish!”)

Powell, the son of Jamaican immigrants who was born in Harlem and raised in the South Bronx of New York City, did not learn Yiddish at home. Rather, Powell picked up his Yiddish by his interactions with his Jewish neighbors, including serving as a Shabbos goy.

Ich kannte auch diese Erscheinung bereits aus der Tante Jolesch, doch mir war nicht klar, dass der Shabbes Goj in den USA so etabliert ist/war: In dem Text liest es sich, als sei die Tätigkeit das männliche Pendant zum Babysitten der Teenager-Mädchen.

Though religious and ethnic communities often existed in different spheres, separate from one another, the Shabbos goy was an opportunity for Jews and non-Jews to meet their neighbors and learn more about each other.

die Kaltmamsell

6 Kommentare zu „Journal Sonntag, 18. März 2018 – Kein Sport und Call me by your name

  1. Mareike meint:

    „Versuch nicht, den Schmerz auszulöschen; du löschst damit auch die vorherige Freude aus.“
    – Ist der Satz von Ihnen oder aus dem Film?

  2. die Kaltmamsell meint:

    Das ist meine Übersetzung eines Rats, den im Film der Vater seinem Sohn gibt, Mareike.

  3. Frau-Irgendwas-ist-immer meint:

    Ich habe ja schon am Sonnabend, als ich vom (huch) Schnee im März und der Leipziger Buchmesse hörte, herzlich gelacht.
    Und wenn Verleger und Autor Jo Lendle in den Aussenbereichen Leipzigs Polarfüchse (und Pinguine) sichtet, ist das sicher nichts ungewöhnliches … ich denke ja, die gibt es da immer … wilder Osten.

  4. sabine meint:

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    Gerne gelesen

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  5. MissJanet meint:

    Ich war 16, als die 80er anfingen, das müssten also wichtigste Jahre für mich gewesen sein. Ich kann mich bloß kaum an Details erinnern, mehr so an eine Wolke aus Unmut, über eine Erwachsenenwelt, die mich nicht im Mindesten anzog, jede Menge verrückter Menschen, meist Männer, die mir, einem Arbeiterkind ohne Bildung und durchschnittlichem aussehen, meinen Platz zeigen wollten, was ich einfach nicht akzeptieren konnte. Sehr anstrengend und wenig erfreulich, an viel Freude kann ich mich auch nicht erinnern.

  6. Ilse meint:

    Tolle Geschichte,das mit dem Shabbos goy…Elvis! Die 80er gehörten für mich zur besten Zeit: die Gnade der frühen Geburt. Ich war aus dem Gröbsten raus, liebesschmerzmäßig.

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