Jungdynamiker
Mittwoch, 21. Juli 2004 um 18:55Lieber verehrter Herr Kollege,
dass Sie es vorhin nicht für nötig hielten, die von mir per Rettungswagen überbrachte Patientin zu begrüßen, könnte ich gegebenenfalls entschuldigen.Vielleicht blieb Ihnen in Ihrer Kindheit das Erlernen einiger Basisbegriffe des höflichen, mitmenschlichen Umgangs verwehrt.
Ähnlich verhält es sich mit dem Umstand, dass Sie sich bei der alten Dame nicht vorstellten, aber auch das wäre ich bereit, Ihnen zu verzeihen.
Dass Sie aber der, sich vor Schmerzen windenden Frau ohne Vorwarnung Ihre Hand in das hochempfindliche Abdomen, in dem sich mit einiger Sicherheit die Perforation eines der Verdauungsorgane samt Bauchfellentzündung verbarg, rammen mussten – mit Verlaub,
DAS finde ich ein wenig UN-SEN-SIBEL.
Aber wenn Sie es noch einmal wagen, in Gegenwart eines ohnehin vor Todesangst schlotternden Patienten, eine vermutlich falsche, dafür aber umso infaustere Diagnose in die Gegend zu posaunen,
DANN TRETE ICH IHNEN PERSÖNLICH GEGEN DAS SCHIENBEIN!
UND ZWAR MIT ANLAUF!
Mit freundlichen kollegialen Grüßen,
pepa
die Kaltmamsell4 Kommentare zu „Jungdynamiker“
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21. Juli 2004 um 23:14
Ich glaube, den Schienbeintritt hat der gute Mann jetzt schon verdient. Bitte saftig.
22. Juli 2004 um 6:00
Okay, dann nehm’ ich mal Anlauf ;-)
Es sind zum Glück nicht alle Klinik-Jungärzte so. Es gibt einige, die sich trotz ihrer wirklich harten Arbeitsbedingungen, rührend um die Patienten bemühen. Die besten Erfahrungen habe ich übrigens diesbezüglich mit KollegINNEN gemacht. Ich weiß nicht, ob das nun Zufall oder vielleicht meine spezielle Perspektive ist, oder ob es da tatsächlich geschlechtsspezifische Unterschiede gibt.
22. Juli 2004 um 8:46
Unglaublich! Dieser "Jungdynamiker" scheint die Sensibilität eines Höhlentrolls zu haben. Meiner Ansicht nach ist alleine für den unvorbereiteten Griff ins Abdomen eines offensichtlich an Schmerzen leidenden Patienten ein Tritt vors Schienbein fällig.
Nebenbei bemerkt: es gibt auch positive Beispiele (nicht nur solche "Jungdynamiker"). Als ich Ende letzten Jahres in der Notaufnahme des Städt. Klinikums Darmstadt landete, wurde ich sogar namentlich begrüßt. Könnte natürlich daran liegen, dass meine Ankunft telefonisch von Kollegen avisiert worden war.
22. Juli 2004 um 18:29
Vor allem war der Jungdynamiker damit beschäftigt, seine Rolle "Halbgott in Weiß" so überzeugend wie möglich rüberzubringen – da bleibt für "Sensibilität" einfach keine Energie mehr übrig.
Statt des Trittes gegen das Schienbein probiere ich seit einiger Zeit eine andere Strategie aus:
In solchen Fällen trete ich ganz nah an den betreffenden Kollegen heran, um mir aus ca.2cm Entfernung sein Namensschild anzusehen (möglichst mit zusammengekniffenen Augen und krausgezogener Nase).
Ein genüsslich-gedehntes:
Ahh, Herr Assistenzarzt, hat schon so manchen ins Stottern gebracht. ;-)