Journal Donnerstag, 27. Dezember 2018 – Neustart Brotbacken
Freitag, 28. Dezember 2018 um 8:49Dieses Ausschlafen ist ein feine Sache – ich genieße es sehr, zumal ich trotz der einen oder anderen nächtlichen Schmerzunterbrechung gut schlafe.
Gestern buk ich nach vielen Monaten Pause mal wieder Brot, und zwar Roggenschrotbrot. Ich hatte eine Woche davor frischen Sauerteig gezogen (klappte problemlos, mein Sauerteig duftet nach Schwarzgeräuchertem), vorgestern hatte ich das Quellstück angesetzt, gestern knetete ich vormittags den Teig und ließ ihn gären, während ich im Olympiabad Schwimmen war. Stückgare und Ausbacken nach Rückkehr.
Eines der Brote fror ich gleich nach dem Auskühlen ein. Und schon wächst mir eine Liste an Broten, die ich als nächste backen will
Mein Schwimmbedürfnis führte mich erst mal in den überfrosteten Olympiapark (die Stadtmitte war sonnig und klar, allerdings auch sehr kalt).
Ich hatte vorher den Belegungsplan des Olympiabads studiert: Donnerstag wird trainiert. Umso schöner war die Überraschung, dass alle fünf Schwimmbahnen zur Verfügung standen, ich entspannt und ungestört durchziehen konnte. Anfangs war mein Vergnügen noch durch die derzeit durchgehenden Kreuz-, Hüft- und Beinschmerzen gestört, doch die wurden mit der Zeit deutlich besser.
Auf dem Heimweg besorgte ich noch frisches Obst beim Basitsch. Während der Brotteig sein Ding machte, frühstückte ich Entenpastetenreste von Heilig Abend sowie Granatapfel-Mandarinen-Joghurt und eine große Tasse Darjeeling.
Nachdem das Brot fertig gebacken war, verließ ich das Haus nochmal in die Winterkälte: Münzen abgeben in meiner frisch renovierten Sparda-Filiale, Plausch mit den beiden Schalterdamen über ihren Eindruck von der neuen Arbeitsstätte.
Daheim gemütliches Buchlesen (A.L. Kennedys Serious Sweet hatte ziemlich Anlaufschwierigkeiten, aber jetzt bin ich drin), abends servierte Herr Kaltmamsell den Butternut-Kürbis aus Ernteanteil als Curry.
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Ein kluger Text über die Gefahren des seit 20 Jahren in der professionellen Kommunikation so beliebten storytelling:
“Über die sogenannte Wiedergabe der sogenannten Welt oder Einige Gründe gegen Geschichten”.
Dass die Story längst zu einer Konsumkategorie geworden ist, ist seit einigen Jahren an jedem Bushäuschen und in jeder Werbepause zu sehen und zu hören: Lotterie-Unternehmen und Krankenkassen brüsten sich auf Plakaten damit, ganz besondere Geschichten zu ermöglichen: Erst diejenige, die eine schwere Krankheit überwunden hat, kann und darf erzählen. Und nur derjenige, der im Lotto gewonnen hat, ist auserkoren, seine Geschichte zu teilen. Gesunde oder Arme kommen in dieser Betrachtung nicht vor. Sie zählen nicht, weil sie vermeintlich nichts zu erzählen haben.
Wenn diese Unterscheidung zwischen erzählenswerten und -unwerten Erfahrungen auf die Praxis des eigenen Lebens übertragen wird, setzt eine Selbstdisziplinierung ein. Die Wertigkeit eines Augenblicks misst sich dann an dessen Erzählbarkeit, die wiederum durch zwei Kriterien bestimmt wird: Erfolg und Effizienz.
Die Gefahr für die PR-Welt: Wenn die Entscheidung für eine Geschichte gefallen ist, in der Inhalte gekleidet werden, fällt sie automatisch gegen eine ganze Menge Fakten, die nicht dazu passen. Ein narrative bias ist entstanden.
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Wenn ich Sie mit dieser Twitterkonversation mal kurz für den jüngeren deutschen Roman an sich verderben dürfte?
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Die Süddeutsche hat Bundestagsprotokolle ausgewertet, wie sich die Anwesenheit der AfD im deutschen Parlament auf die dortige Debattenkultur auswirkt.
“Das gespaltene Parlament”.
via @vilsrip
die Kaltmamsell3 Kommentare zu „Journal Donnerstag, 27. Dezember 2018 – Neustart Brotbacken“
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28. Dezember 2018 um 11:30
Mir läuft das Wasser im Mund zusammen, wenn ich das Curry betrachte. Hätten Sie einen Link zum Rezept für mich?
28. Dezember 2018 um 12:46
Es ist dieses, Mareike:
https://www.theguardian.com/food/2018/dec/23/annabel-crabbs-sri-lankan-butternut-and-cashew-curry-recipe
5. Januar 2019 um 16:39
“frisches Obst beim Basitsch” – darüber musste ich doch sehr schmunzeln. Ich dachte, es ist ein interner Spaß unserer Familie, dass wir den Basic Basitsch nennen :) Wie nett!