Journal Pfingstsonntag, 9. Juni 2019 – Rumgenesen

Montag, 10. Juni 2019 um 8:26

Gut und erholsam geschlafen.

Auf dem Balkon setzte sich die Auseinandersetzung mit einer etwas zerrupften Amsel fort: Sie hatte sich schon am Vorabend nicht damit begnügt, die vom Meisenknödel herabgefallenen Körner aufzupicken, sondern aus einem Pflanzentopf Material für vermutlich Nestbau gezupft – dabei eine rechte Sauerei angerichtet. Am Vorabend hatten wir den Topf umgestellt, doch die Amsel hatte ihn wiedergefunden: Morgens traf ich eine noch größere Sauerei auf dem Balkon an. Ich kehrte die Erde zusammen, doch noch während ich sie in den Mülleimer in der Küche brachte, machte sich die Amsel wieder auf dem Balkon zu schaffen. Jetzt holte ich die Pflanze herein ins Wohnzimmer.

Gebloggt, geduscht und angezogen ging ich hinaus in den Sommertag zum Semmelholen. Und stellte schnell fest, dass ich noch krank war, schwach. Ich schlich hin und zurück, das war’s gestern an Unternehmungen. Auch der Pfingstsonntag würde der Genesung dienen müssen.

Am Vortag hatte ich Brotteig angesetzt (Sauerteig und Poolish für ein Roggenmischbrot aus dem ersten Brotbackbuch von Lutz Geissler), also musste ich halt Brot backen, auch wenn ich mittags lieber wieder ins Bett gegangen wäre. Es wurde drei, bis ich nochmal ins Bett kam.

So viel Bewegungslosigkeit bin ich nicht gewohnt, schon am gestrigen Tag 2 fühlte ich mich zerlegen.

Nachmittags merkte dann Herr Kaltmamsell, dass er auch krank wurde. Dennoch bereitete er das geplante Abendessen zu, während ich auf dem Balkon die Wochenendzeitung las: Qatari Chicken and Rice aus dem prächtigen Kochbuch Feast. Food of the Islamic World von Anissa Helou, einem Geschenk zum Rosenfest.

Herr Kaltmamsell hatte die Zutaten ohnehin schon halbiert, dennoch stand diese Riesenplatte vor uns. Es schmeckte ganz ausgezeichnet. (Die Blumen sind ebenfalls ein Geschenk zum Rosenfest – nachträglich gebracht und eine große Freude.)

Der Himmel hatte bis zum Abend zugezogen, ein kalter Wind kam auf.

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Juna von Irgendwie jüdisch hat ihre Gedanken zur erfundenen Familiengeschichte notiert – in Form einer Erzählung:
“Das Gewürz von Auschwitz”.

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Warum ich mir jedes Interesse am Brexit abzugewöhnen versuche:
“Here’s the essential state of English politics in 96 seconds”.

You’re on your own now, mates.

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Sportartikelfirmen positionieren sich mit schicken Marketinggschichten über Träume, die man niemals aufgeben soll, Ziele, zu denen man sich durchbeißen soll, mit der Prämisse, dass es keine Grenzen gibt. Profisportlerin Alysia Montano zeigt die Verlogenheit dieser Kampagnen auf. Die tatsächliche Grenze setzen genau diese Sportartikelfirmen: Schwangerschaft.

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https://youtu.be/VYvhKDHsWRE

via @annalist

die Kaltmamsell

4 Kommentare zu „Journal Pfingstsonntag, 9. Juni 2019 – Rumgenesen“

  1. Trulla meint:

    Eigentlich wollte ich nichts mehr schreiben zum Fräulein. Ich verstehe auch sehr gut, dass Sie selbst sich nicht äußern, es ist noch mal eine andere Sache bei persönlicher Beziehung. Ich war nur eine Leserin, werde aber das Nachdenken darüber nicht los und habe inzwischen sehr viel erfahren.

    Meine Enttäuschung ist gewachsen.

    Weil ich bin manipuliert wurde. Und zwar bewusst! Zu einem Zeitpunkt, als eine Umkehr ohne Gesichtsverlust noch möglich gewesen wäre.

    Nun fühle ich Scham über meine Reaktion auf die “dunklen Briefe“. Wegen der Bedingungslosigkeit meines Vertrauens.

  2. Hauptschulblues meint:

    @Trulla
    Das ist, glaubt H., der falsche Ansatz.
    Seiner Meinung nach wäre es richtiger, zu überlegen, warum dem Geschriebenen im Netz alles geglaubt wird. Für H. war ihr Blog immer Fiktion.
    Nicht zu entschuldigen sind die Hochstapeleien (?) mit falscher Identität in den Medien.
    Des weiteren muss dem Fräulein geholfen werden, damit es wieder festen Boden unter die Füße bekommt.

  3. Trulla meint:

    @Hauptschulblues
    Ich lese im Netz nicht, weil ich glaube, darin würde weniger geschwindelt oder ausgeschmückt als im realen Leben.

    Es war doch vermutlich den meisten Lesern klar, dass hier Wahrheit und Dichtung miteinander verschmelzen. Damit habe und hatte ich kein Problem, im Gegenteil, das machte den Reiz aus. Das Rätselhafte wurde nie langweilig.

    Das ist die eine Seite.

    Mein Problem beginnt ausschließlich mit der anderen Seite.
    Und da hilft mir auch das durchaus vorhandene Mitgefühl nicht. Darum wünschte ich übrigens auch, dass Hilfe angenommen wird – nicht nur juristische, wie man hört.

    Die Dreistigkeit der Manipulation durch Passagen wie “die Lügnerin, die mich Lügnerin heißt…“auf die angeblichen “dunklen Briefe“, die Behauptung vielfacher Bedrohungen, das Ausmaß des Identitätskonstrukts ist es, die mich nachhaltig verstört.

  4. Hauptschulblues meint:

    @Trulla:
    H. versteht und dankt für die Erklärung.

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