Journal Mittwoch, 26. Juni 2019 – Oratie in Utrecht
Donnerstag, 27. Juni 2019 um 9:101A Urlaubstag, jederzeit wieder. Vor allem weil die Hitze weg war und den ganzen Tag nicht wiederkam.
Das komplette Öffnen der Fenster und schweren Vorhänge, um die Nachtkühle hereinzulassen, hatte den Preis frühen Tageslichts im Zimmer gehabt. Dennoch schlief ich fast bis acht, unruhig und mit Kopfschmerzen.
Duschen im Bad, das ich mir mit dem Nebenzimmer teilte (von dem ich aber nichts mitbekam).
Nach dem Bloggen machte ich mich auf den Weg zu einem empfohlenen Morgenkaffee.
Der Gang zum Obergeschoß mit den Zimmern.
Da ich mir gestern eh Utrechtgucken vorgenommen hatte, machte ich Umwege zum Café, anschließend spazierte ich den Stadtgraben drei Viertel um die Stadt, wechselte immer wieder die Seite – je nach dem, wo gerade keine Bauarbeiten waren oder überhaupt ein Gehweg. Mir fielen die verschiedenen Stile der Brüstungen auf den Brücken auf.
Ich kam auch an einem der Utrechter Wassertürme vorbei.
An der Mündung der Oudegracht bog ich ab:
Jetzt am Mittag hatte ich Frühstückshunger.
Klo im Kellergewölbe der Oudegracht.
Der Utrechter Bahnhhof und ich hatten noch eine Rechnung offen, also spazierte ich nochmal dorthin.
Durch den Hinweis von Kommentatorin “Andere Franziska” fand ich im Obergeschoß die Stelle mit den Schaukeln – allerdings abgeräumt.
Auf dem Rückweg zum Zimmer entschloss ich mich spontan, eines der Wahrzeichen Utrechts zu besichtigen: Den Domtoren (Domturm). Das Ticket für die Besteigung mit Führung verkaufte mir in der Tourist Information ein Surferboy, die Führung selbst machte eine freundliche junge Frau.
Ich sah ein Glockenspiel:
Teil 1, die manuelle Bespielung.
Teil 2, die Glocken des Glockenspiels und die Spieluhrrolle zum automatischen Betrieb.
Die Glocken von 1505 sind an den Apfelbutzen-förmigen Schwengeln erkennbar,
die aus den 1980ern haben Lutscher-förmige.
Und dann guckte ich runter:
Hier sieht man rechts den Bahnhof.
Und hier unten die Universität.
Genau dorthin in die Aula ging ich nach einem kurzen Frischmachen und Umziehen: Zur Antrittsvorlesung “‘Bridging the Gap’, or: How to become a Modernist”1 von Prof. Dr. Eva-Maria Troelenberg. Beeindruckende Talare, lustige Hüte (was man beides als Professorin, wie ich erfuhr, gegen Geld auf Lebenszeit ausleiht), hochspannende Vorlesung (und anrührende Einleitung, in der Eva ihren akademischen Weg bis zu diesem Moment skizzierte).
Gratulation, Häppchen (Bitterballen!) und Getränke im angeschlossenen Kreuzgang des Doms.
Es war mittlerweile sonnig geworden, aber lediglich angenehm mild – keine Spur von Hitze.
Abends trafen sich einige von Evas Gästen noch in einem Restaurant an der Oudegracht, angenehmstes Plaudern mit Evas Familie.
Neben den hier omnipräsenten Dohlen (die auf Englisch hooded crows heißen und die ich deshalb vielleicht künftig Kapuzenkrähen nenne) hatte mich morgens durchs Zimmerfenster ein Rotkehlchen angesungen, ich sah und hörte viele Mauersegler, auf den Gewässern gab es Nilgänse und Enten, in der Luft darüber schweigende Seemöven.
- Hier stand als Verschreiber ursprünglich ‘Bridging the Gag’ – was ich wegen BRUAHAHA! fast stehengelassen hätte, dann überwog aber doch der Respekt vor dem Vortrag. Danke an Birgit für den Hinweis! [↩]
8 Kommentare zu „Journal Mittwoch, 26. Juni 2019 – Oratie in Utrecht“
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27. Juni 2019 um 10:02
das war kein surferboy, das war ein fraternity dude.
die lustige frau behauptet manchmal, man könne an haarlänge und locken erkennen, welchen aspekt von bwl der tragende studiere.
es kommt mir aber ohnehin oft vor, als trügen männer in NL frisuren, während männer in D haare haben.
und die talare sind witzig. die kann man als auswärtige dann auch jeweils leihen, und muss dann echt vorsichtig sein beim hände in die taschen stecken, weil da halt taschentücher verschiedener provenienz zu finden sein können.
27. Juni 2019 um 10:48
Der Dom von Utrecht … hängt in schwarzweiß bei uns in der Küche.
Diesen Druck bekamen meine Großeltern, also wohl eher mein Großvater, von seinen Kameraden der Unteroffizierschule, stationiert in Utrecht, 1943 zur Verlobung. Als mein Großvater nach der Hochzeit im Februar 1944 wieder in Utrecht ankam waren alle Kameraden versetzt/eingezogen worden, ohne ihre Ausbildung beendet zu haben und keiner kam wieder nach Hause … jetzt hängt der Druck, nach dem Tod meines Großvaters, Oma war schon früher gegangen, bei uns und ich denke oft an die Großeltern und die mir völlig unbekannten jungen Männer von 1943 und ihr tolles Geschenk.
Natürlilch ist der Dom ganz oben auf meiner Besuchsliste, sollte es mich dorthin verschlagen.
27. Juni 2019 um 16:58
Sehr sehr schön.
Ich hätte sie zu gern schaukeln gesehen ;-)
27. Juni 2019 um 20:25
Tolle Eindrücke einer scheinbar vielfältigen Stadt! Danke fürs Teilen!
27. Juni 2019 um 20:44
Beflügelt durch die namentliche Erwähnung im Lieblingsblog erdreiste ich mich mal, Ihnen noch ein paar Veranstaltungstipps fürs Wochenende dazulassen, falls die werten Gastgeberinnen und/oder Stadtbesichtigungen Sie nicht auslasten:
Das Midzomergracht-Festival endet morgen abend mit einer zweistündigen Skate Parade quer durch die Stadt. Skates sind für 11 Euro leihbar. https://midzomergracht.nl/events/skate-parade/edate/2019-06-28/
Das Lepeltje Lepeltje Festival im Park Lepelenburg bietet Livemusik, Straßentheater und Food Trucks galore unter freiem Himmel bei freiem Eintritt. Freitag bis Sonntag. http://lepeltje-lepeltje.com/utrecht/
Vertiefend (ha ha) zu Ihrer Dombesichtigung gibt es jeden Samstag vormittag eine Archäologietour des Projekts DOMunder, in der die Ausgrabungen unter dem Dom erläutert werden. Leider nur auf Niederländisch, aber vielleicht findet sich ja ein*e Übersetzer*in. https://www.bezoek-utrecht.nl/agenda/3539905369/archeologietour-domunder
Noch bis Sonntag stellen die über 700 diesjährigen Absolvent*innen der Utrechter Kunsthochschule ihre Abschlussarbeiten vor. https://exposure.hku.nl/programma/
Sonntag nachmittag findet auf dem Stadtbauernhof Nieuw Rotsoord der International Sunday Market der International Women’s Contact Utrecht statt, mit Kunsthandwerk, BBQ und einer angeleiteten Hoola-Hoop-Session. Alle Einnahmen werden wohltätigen Zwecken gespendet. https://www.facebook.com/events/396308834550909/
Und nicht zuletzt kann man jeden Sonntag im Planetarium Sonneborgh mit dem größten Sonnenteleskop der Niederlande den erdnähsten Stern aus der Nähe bewundern. https://www.sonnenborgh.nl/zon-op-zondag
Viel Spaß!
27. Juni 2019 um 20:57
Schön!
Warum haben die Enten als einzige keinen Vornamen?
27. Juni 2019 um 21:02
Ich empfehle die Ausstellung zur Geschichte des Domeinsturzes: https://www.domunder.nl/nl Dort unten ist es auch angenehm kühl. Eingang zur Ausstellung am nördlichen Rand des Domplatzes.
28. Juni 2019 um 18:03
Kapuzinerkrähe fände ich sonst auch noch schön. :)