Journal Samstag, 29. Juni 2019 – Der erste 18. Familiengeburtstag der nächsten Generation
Sonntag, 30. Juni 2019 um 8:07Unruhige Nacht, unter anderem wegen mehrerer dringender Tamponwechseln und eines Hochschreckens um vier durch heftiges Hämmern an eine Nachbarhaustüre (?) gefolgt von AUFMACHEN! POLIZEI!
Reha-Koffer 1 fertig gepackt (mich gezwungen, auch etwas Nichthochsommer-Kleidung dazu zu legen – auch wenn ich es mir derzeit nicht vorstellen kann, ist ein Kälteeinbruch oder auch nur Ende der Hitze möglich), Adressschilder dafür gebastelt und befestigt. Zwischen 8 und 18 Uhr sollte er abgeholt werden, ich hatte also nicht für die nachmittägliche Familiengeburtstagsfeier von Neffe 1 zusagen können.
Dazwischen Balkonkaffee mit Bloggen. Endlich fühlte ich mich wieder gesund genug für eine Runde Kraftttraining und stellte fest, dass meine Schwäche bei den vorherigen beiden Versuchen sehr wahrscheinlich dem Atemwegsinfekt geschuldet war: Ich hielt alle Übungen gut durch und fühlte mich stark. Schwitzte allerdings auch ganz schön.
Noch vor eins klingelte es: Der Koffertransport. Das war sehr großartig, denn so blieb Zeit für die Geburtstagsfeier. Ich füllte noch eine Waschmaschine (letzte dunkle Wäsche vor der Reha), holte Frühstückssemmeln, und nach dem Frühstück nahmen wir einen wohlklimatisierten Regionalzug durch Sommerlandschaft nach Ingolstadt.
Bei Bruderfamilie gab es KaffeeundKuchen, Neffe 1 war am Vortag 18 geworden und hatte sein Abiturzeugnis entgegen genommen.
Die Abizeitung hatte er layoutet, ich ließ mir anhand der Einträge erzählen.
Zurück in München war es immer noch sehr warm, aber erträglich. Ich kochte Kartoffeln, hängte Wäsche auf, bevor wir Abendessen im Freien suchten. Da das angesteuerte griechische Lokal bis elf Uhr nachts ausgebucht war, spazierten wir weiter zum Paulaner Bräuhaus.
Ich bin weiterhin unentspannt, weil bis zur Reha-Abfahrt Dienstagmorgen noch so viel ansteht.
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Auf der Zugfahrt Wochenend-SZ gelesen. Heribert Prantl brachte mir den Paragraph 18 des Grundgesetzes nahe:
Wer die Freiheit der Meinungsäußerung, insbesondere die Pressefreiheit (Artikel 5 Abs. 1), die Lehrfreiheit (Artikel 5 Abs. 3), die Versammlungsfreiheit (Artikel 8), die Vereinigungsfreiheit (Artikel 9), das Brief-, Post- und Fernmeldegeheimnis (Artikel 10), das Eigentum (Artikel 14) oder das Asylrecht (Artikel 16a) zum Kampfe gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung mißbraucht, verwirkt diese Grundrechte. Die Verwirkung und ihr Ausmaß werden durch das Bundesverfassungsgericht ausgesprochen.
“Die Ultima Ratio der wehrhaften Demokratie”.
Prantl erläutert gut nachvollziehbar, warum die Väter und Mütter der bundesdeutschen Verfassung diesen Selbstschutzmechanismus einbauten – und warum er noch nie angewendet wurde.
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Ich möchte daran erinnern, dass ich eine große Freundin des Bahnfahrens und der Deutschen Bahn bin. Wenn auch ich zugestehen muss, dass sich das Bahnfahren in Deutschland immer weiter verschlechtert, ist das tendenziell nicht Vorurteilen geschuldet.
Karl-Markus Gauß beschreibt die marode Infrastruktur:
“Deutschland, Du armes Land der Reichen”.
Nach und nach begriff ich, dass die meisten Reisenden das, was sie an Unbill erlebten, nicht für den skandalösen Einzelfall hielten, sondern für etwas, mit dem man als Zugreisender in der Ära des digitalen Fortschritts eben zu rechnen habe. Sie schienen keine Erinnerung mehr daran zu besitzen, dass diese Form der Fortbewegung einmal auch etwas anderes bedeutet hatte. Zum Beispiel, dass man seine Uhr sprichwörtlich nach der Eisenbahn stellen konnte!
Letzteres ging bei der Wiedervereinigung verloren – woran aber wirklich nicht die Wiedervereinigung schuld ist, sondern der Prozess des Zusammenschließens zweier Deutschen Bahnen (in einer Zeit, als die Bahn schick für einen Börsengang gemacht werden sollte).
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Ein schönes Fotoprojekt:
„Warum gelten Merkmale, die 90 Prozent aller Frauen aufweisen, als ,Schönheitsfehler‘?“
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Wie schön! Nach Langem mal wieder ein Blogpost von Christiane Link:
“Woran man Verbündete behinderter Menschen erkennt (und wie man eine/r wird)”.
2 Kommentare zu „Journal Samstag, 29. Juni 2019 – Der erste 18. Familiengeburtstag der nächsten Generation“
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30. Juni 2019 um 10:55
Welch liebevoller Blick darf da auf dem Leib der Frau ruhen. Diese Fotos ermöglichen es.
30. Juni 2019 um 19:40
Zwei ICE-Regionalexpress-Fahrten an diesem Wochenende, zweimal ausgefallene Klimaanlagen plus Stellwerkstörung plus einstündige Verspätung. Ob die Bahn jemals ein Verkehrsmittel wird, bei dem Regelmäßignutzer nicht hysterische Lachanfälle kriegen? Und ob wir endlich mal einen Verkehrsminister haben werden, für den die Bahninfrastruktur oberste Priorität hat? (Pardon, schon wieder ein hysterischer Lachanfall.)