Journal Dienstag, 2. Juli 2019 – Anreise zur Reha und erste Schritte

Mittwoch, 3. Juli 2019 um 6:36

Die Reha-Unterlagen hatten ein Reiseformular enthalten, das ich mit gewünschter Ankunftszeit an die Bahn schicken sollte. Das tat ich. Die Bahn schickte mir eine Fahrkarte für Abfahrt in München kurz vor sieben zurück, ich würde also knapp drei Stunden vor gewünschter Ankunftszeit eintreffen.

In München hatte es nachts immer wieder geregnet, auch morgens gab es Gewitter. Ich genoss ein letztes Mal guten Milchkaffee und rollkofferte im Regen zum Bahnhof.

Ereignislose Zugfahrt mit Umsteigen in Nürnberg und Hof, ich las vier liegen gebliebene Süddeutsche.

Den Kilometer vom Bahnhof zur Klinik ging ich zu Fuß, um wenigstens etwas Bewegung zu bekommen.

Bis mein Zimmer fertig war und ich zum Aufnahmegespräch in die Station konnte, war noch ein wenig Zeit, ich setzte mich in den Klinikgarten.

Ob auf Station oder bei der Aufnahmeuntersuchung: Formulare alle auf Papier, ich wurde viele Dinge mehrfach gefragt. Die mitgebrachte CD mit den jüngsten MRT-Aufnahmen wurde schulterzuckend zur Seite gelegt: “CD geht nicht”. Ob ich nicht den Befund des Röntgenologen (auf Papier) dabei hätte? Nein, hatte ich nicht. Allerdings bin ich sicher, dass mein Orthopäde, der die Reha beantragt hat, dem Antrag Befunde begelegt hat – anscheinend waren sie nicht bis in die Klinik gelangt. Zumindest meinen BMI durfte der Computer ausrechnen.

Die sehr herzliche Stationsschwester schnaufte: Aus Datenschutzgründen dürfe man Patienten ja nicht mehr namentlich ausrufen (ein neues Beispiel für die DSGVO-Apokalypse von @kattascha?), deshalb bat sie mich um meine Mobiltelefonnummer. Werde ich also mein Telefon immer bei mir tragen müssen.

Ich warte noch die morgigen Untersuchungen und den angekündigten Therapieplan ab, dann habe ich mal wieder was fürs Techniktagebuch. Vor allem Abwesenheit von Technik.

Sonst kennen ich es ja, dass allein die Anwesenheit einer Ärztin oder die Wartezimmerumgebung Beschwerden verschwinden lassen; gestern hatte ich nach der Untersuchung Schmerzen wie zuletzt nach dem Joggen. Und dann auch noch böse Kopfschmerzen – Hinlegen half nicht, Ibu half nicht.

Mittags hatte ich im Garten nur meine restliche Brotzeit gegessen (Breze mit Sonnenblumenkernen, ein paar Aprikosen), also wartete ich richtig rentnermäßig mit Sehnsucht auf den Abendessenbeginn um 17.30 Uhr – wie offensichtlich alle anderen auch, Abendessen ist nämlich nur bis 18.15 Uhr. Mir wurde ein fester Platz an einem Tisch zugewiesen, früher oder später werde ich mich mit den anderen festen Menschen dort unterhalten müssen (es wurden bereits Namen ausgetauscht, man duzt). Es gab ein wenig Rohkost, Wurst, Käse, Antipasti-Gemüse, Brot.

Ich stellte fest: Von meinem Zimmer aus höre ich einen Hahn krähen.

Um halb acht gab es für die Neuankömmlinge eine Führung durchs Haus, doch orientiert bin ich noch lange nicht. Highlight: “Hinten rechts ist Internet, das ist kostenlos.” (WLAN hingegen kostet, und zwar 1,80 Euro pro Tag, da ist Fernsehen allerdins drin. Funktioniert übrigens tadellos.)

Mehr Technik: Ich habe für die drei Wochen Reha mein Süddeutsche-Abo auf digital umgestellt – weil mir eine Freundin so davon vorgeschwärmt hatte, die sich während einer längeren Krankheitspause so wieder mit einem Tageszeitungsabo angefreundet hatte. Ich verstehe ihre Begeisterung: War ich ja schon bei meinem ersten Test vor ein paar Jahren angenehm überrascht von der Digital-Version der SZ gewesen, wurde die Funktionalität jetzt weiter für meine Ansprüche verbessert, ich habe mehr das seitenweise Lesegefühl wie bei der Papierzeitung.

§

Wie Sie ja mitbekommen haben, habe ich den diesjährigen Bachmannpreis nicht mitbekommen. Auf Twitter las ich Live-Kommentare, vor allem waren alle meine Befolgten höchst angetan von Clemens Setz’ Rede zur Literatur. Die las ich endlich hinterher und folgte der Angetanheit:
“KAYFABE UND LITERATUR”.

die Kaltmamsell

3 Kommentare zu „Journal Dienstag, 2. Juli 2019 – Anreise zur Reha und erste Schritte“

  1. Madame Graphisme meint:

    Würden Evelyn Hamann und Loriot noch leben, gäbe es zu “hinten rechts ist Internet” bestimmt einen unterhaltsamen Sketch.

  2. Joe meint:

    Mal zur ökonomischen Einordnung. Die Klinik bekommt pro Patient und Tag ca. 120 Euro. Davon muss alles bezahlt werden. Technik kostet – ohne dass es Personalkosten spart.

  3. PaulineM meint:

    Mein Mann hat Anfang des Jahres nach einer Rücken-OP eine Kur bekommen und ist mit SEHR gemischten Gefühlen hingefahren. Heute lobt er die Kurklinik über alle Maßen. Sicher nicht wegen der Technik. Als wir ankamen, funktionierte kein Aufzug und das Wasser musste wegen Reparaturen ein paar Stunden abgestellt werden. Aber die Mitarbeiter aller Bereiche waren unglaublich freundlich, hilfsbereit und kompetent. Er hat sich gegen seine Erwartungen sehr wohl gefühlt und täglich Fortschritte bemerkt. Ich wünsche Ihnen einfach mal das Gleiche.

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