Stechordnung
Freitag, 17. Juli 2009 um 8:43Die geplagte Frau Walküre mag sie „Gelsen“ nennen (gesprochen „Göisn“?) – bei uns in Oberbayern heißen sie Schnacken. Ich war weit über 20, als ich die hochdeutsche Schreibung Schnaken zum ersten Mal sah. Und dann hielt ich sie erst mal für einen Fehler. Amerikanische Wissenschaftler haben bekanntlich herausgefunden, dass die verschieden starke Anziehungskraft, die Menschen auf deren Stechen ausüben, vom Körpergeruch abhängt – was denen, die am unteren Ende der Stechordnung stehen, vermutlich ungemein egal ist.
Selbst bin ich anscheinend Mittelfeld. Als Kind habe ich während der Familienurlaube in Spanien immer gern im selben Zimmer wie mein kleiner Bruder geschlafen: Nicht nur schnarchte er nicht (im Gegensatz zur gesamten weiblichen Verwandtschaft) – vor allem aber ist er Leibspeise für Schnacken. Der arme Kerl war morgens völlig zerstochen und verschwollen, doch gerade deshalb interessierten sich die Viecher nicht für mich.
Heute hat sich das Blatt gewendet. In meiner Ehe sind zwar die Aufgaben so verteilt, dass ich den Mitbewohner vor großen Tieren beschütze (Elefanten, Löwen, Kühe), der Mitbewohner wiederum mich vor kleinen (Weberknechte, Silberfische), aber bei Schnacken funktioniert diese Abmachung nicht: Gestochen werde in gemeinsam verbrachten Nächten nur ich, der Mitbewohner hingegen würde vermutlich behaupten, in unserer Wohnung gebe es überhaupt keine Mücken.
die Kaltmamsell12 Kommentare zu „Stechordnung“
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17. Juli 2009 um 13:44
Ich bin verwirrt. Schnaken können stechen? Oder meinen Sie doch Mücken?
17. Juli 2009 um 14:23
schnaken sind doch andere tiere als mücken?
17. Juli 2009 um 14:26
Ich hasse Stiche, vorallem an den Beinen oder so, das versaut einem manchmal das ganze Styling wenn man mal wieder ein schönes Kleid oder so anziehen will und dann das Bein von einem roten, grell leuchtenden und wund gekratzten Stich verziert wird.
Ich mache jeden Abend im Schlafzimmer einen Viechercheck, Licht wird bei offenen Fenstern nicht geduldet, meine Katzen sind abgerichtet die Stechviecher zu jagen, Sie wissen aber das schwarz gelbe Viecher böse sind und man sich fernhält ;o)
Noch kurz zu einem anderen Thema: Schwimmen durch München Beiträge sind klasse, mehr davon…
17. Juli 2009 um 14:26
@mct:
Ich nehme an, die Frau Kaltmamsell meint mit “Schnacken” die ganz kleinen gemeinen Fluginsekten, die sich nachts im Schlafzimmer ca. 1/100 Sekunde vor dem Einschlafen mit einem vernehmbaren iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii bemerkbar machen, beim Lichtanschalten dann schlagartig verschwunden sind, und nur nach aufwändigster Suche entdeckt und noch viel schwieriger vernichtet werden können, und von denen nach Ausführung dieser langwierigen Aktion, nach der man 2 Stunden nicht mehr schlafen kann, exakt wieder 1/100 Sekunde vor dem Einschlafen das nächste Exemplar erscheint…
Andernorts nennt man diese Tiere allerdings tatsächlich “Mücken” (Meine werte Gattin, aus dem zentralwürttembergischen Ausland stammend, nennt diese Untiere allerdings auch “Schnaaken”. Frauen soll man ja nicht widersprechen).
Schnaken nach nicht oberbayrischer bzw. zentralwürttembergischer Lesart sind ganz andere, etwas größere langbeinige und -flüglige, und vor allem völlig harmlose Insekten.
Das schnackige bzw. mückige Viechzeug ist allerdings in diesem Pseudosommer wirklich eine Plage:
Gestern abend wollte ich in unserem Garten noch eine seit längerem (wetterbedingt) aufgeschobene Zerkleinerungsaktion durchführen, musste diese aber nach zahlreichen heftig juckenden Stichen plötzlich abbrechen. Meine treusorgende Gattin verabreichte mir daraufhin Cetirizin gegen das Jucken, was aber schon den ganzen heutigen Tag zu einer absoluten Dauermüdigkeit führte, wie ich das sonst nur von einem kräftigen Infekt her kenne. Da sehnt man sich schon fast den Winter herbei, wiewohl ich bisher eigentlich noch auf einen schönen Sommer (der den Namen auch verdient, nicht dieses pseudotropische Schwülregenwetter) hoffte.
17. Juli 2009 um 15:49
“Schnacken” werden bei uns im Oberbayerischen genau die von togibu beschriebenen Insekten genannt – selbst wenn sie dabei die Klappe halten. Ob der Botaniker es mit dem Fachwort mit “Mücke” benennt, weiß ich nicht. Gestochen wird er trotzdem.
17. Juli 2009 um 18:52
Ich kenne Gelsen aus Österreich, Schnaken aus Oberbayern und Mücken aus dem Rest der Republik. Hilfe beim dialektsprachlichen Vergleich gibt’s hier – und vielleicht sind Gelsen, Schnaken, Schnacken und Mücken adabei!
17. Juli 2009 um 19:34
Seltsam: Schnaken sind für mich nur die großen, nicht stechenden Insekten, manchmal hierzulande auch als “Riesengelsen” bezeichnet. Die kleinen, iiiiiiiienden, stechenden Flugteufel hingegen kenne ich ausschließlich als Gelsen – dort, wo ich herkomme, heißen die Biester in Singular und Plural “Goissn”, hier in Wien “Gösn”.
Davon abgesehen, kenne ich kein einziges Heteropaar, bei dem – beide Partner im selben Bett schlafend – der Mann gestochen wird, während die Frau unbehelligt bleibt; der umgekehrte Fall hingegen scheint die Regel zu sein …
17. Juli 2009 um 19:43
Ritter, der ich bin, habe ich unsere Wohnung an allen Fenstern kompetent mit Fliegengitter abgedichtet, seitdem hat meine Frau Ruhe vor fliegenden Stechtieren und (Nebeneffekt) vagabundierenden Spinnen.
(So einfach, so effektiv – als Heimwerker ist man sowieso Held, der Applaus ist nur Zugabe.)
18. Juli 2009 um 12:20
richtig heißt es übrigens Schnook. Wie zB auch “Schnookeloch” (siehe auch bei heidelberger Gaststätten und anderen entlang des Rheins)
19. Juli 2009 um 18:49
da muss ich der wallküre wohl widersprechen. ich bin weiblicher teil eines hetero paars und gehe unbeschadet aus nächtlichem kleintierbesuch hervor. aber ich habe ja auch die hosen an :-)
21. Juli 2009 um 9:15
Bei uns im Münsterland heißen die stechenden Viecher “Mücken”. Und diejenigen überdimensionalen mit den langen Beinen, die wie fliegende Weberknechte aussehen, heißen Schnacken. (mit Dehnungs-C wie in Mecklenburg).
Und die kleinen, Mottenähnlichen, die so fies schmerzhaft stechen, heißen (Pferde-)Bremsen.
Zum Glück sind E. und ich da sehr entspannt und wir werden beide nicht gestochen. Denn unsere Katzen fangen alles, das sich bewegt.
24. Juli 2009 um 17:09
Mücken – so nennt man sie da, wo ich herkomme – können teleportieren. Und Gedanken lesen. Anders lässt sich das von togibu so treffend beschriebene Phänomen nicht erklären. Sie können in unsere Köpfe sehen und warten auf den Moment, in dem wir einschlafen. Deswegen hilft es auch nichts, sich schlafend zu stellen und im Dunkeln auf sie zu lauern. Wenn wir das Licht einschalten, machen sie sich einen SPASS daraus, Sekundenbruchteile vorher (die ganz besonders hinterhältigen tun es danach!) in einen völlig entgegengesetzten Teil des Raumes zu teleportieren. Dort sind sie entweder unerreichbar oder unsichtbar. Sie sind uns überlegen. Im Schlafzimmer stehen sie am Ende der Nahrungskette. Sie sind BÖSE! WO IST DIE FLIEGENKLATSCHE?