Journal Dienstag, 23. Juli 2019 – Längere Reha-Rückfahrt
Mittwoch, 24. Juli 2019 um 6:53Gestern fuhr ich einmal quer durchs Ingolstädter Audi-Werk. Im ICE. Kennerinnen wissen: Das ist keine gute Nachricht.
Dabei war bis Nürnberg alles gut gegangen: Früh zu einem Hochsommertag aufgestanden, gepackt in “brauche ich gleich bis bald” (Koffer, den ich selbst mitnahm) und “würde mir bei Verlust nicht das Herz brechen” (Koffer, der vom Transportdienst mitgenommen wurde). Unterlagen und Schlüssel gab ich im Stationszimmer ab, im Speisesaal trank ich Tee und frühstückte Muesli, plauderte nochmal mit einer besonders interessanten Mitpatientin aus Erfurt.
Wie schon bei der Ankunft verzichtete ich auch jetzt für den Weg zum Bahnhof auf den Shuttle-Service, ich ging lieber zu Fuß, bevor ich einige Stunden sitzen würde. Dass es dann so viele Stunden würden, war nicht geplant. Beim Umstieg in Hof hatte ich sogar noch Zeit für einen Cappuccino, in Nürnberg kam ich pünktlich an.
Während ich mir im Nürnberger Bahnhof ein Mittagessen holte (Stück Fladenbrot mit Grillgemüse und eine Nussschnecke), bekam ich mit, dass andere Züge nach München Verspätung hatten. Meine Verbindung war sogar noch als pünktlich angezeigt, als ich vespernd am Bahnsteig wartete. Doch dann hieß es fünf Minuten Verspätung, als die verstrichen waren zehn, tatsächlich kam der Zug mit 20 Minuten Verspätung an, wegen technischer Probleme. Die präzisierte im Zug die Schaffnerin: “Wir müssen einen Umweg fahren, weil unser Triebwagen nicht mehr genügend Leistung hat.” (Ich nehme an, dass die extra gebaute ICE-Strecke Nürnberg-München über Ingolstadt nur unter bestimmten Bedingungen befahren werden darf.)
Und so sah ich Schwabach und Weißenburg, ab Treuchtlingen kannte ich mich sogar wieder aus, weil ich hier mal gearbeitet hatte. Wir bummelten durchs Altmühltal, ich sah viele, viele Paddlerinnen und Padler in gleißendem Licht auf dem Flüsschen, wir fuhren hinüber ins Donautal. Jetzt war der ICE endlich die 60 Minuten verspätet, die das Verteilen von Fahrgastrechte-Formularen und Freigetränken auslöste. Und wir fuhren einmal quer durchs Audiwerk, das mit seinem enormem Wachstum in den vergangenen 20 Jahren die Bahntrasse verschlungen hat – ebenso wie zahlreiche kleinere Straßen, auf denen ich noch als Kind und Jugendliche geradelt bin, die allerdings im Gegensatz zu den Gleisen nicht mehr für Durchgangsverkehr frei sind. Jetzt sah ich sie wieder.
Die Stimmung im wenig besetzten Großraumabteil war gelassen, das alte Paar vor mir amüsierte sich von Herzen über die Unbillen: “Solange er nicht steht, simmer ja schon ganz zufrieden.” Lautes Kichern, als auch noch die Schließung des Speisewagens durchgesagt wurde. (Aber hey: Klo, WLAN und Klimaanlage funktionierten.) Ich fragte die freundliche und gelassene Zugchefin, ob das jetzt ein elend langer Arbeitstag für sie würde? Wohl erst mal nicht: “Ist ja erst die Hinfahrt.”
München empfing mich mit Hitze, aber noch erträglicher. Daheim schloss ich Herrn Kaltmamsell in die Arme. Kofferauspacken, Waschmaschine füllen und einschalten, dann ging ich auf eine Einkaufsrunde: Vor allem brauchte ich eine neue externe Festplatte, die bisherige fürs Back-up erkannte mein Rechner nicht mehr – und nun hatte ich seit über drei Wochen kein Back-up mehr gemacht.
Daheim gab’s Wäschaufhängen, während das Back-up lief, bald Pink Gin & Tonic und dann ließ ich mich feierlich von Herrn Kaltmamsell bekochen: Ich hatte mir Shakshuka gewünscht.
die Kaltmamsell3 Kommentare zu „Journal Dienstag, 23. Juli 2019 – Längere Reha-Rückfahrt“
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24. Juli 2019 um 8:37
Wie schön, also nicht die Zugfahrt aber das In-die-Arme-schließen von Herrn Kaltmamsell! Ich freue mich virtuell mit.
Hast Du noch Urlaub? Evt. auf ein gemeinsames Frühstück?
24. Juli 2019 um 17:36
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Gerne gelesen
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28. Juli 2019 um 11:39
Vielen Dank in Ihre interessanten Einblicke in die Reha. Ich habe noch nie sowas gemacht und habe Ihre Schilderungen sehr genossen.