Journal Samstag, 10. August 2019 – Warme Regenwanderung am Ammersee
Sonntag, 11. August 2019 um 9:26Jetzt beim Schreiben fällt mir auf, dass das gestern für mich ein idealtypischer Sommersamstag war: Morgenkaffee auf dem Balkon, kleine Einkaufsrunde, Wandertour mit abschließendem Wirtshausessen, nach Rückkehr Eis von der Eisdiele zum Nachtisch. Dass es regnete, mich beim Wandern Schmerzen plagten – machte nichts.
Ich stand nach Ausschlafen zu bedecktem Himmel auf, doch die Hitze des Freitags wärmte noch die Luft – also Balkonkaffee. Nach langem Bloggen machte ich mich wanderfertig, ging aber erst mal auf eine Erledigungsrunde. Inzwischen hatte der angekündigte Regen eingesetzt, für meinen Gang zu Reinigung und Basitsch brauchte ich einen Schirm.
Daheim Frühstück: Ich mischte zwei Pfirsiche und eine reife Maracuja mit Joghurt und war völlig begeistert von der Obstkombination – bis mir einfiel, dass das ja seit Jahrzehnten ein Klassiker im Saft-, Joghurt-, Eisteeangebot ist. Kein Zufall also.
Ich hatte eine 18-Kilometer-Wanderrunde am Ammersee ausgesucht. Die Anfahrt nach Herrsching war ein wenig umständlicher als sonst: Die S-Bahn-Stammstrecke war wegen Bauarbeiten gesperrt (wann, wenn nicht an einem Wochenende in den Sommerferien soll das auch gemacht werden, da stört’s am wenigsten), wir mussten erst mal mit einem Zug nach Pasing fahren.
Von Herrsching aus hoch Richtung Andechs, dann gingen wir eine ganze Zeit die Erlinger Höhe entlang. Es setzte Regen ein, doch wir hatten ja unsere superduper Wanderjacken dabei.
Für eine Pause nach zweieinhalb Stunden fanden wir einen weichen und trockenen Platz unter einer riesigen Tanne: Es gab Breze und reife grüne Pflaumen.
Der ohnehin nie starke Regen versiegte. Kurz darauf riss der Himmel auf, die Sonne kam heraus – und es wurde sofort heiß. Leider hatten die Schmerzen in meiner Hüfte und im Bein dazu geführt, dass ich mittlerweile völlig verkrampft ging. Melancholische Gedanken ließen mich froh über die bereits erlebten Wanderurlaube in England, Spanien, Irland, an der Mosel und im Westerwald sein – das ginge jetzt nicht mehr.
Erling. Auf dem Rückweg kamen wir an dem Gelände der riesigen Tank- und Betriebshallenanlage vorbei, die ich auf dem Hinweg von oben gesehen hatte: Die Andechser Molkerei – klar, irgendwo müssen die Andechser Molkereiprodukte ja herkommen.
Wir stiegen ganz hoch bis zum Kloster Andechs, kehrten aber nicht ein (der eine bisherige Besuch hatte nicht die besten Erinnerungen hinterlassen).
Durchs Kiental zurück nach Herrsching.
Kulinarisches Gegenprogramm zum Vorabend: Wir kehrten im Gasthof zur Post ein, Spareribs aus dem Smoker für den Herrn, Spanferkelbrust für mich (die ich nur zur Hälfte schaffte, tse).
Wieder mit einmal Umsteigen fuhren wir zurück nach München, auf dem Weg nach Hause gab es Eis.
Daheim Auspacken und Ausruhen. Beim müden Rumschalten am Fernseher stolperten wir in der Reihe alpha-retro über eine Reisesendung von 1982, Walter Sedlmayr in Portugal:
“Einmal Portugal und zurück”.
Wir blieben daran hängen, weil der Hintergrund des launigen Tonfalls überraschend reflektiert war: Nelkenrevolution, möglicher EU-(damals noch EG-)Beitritt, vor allem aber der touristische Blick und seine Filter- und Verfremdungsgefahr. Die scheinbare Komödie zeigte mehr Respekt vor Land, Leuten und ihre Selbstbestimmung, als ich es von vielen Auslandsjournal-Berichten der Zeit kenne.
Dazu kam die Thematisierung des Filmens selbst: Kamera- und Tonleute waren präsent, mal kicherte der Kameramann über einen pathetischen Text, mal sah man den Tonmann, der sich eben gezeigten Wein einschenkte. Rechts und links böse Witze über den Bayerischen Rundfunk. Und die klassisch romantisierenden Takes von Land und Leuten wurden als gestellt ironisiert: “Jetzt noch alter Mann auf Pferdewagen bitte, sag dem Mann Bescheid, er kann losfahren, wir wären so weit.”
Scheint leider nicht in der Mediathek vorgehalten, wir müssen wohl auf nächsten Samstag warten, wenn ab 20.15 Uhr Walter Sedlmayr nach Österreich und Spanien reist, am 24. August nach Frankreich und Israel.
die Kaltmamsell14 Kommentare zu „Journal Samstag, 10. August 2019 – Warme Regenwanderung am Ammersee“
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11. August 2019 um 9:33
Guten Morgen, darf ich fragen, was ds für superduper Wanderjacken sind? Wir sind hier nämlich gerade auf der Suche.
Herzlichen Dank und einen schönen Sonntag!
11. August 2019 um 9:40
Der Hersteller heißt Millet, martina wergin, hier sieht man die Jacke ein wenig:
https://www.vorspeisenplatte.de/speisen/archiv/180521_06_Curtlestown.jpg
Superduper und den Preis rechtfertigend daran ist:
– dreischichtiges Material
– wasserdichte Reißverschlüsse
– Reißverschluss unter den Achseln für Luftdurchzug bei schweißtreibender Bewegung
– Kapuzen mit Schirm und verstellbaren Gummizügen für passgenaue und regendichte Einstellung, damit man auch mit Kapuze den Kopf ohne Sichtbeschränkung bewegen kann
Wir tragen das gleiche Männermodell in verschiedenen Größen.
11. August 2019 um 9:54
Herzlichen Dank!
11. August 2019 um 11:41
Mach mich grade zum Erlinger Höhenweg in heimatliche Gefilde auf, lustig. Schade, dass die Orchideensaison wohl schon vorbei ist, im Wald nach Kerschlach gibt es i Frühsommer Weiße Waldvöglein…
11. August 2019 um 11:42
Letzt Woche (oder warens schon zwei?) gab es „Walter Sedlmayr in New York“ – köstlich! Vor allem wenn man ihn (so wie ich) nur vom „Polizeiinspektion 1“ mit der Oma schaun kennt…
11. August 2019 um 11:58
ist auf youtube, Sedlmayr in Portugal
“Jetzt ist der Film fast fertig, und wir haben keine Missstände aufgezeigt: warum alte Leute so frei in der Sonne herumsitzen und nicht in einem Heim”. Der Sedlmayr war im Geist halt nicht nur der gemütliche Bayer (ist ja bekannt).
11. August 2019 um 12:04
Wir waren am Freitag radeln von Eschenlohe entlang der Loisach, Rundtour über 7 Quellen und hatten super Wetter ohne Regen. Herrliche Ausblicke auf das Karwendel Gebirge. Die Tour demnächst auf meinem youTube Kanal.
11. August 2019 um 15:35
Vielen Dank für den Tipp, Gaga Nielsen!
Dann hatten wir ja Glück mit dem Wetter, Ulla: Wir wurden gestern nur zweimal von Radlern gestört.
11. August 2019 um 17:11
Frau Kaltmamsell ich glaube wir haben niemanden gestört ;-) es waren dort keine Fussgänger unterwegs.
11. August 2019 um 19:40
Ha, der Gasthof zur Post! Herr Kaltmamsell wollte mir das vorhin nicht glauben… schöne Grüße an ihn.
Die Sedlmayr-Reisereportagen sind wirklich wunderschön, da konnte er auch mal den Feingeist ausleben, der er so gerne war (oder gewesen wäre), und für den im “normalen” Unterhaltungsfernsehen meist kein Platz war. Die Reportagen gab es übrigens mal auf DVD, ich habe sie vor ein paar Jahren meiner Mutter geschenkt. Leider aber wohl aktuell nicht mehr erhältlich…
11. August 2019 um 19:59
Schöne Hexenröhrlinge! Oder doch was anderes?
11. August 2019 um 20:02
Ich hatte gehofft, dass jemand die Pilze identifiziert, Neeva, Hexenröhrling könnte hinaun!
11. August 2019 um 20:17
Ja, es sind ganz junge netzstielige Hexenröhrlinge. Jung, weil die Kappe grün ist.
11. August 2019 um 22:15
Was für ein lustiger Zufall, liebe Frau Kaltmamsell, den Sedlmayr Film über Portugal habe ich auch angesehen. Was für ein Unterschied zu heute! Das Pferdegestüt gibt es immer noch, Besitz einer adeligen uralten portugiesischen Famiie, abstammend von der portug. Königsfamilie. Nazaré allerdings sieht heute völlig anders aus, wiewohl auch hier noch alte portugiesische Frauen in schwarz gekleidet “frei” an den Stränden sitzen. Der Sedlmayersche Zynismus ist bisweilen nur schwer ertragbar; bei Portugal hat er sich damals aufgrund von Interventionen und der herrschenden Armut beherrscht.