Journal Samstag, 28. September 2019 – Eritreischer Samstag

Sonntag, 29. September 2019 um 7:52

Zefix, schon wieder Migräne. Im Grunde wusste ich das schon beim Zu-Bett-Gehen: Der Druck auf der Stirn kündigte mindestens nächtliches Kopfweh an. Das kam dann auch, war bei jedem leichten Aufwachen stärker geworden, um sechs Uhr morgens gesellte sich Übelkeit dazu – ich knickte ein und nahm mein Triptan-Spray. Schlaf bis neun Uhr, dann war ich einigermaßen wieder beisammen.

Bettwäsche und Handtücher gewaschen – ich beschloss, dass das Sommerbett ebenfalls maschinenwaschbar war und nahm dieses vor dem Einwintern ins Programm. Kurze Einkaufsrunde durch milde Sonne mit Wind, ich konnte sehr schlecht gehen.

Den Mittag und Nachmittag verbrachte ich bei einer Einladung in angenehmer und anregender Gesellschaft, inklusive köstlicher eritreischer Speisen (Injera, Kohl mit Karotten und Chilli, Kürbis mit Tomate, Spinat mit Tomate und Kreuzkümmel), zum eritreischen Kaffee (live geröstet, gemahlen, mit Gewürzen aufgekocht) gab es neben dem original eritreischen Popkorn deutschen Marmorkuchen. Ich erfuhr, dass eritreische Zutaten inzwischen gut in und um die Landwehrstraße erhältlich sind, wieder spiegelt sich Münchens Einwanderungsgeschichte in der aufregendsten Einkaufsmeile der Stadt.

Auf dem Rückweg besorgte ich in eben dieser beim Verdi noch Obst, Brotzeitgemüse und Manouri, musste viele Oktoberfest-Cosplayer umschlängeln.

Häuslichkeiten: Wäscheversorgung, Schweizer Sonntagszopf geknetet und in den Kühlschrank zum Übernacht-Gehen geschoben, Fledermäuse geguckt.

Zur Abendunterhaltung schaute ich in die dritte Staffel Schuld, weil ich zur ersten Folge mit David Bennent ein Interview gelesen hatte. Hmja, ich glaube nicht, dass ich weiterschauen werde.

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Georg Diez in der taz zu Greta Thunbergs Rede vor den Vereinten Nationen:
“Angst und Endlichkeit”.

Ich ordne den Stil ihrer (für mich) schmerzlich schwer erträglichen Ansprache als weitere vernünfte Entscheidung ein: Bislang hat sich Greta Thunberg immer genau auf ihr Publikum ausgerichtet. Den US-Kongress verwies sie auf wissenschaftliche Fakten und Hintergründe – sie ging zurecht davon aus, dass diese den Kongress-Mitgliedern nicht hinreichend bekannt waren. Doch die Menschen, die bei den Vereinten Nationen vor ihr saßen, wussten das alles; Greta Thunberg ging davon aus, dass dieses Publikum seit vielen Jahren wider besseres Wissen handelt – ihnen machte sie nur Vorwürfe, auf diese Menschen war sie durch und durch wütend.

Diez:

Denn das war das Einschneidende dieses Auftritts: Sprachlich, symbolisch, rhetorisch stellte Greta Thunberg die Systemfrage – wenn ihr, Demokraten, Kleptokraten, Technokraten, Autokraten, Erwachsene, nicht in der Lage seid zu sehen, dass das Versprechen von Immer-weiter-so und ewigem Wachstum in den kollektiven Ruin führt, dann habt ihr das Recht verloren, für uns zu sprechen. Dann kündigen wir von unserer Seite, der Jugend, der Zukunft, den Generationenvertrag auf, den ihr gebrochen habt.

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Ein kurzer Twitter-Thread zu einem Frauenschicksal unter vielen:

die Kaltmamsell

2 Kommentare zu „Journal Samstag, 28. September 2019 – Eritreischer Samstag“

  1. Frau Klugscheisser meint:

    Den erwähnten Twitterthread habe ich gelesen und war sehr berührt. Im Krieg ist so vieles geschehen, was keiner nachvollziehen kann, der es nicht erlebt hat. Und man sieht, wie menschliches Verarbeiten funktioniert. Es ist eine Kunst, die Dinge, die man nicht ändern kann zu ertragen, ohne davon erdrückt zu werden und hinterher das wenige Gute darin herauszufiltern.

  2. Berit meint:

    Der Twitterthread ist so unendlich traurig und schwer aushaltbar

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