Journal Donnerstag, 10. Oktober 2019 – Nachklappe
Freitag, 11. Oktober 2019 um 7:00Nach einer guten Nacht sah der Himmel zwar düster aus, es war Regen angekündigt, doch ich kam trockenen Fahrrads in die Arbeit.
Über den Tag regnete es immer wieder. Mittags Butterbrot aus Selbstgebackenem, nachmittags eine kleine Papaya und ein halber Eiweißriegel.
Besprechungsaussicht in die andere Richtung (die Alpenkette links war noch zu sehr im Gegenlicht).
Abends sollte in meiner Nach-Reha die erste Einheit Progressive Muskelentspannung stattfinden, doch ein Anruf der Rehastation sagte diese ab. Ich wurde auf weitere Gruppengymnastik umgebucht, die diesmal von einer aufmerksamen und kompetenten Vorturnerin geleitet wurde (Übungen mit Sitzball zur Stabilisierung).
Ich radelte durch herbstfrische Luft unter mondhellem Nachthimmel heim, dort gab es Ernteanteilsalat mit weiterem Butterbrot und Schokolade.
Wohltuendes Entspannungsbad vor dem Schlafengehen. Das Einschlafen allerdings empfindlich behindert durch eine große Gruppe Menschen, die auf der Straße irgendeine Gaudi mit lautem Rufen inszenierten. (Als ich nach einer Viertelstunde angezogen einschreiten wollte und runterging, sah ich sie nur noch weggehen, auch gut.)
Nachklappe:
1. Durch den Gerichtsprozess am Dienstag war mir aufgefallen: Plädoyers können ein hervorragendes Beispiel für Framing sein. Die Fakten und Aussagen liegen ja vor, in ihren Plädoyers stellen Staatsanwaltschaft und Verteidigung diese aber unterschiedlich dar, wählen aus, priorisieren, zeigen sie in verschiedenem Licht, verschiedenen Bezügen zueinander. Am Dienstag zum Beispiel gab es in den Plädoyers kleineres Gehackel um das Etikett “luxuriös” für einen bestimmten Umstand des Sachverhalts – nicht strafrechtlich relevant, doch ein bestimmtes Framing.
2. Downton Abbey. Ich nehme meine Kritik an der historischen Schieflage der verwendeten Sprache zurück. Diesen Anspruch habe ich ja auch nicht bei Filmen, die im Alten Rom spielen oder im Bayern zur Zeit der Welfen.
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Interview in der New York Times:
“‘I’m Too Old to Be Scared by Much’: Margaret Atwood on Her ‘Handmaid’s Tale’ Sequel”.
via Bingereader
Sie sagt wieder Weises:
Both Offred in “The Handmaid’s Tale” and Aunt Lydia in “The Testaments” wonder if anyone will ever read the words they set down, if their stories will matter. I wondered if that reflected your own views on writing and your desire to connect with readers, and your fear that maybe your work won’t have an impact.
That’s true of every writer. Every writer. Even as you write, I see you writing away there, what if your editor kills your piece? Then you will never have a reader. Every time when you set implement to surface, I won’t even say pen to paper, because it could be a stone, it could be a tree, you’re implying a reader, and it’s always a future reader, unless the person’s standing looking over your shoulder. The writer is always in that position because you’re always separated in time and place from whoever’s reading your book. It’s always a leap into the unknown future to write anything.
Aber lieben tue ich Margaret Atwood hierfür:
It sounds like you don’t feel a lot of pressure to write more, like you’ve got nothing left to prove.
It’s just that there isn’t a lot of time left. And that’s why they’re going so wild over the promotion of this book. I know what they’re thinking. They’re thinking, What if she dies? Ooh, we better do it now. Go all out. Last chance. I say that and they just sort of blush and shuffle their feet. They can’t deny they’re thinking of it.
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https://youtu.be/3jSD-8F5AzY
via Joël
(Oh bittebitte lass das gut sein! Ich brauche dringend einen Nachfolger für Love Actually – leider hat sich nämlich in meiner Wahrnehmung in den Vordergrund geschoben, wie ungut praktisch alle Beziehungen darin sind. Ausnahme vielleicht grad noch die Freundschaft Daniel-Karen.)
die Kaltmamsell6 Kommentare zu „Journal Donnerstag, 10. Oktober 2019 – Nachklappe“
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11. Oktober 2019 um 8:50
Welcher Film spielt denn im Bayern der Welfenzeit? Den würde ich gerne sehen.
11. Oktober 2019 um 8:55
Große Liebe zu Frau Atwood für beide Antworten.
11. Oktober 2019 um 9:10
(Den habe ich mir ausgedacht, iv. Wahrscheinlich träume ich von einer Verfilmung von Feuchtwangers Die häßliche Herzogin, aber das ist hundert Jahre später?)
11. Oktober 2019 um 9:26
Vielen Dank für den Link zu dem Interview mit Margaret Atwood. Sie bleibt eine meiner allerliebsten Autorinnen.
11. Oktober 2019 um 11:34
Wenn man, wie ich, in einem homogenen Umfeld lebt, in dem Antisemitismus keinen Platz hat, erschüttern die Berichte der deutschen Juden “gehöre ich zu diesem Land ?“ enorm. Ja, bitte, selbstverständlich tut ihr das, bleibt unbedingt hier, möchte ich rufen! Wir, die Mehrheit eurer Mitbürger wollen und wünschen es. Dennoch kann ich sie nur bewundern dafür, diesem immerwährenden, unfassbaren Druck Stand zu halten.
Heute kann sich niemand mehr herausreden damit, er wisse von nichts! Das hat damals schon nicht gestimmt und stimmt heute noch weniger.
11. Oktober 2019 um 18:33
Das habe ich neulich gelesen und so einen Film würde ich gerne shen! (Es passiert ja leider irgendwie immer, dass als hässlich oder unscheinbare beschriebene Heldinnen in Verfilmungen dann doch auf einmal den Kriterien konventioneller Schönheit gehorchen, würde mich sehr interessieren, ob die sich das auch trauen, wenn die Hässlichkeit so ein Dreh- und Angelpunkt der Handlung ist…