Journal Sonntag, 13. Oktober 2019 – Spätsommer im Oktober

Montag, 14. Oktober 2019 um 6:40

Ein erholsamer Sonntag mit Sonne und spätsommerlicher Wärme.

Ich wachte mit migränoidem Kopfweh auf, doch Ibu half. Allerdings brachte mich die Wackligkeit darauf, dass die Schwimmpläne fürs Dantebad vielleicht doch nicht die beste Idee waren. Ich strich sie und hatte plötzlich einen völlig freien Sonntag.

Draußen strahlte die Sonne, die Welt leuchtete in Technicolor.

Mit diesem Draußen wollte ich unbedingt etwas machen. Erst mal ging ich Semmelnholen und spazierte über den Südfriedhof zurück.

Nach dem Frühstück auf dem Balkon Zeitunglesen. Zum Walnüsseknacken (aus Schwägerins Garten) setzte ich mich lieber innen an die offene Balkontür – ich fürchtete, auf dem Balkon wäre das Knacken zu laut gewesen und hätte die Nachbarn genervt, die sicher auch nochmal ihren Balkon nutzten.

Als ich keine Lust mehr hatte, bügelte ich die Wäsche der letzten beiden Maschinen weg.

Dann wieder Lesen, jetzt aber Buch.

Als Snack verarbeitete Herr Kaltmamsell den ersten Ernteanteil-Grünkohl der Saison zu Chips. Draußen wurde das Sonnenlicht immer goldener, ich wollte nochmal raus. Herr Kaltmamsell begleitete mich über den Südfriedhof, es roch ganz verrückt nach Sommerabend und gleichzeitg nach Herbst. Auf dem Friedhof Fledermäuse am Himmel zwischen den Kronen der riesigen Bäumen.

Zum Abendbrot Ernteanteil-Kürbis in Schnitzen aus dem Backofen, dazu Käse.
Entspannungsbad mit etwas Dehnen.

§

Frau Gedankenträger warnt davor, Politik beim Beschimpfen zu vereinfachen – bei allem Unmut.
“Spiel mit dem Feuer”.

Möchten wir wirklich gerade in dieser Zeit dazu beitragen, das Vertrauen in die Arbeit und Funktionsweise unserer Demokratie zu erschüttern? Genau das scheint mir momentan leider verstärkt und an vielen Stellen zu geschehen, zudem von Menschen, von denen ich es nicht erwartet hätte. So twitterte Igor Levit: „Frage an die Community: warum nochmal ist die GroKo noch da? Was ist ihre Existenzgrundlage, ihre Daseinsberechtigung?“

Ich möchte dagegen fragen: Im Ernst? Die Existenzgrundlage der GroKo sind die letzten Bundestagswahlen. Von einem zweifelhaften Begriff wie Daseinsberechtigung schonmal ganz zu schweigen. Und was soll denn die Alternative zu unserer parlamentarischen Demokratie sein? Ohne das aufzuzeigen, bleibt ein solcher Tweet pure Agitation.

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30 Jahre war Susanne Knaul Nahost-Korrespondentin, zuletzt viele Jahre für die taz. Jetzt kehrt sie zurück nach Deutschland. Eine persönliche und sehr aufschlussreiche Geschichte von 30 Jahren Israel.
“Es war Liebe”.

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Immer wieder wird von Frauen gefordert, sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz sofort und konsequent anzuklagen. Wie viel dagegen sprechen kann und warum das nicht so einfach ist, zeigt der aktuelle Fall einer beruflich sehr erfolgreichen Frau:
“Geschasste BR-Studioleiterin erhebt schwere Vorwürfe”.

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Die National Portrait Gallery in London zeigt diesen Herbst Pre-Raphaelite Sisters:
“More than tragic muses: female pre-Raphaelite artists finally take flight”.

via @Hystri_cidae

Canonical exhibitions of pre-Raphaelite art, such as the landmark exhibition at the Tate in 1984, have routinely relegated women to minor roles as muses, lovers and disappointed wives.

(…)

“In this exhibition we wanted to restore agency to the many women associated with the pre-Raphaelite story whose contributions have never been fully acknowledged,” explains Jan Marsh, co-curator of the show. What Marsh and her colleague Alison Smith triumphantly demonstrate is not only that women produced work that was easily the equal of their male friends, brothers and uncles, but that they did so with the full self-consciousness of professional artists.

die Kaltmamsell

4 Kommentare zu „Journal Sonntag, 13. Oktober 2019 – Spätsommer im Oktober“

  1. Sabine meint:

    Frau Gedankenträger ist zuzustimmen. Demokratie braucht halt das bohren dicker Bretter und dem Interessenausgleich. Igor Levit, feiner Mann und großer Pianist, dessen Engagement sehr zu würdigen ist. Aber in der Kurzform auf Twitter finde ich ihn kaum auszuhalten, wie er immer auf der Suche nach Polemik und Parolen ist.

    Danke für den Ausstellungstipp. Die Präraphaeliten waren in Gestalt einer Arbeit, die ich über sie im Grundstudium geschrieben habe, ein wichtiger Meilenstein meiner Weltfindung, weshalb ich trotz aller Zweifel an der künstlerischen Qualität mancher Werke an ihnen hänge.

  2. Frau Irgendwas ist immer meint:

    Der Artikel über Israel – ich bin schwer beeindruckt.

  3. adelhaid meint:

    vielen dank für den link zum israel artikel. sehr bewegend, zeigt er doch die zerrissenheit, die man im angesicht der unverständlichen politik in diesem eigentlich wunderbaren land immer und immer wieder erfährt.

  4. lihabiboun meint:

    Vielen Dank für den link zu dem wunderbaren Artikel über Israel!

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