Journal Samstag, 19. Oktober 2019 – 80. Taufpatinnengeburtstag

Sonntag, 20. Oktober 2019 um 9:28

Mittelgute Nacht. Aufgewacht mit brüllenden Nebenhöhlenschmerzen, die erst nach dem zweiten Paracetamol nachließen. (Aspirin meide ich wegen ihrer blutverdünnenden Wirkung: Am Montag habe ich einen Termin für einen kleinen, ganz kleinen operativen Eingriff, und ich will nicht im eigenen Blute davonschwimmen.)

Nach dem Bloggen und Milchkaffeetrinken Waschmaschine gefüllt und angeschaltet, dann nochmal für ein paar Stunden ins Bett – das sonnige und milde Draußen musste ohne mich auskommen.

Duschen und Anziehen, dann gab es Mittagsfrühstück für Herrn Kaltmamsell und mich: Ernteanteilsalat und Bagels, meinen belegte ich mit Frischkäse, eingelegten getrockneten Tomaten und Ernteanteilkresse.

Internetlesen, dann war die Wochenendzeitung dran. Abends waren wir in Ingolstadt zu einer Geburtstagsfeier eingeladen, am Nachmittag machte ich mich dafür fein. Und stellte massives Phantomzunehmen fest: Ich war überzeugt, dass ich steil an Umfang gewinne – ist ja klar, weil ich seit Wochen wegen der Hüftprobleme keinen Sport treibe. Umso größer war die Überraschung, als das geplante Kleid passte wie beim letzten Tragen vor sicher mehr als einem Jahr. Wie ich auch sonst kein Kleidungskneifen registriere. Jetzt verlege ich mich darauf, dass das Kneifen überfallartig passieren wird.

Zug nach Ingolstadt, vom Hauptbahnhof aus Taxi in die Antoniusschwaige (die ich als Kind immer am weithin sichtbaren Windrad erkannte, das inzwischen aber um 300 Meter versetzt wurde). Gefeiert wurde der 80. Geburtstag meiner Taufpatin Irmi – da wir keinen regelmäßigen Kontakt haben, hatte ich mich sehr über die Einladung gefreut.

Hier trägt mich Irmi 1967 zum Taufbecken. Rechts meine polnische Oma.

Irmi war ein sehr positiver Bestandteil meines Aufwachsens. Wenn ich bei ihr war, galten nicht so strenge Regeln. Sie war gleichzeitig emsig, lässig und gemütlich. Bei Irmi gab es wundervolle Kuchen, und ich genoss das explosive Lachen, zu dem sie jederzeit bereit war (und das auch 80-jährig noch so klingt). Vor allem aber schenkte sie mir zu meinen Geburtstagen Buchgutscheine: Die ersten Bücher, die ich nicht auslieh, sondern nach dem Aussuchen auch besaß.

Lauter schöne Begegnungen anlässlich des Fests. Gestern sah ich nach sehr langer Zeit ein Paar wieder, das in meiner Kindheit zum Freundeskreis meiner Eltern gehört hatte und mit dem es viele gemeinsame Unternehmungen gab: die Taufpaten meines Bruders, er wie mein Vater Anfang der 60er als Gastarbeiter nach Deutschland gekommen, sie eine Einheimische mit Flüchtlingshintergrund (zur Erinnerung: das waren damals noch die Flüchtlinge des Zweiten Weltkriegs).

Hier sieht man die beiden 1976 bei einem Ausflug der Freundesgruppe nach Burg Randeck; er hat meinen kleinen Bruder auf dem Arm. Links im Hintergrund meine Mutter, rechts die Tochter der beiden.

Und Irmis drei Kinder sah ich nach zehn Jahren mal wieder. Wir verglichen Erinnerungen und wunderten uns unter anderem darüber, was wir uns als Kinder alles gefallen und einreden hatten lassen.

Nachts wieder Taxi und Zug zurück nach München – alles problemlos, alles pünktlich.

die Kaltmamsell

13 Kommentare zu „Journal Samstag, 19. Oktober 2019 – 80. Taufpatinnengeburtstag“

  1. Joël meint:

    Die kleine Kaltmamsell auf den schwarz/weiß Foto ist ja herzallerliebst.
    Sie hätten Supermodel für Windeln oder Babybrei werden können! ,sagte der Maskenbildner.

    Gute Besserung.

  2. die Kaltmamsell meint:

    Jaja, Joël, ich galt als hübsches Baby – bis mein Bruder daher kam. (Dessen Hübschizität übrigens bis zum heutigen Tag anhält.)

  3. Trulla meint:

    Na, Frau Kaltmamsell, Sie dürften sich heutzutage auch nicht gerade beklagen wegen mangelnder Hübschizität. Fragen Sie mal Herrn Rau.

  4. Frau Irgendwas ist immer meint:

    @trulla
    Danke für die Wortschöpfung: Hübschizität!
    Ich werde versuchen dieses schöne Wort in meinen aktiven Sprachschatz auf zu nehmen.

  5. Trulla meint:

    @Frau Irgendwas ist immer
    Leider darf ich Ihr Lob nicht annehmen, denn ich würde mich mit fremden Federn schmücken: Frau Kaltmamsell herself hat das Wort geschöpft! Wie schon des öfteren von mir bestaunt bringt sie sprachlich neue Dinge hervor, die ich sehr gelungen finde und von denen ich auch schon das eine oder andere gebrauche wie z.B. “Nifften“ oder “Schwumm“.
    Ich hoffe, das unterliegt keinem copyright und geht i.O.?

  6. Gaga Nielsen meint:

    Der kleine Racker mit dem Blondschopf in der Wanne ist die Kaltmamsell? Erstaunlich, wie sich Haarfarben entwickeln. Sehr fröhliches Foto, schön!

  7. Nina meint:

    Ich denke, das ist der kaltmamsellsche Bruder. So habe ich den Kommentar zumindest verstanden.

  8. die Kaltmamsell meint:

    Goldilocks ist tatsächlich mein Bruder, Gaga Nielsen, der umgehend alle Niedlichkeitsrekorde schlug. Ich sah in dem Alter so aus:
    https://www.vorspeisenplatte.de/speisen/2005/09/familienalbum-10-sommerwiese.htm

  9. Juliane meint:

    Die Taufpatin Irmi, das ist die mit den tollen Dukatenkeksen, nech?
    Wir denken sehr oft an sie, denn die Kekse haben wir ins feste Programm aufgenommen.
    Vielen Dank nochmal!

  10. die Kaltmamsell meint:

    Wie schön, Juliane, das muss ich ihr erzählen!

  11. Eva meint:

    Auch ich erfreue mich regelmaessig an den erfrischenden Wortneuschoepfungen aus der Feder von Fr. Kaltmamsell.

  12. Frau Irgendwas ist immer meint:

    @trulla & @Kaltmamsell
    Ja, die ‘ Nifften’ sind mir auch vertraut, auch dafür danke ich herzlich!
    Also gut, Ihenen Zwei herzlichen Dank für die Verbreitung schöner Wortschöpfungen, ich freue mich aufrichtig! *da schlägt der Opa, ein Dr der Germanistik, durch – Sprache ist toll*

  13. Gaga Nielsen meint:

    Gabs hier schon mal ein Erwachsenenfoto vom hübschen Brüderchen?

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