Hellboy

Montag, 20. September 2004 um 9:02

H.P. Lovecraft hat ganze Generationen fantastischer Literatur geprägt, doch explizit kommt seine Cthulhu-Welt in Filmen selten vor. Dafür gibt es jetzt Hellboy, der auf dem unabhängigen (also weder DC noch Marvel) Superhelden-Comic von Mike Mignola basiert. Unser roter Superheld mit den weggefeilten Hörnern bewegt sich zwischen Höllentoren, Rasputin, dem Ur-Bösen in Form von Cthulhu und unsterblichen Nazis (die interessanterweise als absolutes und abgrundtief Böses mittlerweile einen festen Platz unter westlichen Erzähltopoi einzunehmen scheinen).

Ein lustiger Film, sehr unterhaltend. Ich mochte schon mal die Erzähl-Ökonomie, mit der die Herkunft von Hellboy (unter Freunden HB) gezeigt wurde (durch ein 1945 von Nazis geöffnetes Tor zur Hölle o. Ä.). Und ich konnte mich sehr für den roten Hauptcharakter begeistern: ein pubertäres Raubein mit coolen Sprüchen, aber dem Herz am rechten Fleck. Sehr komisch: Hellboy ist eifersüchtig auf seinen FBI-Adlatus und verfolgt dessen Date mit seiner Herzensdame von einem Hausdach aus – angehimmelt und mit Keksen versorgt von einem jugendlichen Fan. Auch der Sidekick von Hellboy, das Fischwesen Abe Sapien, ist liebenswert und hat einige gute Lacher im Text.

Dann wiederum: Die Sets wirken schon arg ausgeliehen, hauptsächlich bei Indiana Jones und bei Jules-Verne-Verfilmungen. Und die Fortsetzung Hellboy 2, die für 2006 angekündigt ist, winkt unübersehbar aus dem Plot – einige Erzählfäden flattern am Ende ganz schön unaufgeräumt.

(NB: Ich frage mich immer, was die Schurken in diesen Filmen eigentlich mit der Weltherrschaft vorhaben. Die James-Bond-Bösewichte haben wenigstens Stil und scheinen ihre Macht in schöne Frauen und sonstigen Luxus investieren zu wollen – aber diese fantastischen Superbösen? Ich kann mir nur vorstellen, wie sie den ganzen Tag über dem verwüsteten Universum thronen und immer wieder brüllen: „Ich bin der Herrscher der Welt! Ich bin der Herrscher der Welt!“ Aber dafür der ganze Aufwand?)

die Kaltmamsell

7 Kommentare zu „Hellboy

  1. kid37 meint:

    Ich mach das auch. “Ich bin der Herrscher der Welt… oooaaaarhh!” Gleich morgens nach dem Aufstehen oder wann immer das stattfindet. Ich finde, es lohnt sich.

  2. Angel meint:

    Aaah, schönen Dank für die Filmkritik. Ich geh das heute abend gucken und freu mich jetzt noch mehr drauf :-)

  3. Herr Rau meint:

    Auf dieser Seite über Hellboy habe ich mich über die Comic-Vorlage informiert (dort gibt’s jede Menge Aufsätzchen zu Comic-Themen, meist superheldischen).

  4. Der Nürnberger meint:

    Oha – dem hat aber jemand mächtig die Hörner gestutzt – vielleicht ist er deswegen so böse.

    Gerechtigkeit kommt womöglich von gerächt?

    p.s. Was ‘ne Eisenplatte ist weiss ich – aber was ist ein Vorsp?

  5. Jens meint:

    hähä, geiler Kalauer aus Nürngerg :-)
    Ich schau mir den Film auf jeden Fall an, schon alleine weil ich wissen will, warum Ron Perlman entgegen seiner Ankündigung sich doch wieder ein Makeup-Overkill angetan hat.

  6. nina meint:

    kid37 spricht von seinem toilettenthron.
    die herrescher der welt bei lovecrafr sind ja ausserirdischen ursprungs, sie expandieren nur.
    bei james bond zb frage ich mich das auch. hellboy sehe ich mir nicht an, weil seit der 60er jahre verfilmung von batman alles weitere minderwertig war.

  7. michel meint:

    also fand ihn ganz ok, zumindest für eine comicverfilmung. an sin city oder 300 kommt der film aber nicht ran. auch wenn das eigentlich keine superhelden sind.
    hier noch ne kritik:
    http://www.resurrection-dead.de/dailydead/hellboy

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