Journal Samstag, 18. Januar 2020 – Familienkalb und Joker
Sonntag, 19. Januar 2020 um 9:21Bei den letzten Malen Schmerzaufwachen vor Aufstehen hörte ich draußen Regen: Endlich, es war die vergangenen Wochen viel zu trocken. Doch schon vormittags hatte es wieder aufgehört. Und so gut ich persönlich auf Schnee verzichten kann: Es braucht hier den Niederschlag dringend.
Heavy adulting: Im Wintergarten (haha, Nebenraum der Küche, der mal ein Balkon war) nicht nur die durchgebrannte Glühbirne ausgetauscht (seit Tagen kaputt, doch wir waren nie zu Tageslichtzeiten daheim), sondern auch den blechernen Lampenschirm gereinigt, der sich beim Birnewechseln als fettig verdreckt herausgestellt hatte.
Ein halbes Stündchen auf dem Crosstrainer. Mein stetig schlechterer Zustand verschafft meinen Bewegungsdrang Konkurrenz: Manchmal ertappe ich mich bei einem “und wenn ich mich mal ein paar Tage überhaupt nicht bewege und nur sitze und liege?”.
Vormittags nahmen wir einen Zug nach Augsburg: Die lieben Schwiegereltern hatten zum Mittagessen eingeladen, auch der Bruder von Herrn Kaltmamsell und seine Frau waren da. Es gab nach einem schönen Vorspeisensalat gefüllte Kalbsbrust – die ich noch nie selbst gemacht habe und durchaus gern esse. Sie war köstlich. Zum Nachtisch Quitten in Granatapfelsaft mit Grießklößchen.
Vorabendvorstellung in den Museums Lichtspielen mit Herrn Kaltmamsell: Joker (OV). Der kleine Vorführraum war schon zehn Minuten vor Vorstellungsbeginn so voll, dass wir keinen Platz zusammen bekamen. Musste ich halt selbsttätig die Augen schließen, wenn ich Erschreckendes befürchtete – eh nur etwa dreimal.
Danach musste ich mich erst mal von der Düsternis und Joaquin Phoenix’ Intensität erholen (allein das Lachen!), bis ich herausfand, ob mir der Film nun gefallen hatte: Ja, hatte er. Das war eine ganz andere Düsternis als das der apokalyptischen Action- und Superheldenfilme im Mainstream-Kino, David Steinitz schreibt in der Süddeutschen (€):
Der Großstadtmoloch Gotham City sieht in seiner [Regisseur Todd Phillips’] Version wie ein “Taxi Driver”-Themenpark aus.
Die Brutalität, die Menschen der Handlung waren so wenig überzeichnet, auch nicht durch Kamera oder Schnitt, dass ich ihr keine gesellschaftskritischen Statements unterstelle, sondern ein Gesamtkunstwerk sah, transportiert durch die Konzentration auf die titelgebende Figur.
An der Musik irritierte mich zunächst, dass neben dem Orchester-Score (hier ein gutes Beispiel) auch andere Stücke vorkommen – doch die waren dramaturgisch sehr gezielt und funktional eingesetzt.
Wie ich schon bald während der Vorführung befürchtet hatte, war der Film gar nichts für Herrn Kaltmamsell, der mit der Filmkategorie drama nichts anfangen kann, in der es hauptsächlich um Menschliches und Gefühle geht.
Daheim servierte er ein vorgekochtes Shakshuka aus Kichererbsen und Schwarzkohl, in das nur noch die Eier gesetzt werden mussten. Schmeckte sehr gut.
Beim abendlichen Verlassen des Hauses hatte ich wie schon am Vorabend das erste Amselflöten des Jahres gehört.
§
Schöne Geschichte im Techniktagebuch: Mit welchen Argumenten in den 80ern unter Übersetzerinnen und Übersetzern diskutiert wurde, wie ein Computer ihre Arbeit erleichtern könnte.
“1983 bis 1986
Computer – lohnt sich der?”
(Alles Erleichterungen, die uns heute völlig selbstverständlich sind.)
die Kaltmamsell4 Kommentare zu „Journal Samstag, 18. Januar 2020 – Familienkalb und Joker“
Sie möchten gerne einen Kommentar hinterlassen, scheuen aber die Mühe einer Formulierung? Dann nutzen Sie doch den KOMMENTAROMAT! Ein Klick auf einen der Buttons unten trägt automatisch die gewählte Reaktion in das Kommentarfeld ein, Sternchen darüber und darunter kennzeichnen den Text als KOMMENTAROMAT-generiert. Sie müssen nur noch die Pflichtfelder "Name" und "E-Mail" ausfüllen und den Kommentar abschicken.
19. Januar 2020 um 13:29
Vielen Dank für die Computergeschichten aus dem Techniktagebuch. Ich selbst hatte spät, nämlich 1994, einen eigenen PC, den ich für mein Studium brauchte. Die 2500 Mark dafür hatte ich hart zusammengespart. 1998 kam das private Modem hinzu, wobei ich bereits ab 1995 das Internet der Uni nutzte und mir dabei z.B. die Emails auf eine Diskette zog :-). Daher wundern mich die Überlegungen der Übersetzer, die ja immerhin beruflich vom Internet stark profitieren konnten. Hätte ich damals schon voll verdient, wäre das für mich gar keine Frage gewesen.
19. Januar 2020 um 13:44
1998 ist aber auch nicht 1988,da liegen Welten zwischen Anwenderkomfort und Nutzungsgrad. Ich (oder eher wir, da Familieneigentum) hatte übrigens noch später einen privaten Rechner, nämlich 1999 mit damals 14. Das waren Zeiten! Ich weiß noch wie stolz ich war als ich meine erste Homepage mit HTML programmiert habe, das wissen dafür hatte ich per yahoo gesucht und eine tolle Anleitunsgseite gefunden :-D da wird mir direkt nostalgisch-warm ums Herz
19. Januar 2020 um 15:21
Ja, aber laut dem Artikel überlegten Übersetzer (=Profis!) 1997, ob sich Internet für sie lohnt. Das finde ich erstaunlich.
19. Januar 2020 um 20:07
Hm, nein ich hab jetzt nochmal gegen gelesen und die Artikel bewegten sich alle in den 80ern,bis auf den Kollegen der 95 angeboten hatte Glossare per Floppy Disk zu verschicken. Der Text zu 1997 ist mMn schon ein neuer Artikel, den hatte ich noch gar nicht wahrgenommen :-D
Wenn man sich beim Bundessprachenamt als Übersetzer bewirbt, musste man den Eignungstest ca 2007 als ich mich beworben hatte auch noch mit Zettel, Kuli und Wörterbuch absolvieren. Mir ist bis heute nicht ganz klar warum man einen Eignungstest in einer Art und Weise absolviert, die dermaßen weit von der Praxis entfernt ist.