Tortentricks

Samstag, 19. September 2009 um 14:59

In den letzten Jahren, die ich in meinem Elternhaus lebte, also im Alter zwischen 14 und 18, entwickelte sich das Backen von Kuchen und Torten zu meiner großen Leidenschaft. Schon bald sorgte ich für die Anschaffung besseren Geräts (u.a. Tortenring, Kuchenretter, Backbrett) und hochwertiger Zutaten (u.a. Kuvertüre statt Fettglasur). Auch las ich akribisch die Backstrecken in Mutters Frauenzeitschriften und eignete mir so manche der dort beschriebenen Tricks an.

Als ich vergangene Woche nach vielen Jahren mal wieder eine Schwarzwälder Kirschtorte herstellte, erinnerte ich mich daran, welche Offenbarung es seinerzeit für mich war, Tortenböden mit einer Schur zu zerteilen. Feinmotorisch bin ich ausgesprochen ungeschickt (Albtraum: Basteln), und so fluchte ich jedes Mal, wenn ich einen dicken Biskuitboden in zwei oder drei dünne zerteilen musste: Wie, so fragte ich mich, konnte jemand ein noch so großes Messer gerade genug halten, dass keine bröselreichen Verheerungen eintraten? Doch dann las ich von folgender Technik:

Benötigtes Werkzeug sind ein Messer sowie ein stabiler Faden. Ich verwende gerne Zwirn, ganz wunderbar ist ein dünner Nylonfaden aus dem Bastelgeschäft (als Jugendliche in den 80ern war ich eifrige Fädlerin bunter Perlchenkettchen, deshalb hatte ich Nylonfaden im Haus).

Zunächst auf der gewünschten Höhe den Boden rundum mit dem Messer etwas einschneiden.

Bodenschneiden_1

Faden in diese Rille legen, ein gutes Stück am Anfang und Ende überstehen lassen. Diese Enden über Kreuz legen und vorsichtig auseinander ziehen.

Bodenschneiden_2

(Hatte nur eine Hand zum Zeigen frei, die andere musste fotografieren.) Oberen Teil mit dem Kuchenretter abheben. So lassen sich auch dünne Böden teilen.

Bodenschneiden_3

Vielleicht gibt es da draußen einen Leser, eine Leserin, denen ich hiermit die gleiche Offenbarung verschaffen kann.

Das Endergebnis meines Bemühens vergangene Woche, für einen – ähm – Douglas-Adams-Fan:

Schwarzwaelder_Kirschtorte_1

Das Rezept dazu steht hier.

die Kaltmamsell

13 Kommentare zu „Tortentricks“

  1. Sigourney meint:

    Für einen Douglas Adams Fan, wie dezent. Ich wünschte, das wäre man bei mir letztes Jahr auch gewesen ;-)

  2. katha meint:

    was für ein schöner zwirnstern – und was für eine gemeinheit! ich sitz’ da mit meinem earl grey und arbeite und hätt’ sooo gerne ein stück schwarzwälder dazu. in meiner umgebung mag die niemand (was mir schleierhaft ist) und deshalb wird auch nie eine gemacht. in konditoreien schmeckt sie nur, wenn sie ganz frisch ist und aus allerfeinsten zutaten gemacht wurde. den zwirnschmäh kenne ich natürlich, aber ich nehme trotzdem immer das messer (mit mittigem bröseldesaster), die idee mit der rille ist gut. beim nächsten mal muss die zwirnspule her. die von der oma.

  3. croco meint:

    Torte!TORTE!
    (ich bin ja halbe Schwarzwälderin und praktisch damit großgezogen worden)
    Und alles Gute zum 42 für den Tortenempfänger.
    Wurde die Torte im Bademantel und mit Handtuch um den Hals gegessen?

  4. theodoraa meint:

    ha, den trick kenn ich (junge 25) von meinem papa (etwas ältere 72) – der macht das schon seit jahren so :) besser und einfacher kann man einen tortenboden nicht zerteilen…

    die schwarzwälder kirschtorte wär übrigens wie für mich gemacht gewesen: meine familiären wurzeln liegen im schwarzwald und the hitchhiker’s guide ist schon sehr zerfleddert :D (hach, ich muss mich mal wieder von meiner schwägerin bebacken lassen)

    aber was ist ein kuchenretter??? *doofguck*

    — sehr gerne gelesen —

  5. die Kaltmamsell meint:

    Wie schön, dass sich hier ein paar Freundinnen der Schwarzwälder Kirschtorte treffen – sie schmeckte wirklich ganz ausgezeichnet, und ich werde sie so bald wie möglich wieder machen. Was ist an Schokoböden, fruchtiger Kirschfüllung und frischer Schlagsahne bitte nicht zu mögen?

    Im Bademantel, croco, war am Freitag lediglich ich: Der Tortenempfänger war schon gewaschen und angezogen, denn er musste früh in die Arbeit. Und da er wegen einer betrieblichen Großveranstaltung erst spät nachts wiederkam, war der frühe Morgen die einzige Chance für das Anschneiden der Torte. Seine Kollegen profitierten vom fast ganzen Rest.

    Ein Kuchen- oder Tortenretter, theodoraa, ist eine Scheibe von ca. 28 cm Durchmesser, deren eine Seite messerdünn geschärft wurde. Sie lässt sich besonders leicht unterschieben, wenn man Böden oder ganze Torten von einer Unterlage zu einer anderen transportieren will. Mein Kuchenretter ist aus Metall, man sieht ein Stückchen davon auf dem dritten Bild von oben, links. Besonders dankbar bin ich um ihn, wenn ich die fertig gefüllte und dekorierte Torte auf die Servierplatte bringen muss.

  6. Frau Liebesluchs meint:

    Toll beschrieben, war klasse zu lesen, macht Lust auf Schwarzwälder Kirschtorte und weckt erneut den Wunsch, auch einmal Empfängerin einer speziell für mich hergestellten Torte zu werden- bis jetzt backe ich immer selber oder für andere :-( .

    Das mit dem Boden teilen mach ich ganz genauso, vermutlich habe ich mir das vor Jahren bei jemand abgeschaut. Mein Kuchenretter ist von tuppäwär und aus Kunststoff, hab derer sogar zwei weil ich ihn so praktisch finde. Aber eine fertig dekorierte Torte komplett umgesetzt hab ich mich noch nicht getraut.

    Komm über frau..äh..mutti hierher und hinterlasse mal herzliche Grüßle aus Franken, Frau Liebesluchs.

  7. die Kaltmamsell meint:

    Willkommen, Frau Liebesluchs! (In Frangn müssten Sie doch eher die Expertin für Moggadoddn sein, nein? Könnte ich auch mal wieder machen.)

  8. Barbara meint:

    Schöne Anleitung!

    Ich muss zugeben, dass es bei mir daran scheitert, dass ich es nicht schaffe, mit dem Messer etwas in gleicher Höhe einzuritzen…

    Daher hatte ich zu der gleichen Zeit, als Du einkauftest, neben dem von Dir beschriebenen meine Mutter auch überzeugt, dass ein Tortenteiler eine gute Investition sei. Ich glaube, 2,99 DM oder so… Damit kriege ich meine Scheiben hin. ;-)

  9. Marthe meint:

    Wie schön, als ständige Leserin hier draußen eine – tja keine gemeinsame Jugenderinnerung zu teilen, aber sich mit ganz ähnlichem beschäftigt zu haben. Auch ich habe in dem beschriebenen Alter sehr gerne Torten gebacken.
    Ihre beschriebene Fadenteilung habe ich damals auch für mich entdeckt.
    Allerdings hatte ich beim ersten Versuch nicht mit einem Messer vorgeschnitten. Das Ergebnis: ich habe die schaumgummiartige Konsistenz von Biskuit kennengelernt. Der Faden quetschte den Kuchen, er wurde immer kleiner, kleiner bis plötzlich der Faden doch an einer Stelle in den den Rand eindrang und ziemlich ungleichmäßig teilte. Danach begann ich auch mit dem Messer vorzuschneiden. Mir hat das auch gut gefallen, weil ich dann immer schon ein wenig aus dem Kucheninnerern naschen konnte.
    Zu dieser Tortenzeit gehörte dann besonders bei Schwazwälder Kirsch und Schokoladentorte die Phase, in der sie immer weiter perfektioniert wurden. einerseits geschmacklich, andererseits optisch. Noch heute, hat es für mich etwas sehr befriedigendes einen Kuchen oder eine Torte zu backen und so ein rundes Teil fertigzustellen.

  10. Kai meint:

    Au Mann, ja 42! Dieses Jahr ist es auch für mich soweit.
    …Schwarzwälder Kirsch ist OK, auch wenn es für mich immer diese “Oma”-Image haben wird. Warum, weiß ich auch nicht. Ich bin ja ein “Sachertorten”-Mensch.

  11. croco meint:

    Sachertorte ist doch eher Opa ;-))

  12. regine meint:

    ich hab mir, da ich immer wieder den Fadenstern verlege noch eine andere Methode ausgearbeitet. ich stelle den ausgekühlten boden auf ein rundes Brett, und darunter teller, o.ä. die alle kleiner sind als der Ring der Form. Dann stelle ich den Ring um dieses Gebilde, nehme mein langes Messer, welches dann auf dem Rand des Ringes aufliegt und kann dann einfach aufliegend durchschneiden. Für den nächsten Schnitt erhöhe ich den Tellerstapel unter dem Boden.

  13. Lorelei meint:

    Den Fadentrick habe auch ich im Teenageralter gelernt, in meinem Fall von einer Nachbarin. Meine Mutter hat es nicht so mit dem Backen, daher hatte ich – ebenfalls mit 14 – selbst damit angefangen. Meine erste Torte, schon mit Faden zerteilt, war eine Schwarzwälder Kirsch. Bis heute meine Lieblingstorte.
    Herzlichen Glückwunsch nachträglich dem Adams-Fan!

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