Der große Gleichmacher Alter
Sonntag, 18. Oktober 2009 um 19:40Wenn ich vor 20 Jahren auf Veranstaltungen mit meinem Vater und seinen Freunden war, die wie er aus Spanien eingewandert sind, stachen die Iberer immer schon äußerlich ein wenig heraus mit ihrem Südländertum. Gestern Abend war ich auf einem großen Fest eingeladen, das auch fünf dieser ehemaligen Gastarbeiter mitfeierten. Und mir fiel auf: Das Rentenalter verwischte die Unterschiede. Unter den vielen weißhaarigen Herren mit Bauch und steifen Bewegungen war nicht mehr auszumachen, wer davon in Burgos geboren war, wer in Izmir und wer in Straubing. Das bedeutet was.
die Kaltmamsell3 Kommentare zu „Der große Gleichmacher Alter“
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18. Oktober 2009 um 20:06
Im Alter, allerdings erst im hohen, verwischen auch die optischen Unterschiede zwischen Männern und Frauen.
18. Oktober 2009 um 23:30
Gut beobachtet und berichtet. Sämtliche Probleme Deutschlands mit der Einwanderungsgesellschaft werden allerdings wohl nicht quasi von selbst durch das Altern an sich gelöst. Es gibt ja bereits “ethnische Altersheime”. Interessant ist die Frage, bei welchen Feiern warum solche Beobachtungen überhaupt möglich sind.
Ich bin mir nicht im Klaren darüber, wie sich die männliche Bauchbildung im Herbst des Lebens zwischen früheren “Gastarbeitern” italienischer, spanischer, türkischer oder marokkanischer Herkunft und “den Deutschen” unterscheidet. Neigung zum Embonpoint im Alter war jedenfalls keine Kategorie, nach der in den fünfziger und sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts von deutschen Behörden und Firmen ausländische Arbeitskräfte angeworben wurden. Viele Spanier haben ihre Bäuche schon längst wieder auf die iberische Halbinsel rücktransferiert (sehr hohe Remigration). Jetzt ist Spanien selbst ein Einwanderungsland.
Genug zu essen zu haben ist sicherlich ein legitimer Grund, auszuwandern. Darum ging und geht es vielen Auswanderern. So haben es auch viele Deutsche geschafft, in der Neuen Welt fett zu werden.
Btw: Kennen Sie “Bloody Foreigners” von Robert Winder? Das ist ein sehr gutes Buch über Migration (nach UK).
19. Oktober 2009 um 16:28
Alte Opis haben sowieso etwas Knuffiges. Der Uropi meines Freundes war im Krieg in Russland. Nachdem er nun rausfand, dass ich gebürtige Russin bin, nahm er mich zur Seite und erklärte, wie sehr es ihm (abgesehen von den ihm beigebrachten Verwundungen) in Russland gefallen habe. Alle seien so freundlich, herzlich, und gastfreundlich gewesen. Auch an einige Worte konnte er sich erinnern; wie “Kartotschka”, oder eine ach-so-nette Begrüßung, die man ihm öfters zurief, und die er fehlerfrei widergeben konnte. Ich mußte etwas lachen, weil diese beiden Worte alles andere als eine nette Begrüßung waren/sind.
Alte Leute finde ich immer total spannend. Egal wer sie sind, oder woher sie kommen; so haben sie alle irgendwelche Geschichten, die sie oft auch gern erzählen…