Journal Montag, 28. Juni 2020 – Blicke vom Fußweg aus

Dienstag, 30. Juni 2020 um 6:42

Zu Regengeräuschen aufgewacht, doch diese paar Tropfen sollten mich auf dem Rad nicht stören.

Allerdings hatten sie sich bis nach Morgenkaffee mit Bloggen, nach Kraftübungen, nach Yoga (diesmal von der schweißtreibenden Sorte), nach Duschen und Anziehen kontinuierlich zu ernsthaftem Regen gesteigert – missgelaunt griff ich mir den Regenschirm und nahm die U-Bahn in die Arbeit. Als der Regen kurz vor Mittag aufhörte, war allerdings mein erster Gedanke: Halt, weiterregnen, das war noch lange nicht genug! Das Wetter kann es mir also ultimativ nicht mehr recht machen.

Der Vormittag bestand fast ausschließlich aus Querschüssen. Alles, was ich geplant hatte, schmuggelte ich bröckchenweise dazwischen. Nachmittags vielerlei Ärger (überrascht und enttäuscht) – aber auch der Genuss, mit Menschen zusammenzuarbeiten, mit denen alles läuft wie ein Tanz: kleine Signale geben, auffangen, alles fließt und benötigt nur geringe Energie (vielleicht nenne ich die künftig Niedervolt-Kolleginnen und -Dienstleister).

Zu Mittag gab es Nudeln mit Pulpo in Tomaten vom Vorabend und Kirschen aus Bruderfamilies Garten.

Der Arbeitstag wurde länger, und ich hatte überhaupt keine Lust auf U-Bahn, dafür umso mehr auf frische Luft. Ich ging also zu Fuß nach Hause, gemütlich getrippelhinkt dauerte das 50 statt der gesunden 35 Minuten von früher.

Sie wissen ja sicher schon gar nicht mehr, wie die Bavaria aussieht.

Am Kaiser-Ludwig-Platz wird seit einigen Wochen gebuddelt. Jetzt am Abend war die Baustelle verlassen, ich konnte in die Abgründe gucken, die ich mit dem Fahrrad immer umkurve.

Fernkälteleitungen. (Dieser Post war für mich Anlass, diesem Schlagwort nachzugehen, dem ich auf den Bautafeln begegnet war – hochinteressant.)

Daheim traute ich mich doch wieder Alkohol und machte uns Erdbeer-Gintonics. Während Herr Kaltmamsell zum Nachtmahl Reste aß, darunter Pulpo-Reste, hatte ich erst mal auf längere Zeit genug von Pulpo und bekam die Zucchini aus Schwägeringarten gebraten mit einem Omelette.

Zum Nachtisch gab es den Cherry Pie, den der Herr nachmittags zubereitet hatte, mit allen Kirschen, die er den zahlreichen Würmern aus ihren gierigen Pfötchen reißen konnte.

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Als die Weilheimer Apothekerin Iris Hundertmark vor zwei Jahren ankündigte, dass sie ab sofort keine Homöopathie-Mittel mehr anbieten würde (allerdings ist sie verpflichtet, sie auf Anfrage zu bestellen), machte das eine Welle. Die Süddeutsche hat nachgehalten, was aus ihr und ihrer Apotheke geworden ist: Zu meiner Bestürzung ist sie die einzige homöopathiefreie Apotheke Deutschlands geblieben. (Leider nur gegen Geld zu lesen.)
“Nein, hier gibt es keine Globuli”.

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Auch die Süddeutsche hat das Handbuch für Zeitreisende gelesen, Jutta Person schreibt:
“Pack den Auerochsen ein”.

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instagram-Tipp: @womeninstreet stellt Fotografinnen vor, die bemerkenswerte street photography machen – sehr, sehr verschieden.

die Kaltmamsell

4 Kommentare zu „Journal Montag, 28. Juni 2020 – Blicke vom Fußweg aus“

  1. Alexandra meint:

    Fernkälte hat Vorzüge, die auf der Hand liegen – aber ich nehme mir mal zu unken heraus, dass auch deren Leitungsnetz einer Alterung unterliegt. Die Kurve der Instanhaltungs- und Sanierungskosten wird mit den Jahrzehnten den gleichen Verlauf nehmen wie bei ihrer alten Schwester, der Fernwärme.

  2. adelhaid meint:

    was für tolle wolken über der bavaria! und wir ungraziel, unaufgeräumt und schäbig der himmel die erde darunter aussehen lässt!

  3. Galalettalotta meint:

    Wir sind vor ein paar Wochen nach Weilheim gezogen. Vielen Dank für den Hinweis zum Artikel über die Bahnhof-Apotheke! Nun brauche ich nicht mehr überlegen, welche die Apotheke meines Vertrauens werden wird.

  4. lihabiboun meint:

    Hach, unser Fernkälteloch. Da gucken wir auch immer ganz fasziniert rein ….

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