Chlorschnupfen und Poitrine flottante*
Montag, 23. November 2009 um 14:47Meine Nasenschleimhäute sind so angeschwollen, dass ich fast nur durch den Mund atmen kann. Es liegt also doch an mir, ich habe Chlorschnupfen.
Nämlich: Seit September haben meine Schwimmausflüge unangenehme Nebenwirkungen (neben dem Vergnügen, gegen den Wasswiderstand in einer Bewegungsform voran zu kommen, die sich organisch und elegant anfühlt, neben der Wohligkeit im eigenen Körper, wenn ich eine gute Stunde lang spürbar jeden Muskel daran bewegt habe). Nach der ersten halben Stunde im Becken kitzelt es in meiner Nase, nach dem Schwimmen läuft sie ein paar Stunden, dass ich mit dem Schneuzen schier nicht hinterher komme, und dann zieht sie so gründlich zu, dass ich zwei Nächte lang nur mithilfe von abschwellendem Nasenspray schlafen kann.
Als ich das zum ersten Mal erlebte, hielt ich es für Symptome einer aufziehenden Erkältung. Doch nach etwa 52 Stunden war alles vorbei, als wäre nie etwas gewesen. Beim dritten Mal brachte ich die Symptome in Verbindung mit meinem Schwimmausflug. Nach dem sechsten Mal sah ich mich im Internet um, ob es wohl ein Pendant zum Heuschnupfen gibt, das von Chlor ausgelöst wird. Und siehe da: Man spricht tatsächlich von „Chlorschnupfen“, auch wenn es sich wohl um keine Allergie handelt. Zwar ist es erleichternd zu wissen, dass er nach zwei Tagen verlässlich verschwindet, doch in diesen beiden Tagen ist mein Geruchssinn schmerzlich beeinträchtigt.
Vergangenen Samstag nun wollte ich herausfinden, ob vielleicht seit September das Wasser im Olympiabad neue Zusätze enthält, die diesen Chlorschnupfen auslösen. Zur Gegenprobe zog ich meine Bahnen in dem weiteren 50-Meter-Becken, das es in München gibt: im Dantebad. Sollte ich davon keinen Chlorschnupfen bekommen, wollte ich mich Auskunft suchend an die Münchner Stadtwerke wenden. Doch leider, leider: Es liegt an mir. Meine Schleimhäute reagieren halt seit September auf das Chlor mit Vergiftungssymptomen. Sportlerforen (gruslige Gegend: Trainingsbegeisterung und Orthographie scheinen einander überhaupt nicht zu mögen) raten zu Nasenspülung mit Kochsalzlösung gleich nach dem Schwimmen oder Nasenklammer. Werde ich also testen.
Der Ausflug ins Dantebad war dennoch interessant. Die Besucher dieses Bades scheinen eine recht eng verbundene Gemeinde zu sein. So deckt sich „Sportschwimmen“ (es gibt eine mit Kugelschnüren abgetrennte Bahn) hier offensichtlich mit „entspanntes Plantschen“; das mag am hohen Altersschnitt der Besucher liegen. Doch eine Erscheinung irritierte mich, die mir schon bei meinem ersten Schwumm dort aufgefallen war: Die Dantebad-Schwimmerinnen schwimmen bevorzugt mit blankem Busen. Über die Hälfte der Damen, die während meiner drei Kilometer die Schwimmbahn mit mir teilten, hatte ihren Badeanzug bis unter die Taille geschoben, eine sogar in kunstvoller Verknotung. Ist damit das Bahnenziehen besonders angenehm? Oder warum sonst tun die Damen das wohl?
* Herzlichen Dank an Nathalie für die Übersetzungshilfe
die Kaltmamsell18 Kommentare zu „Chlorschnupfen und Poitrine flottante*“
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23. November 2009 um 17:20
oh Gott, jetzt kommt die Oberlehrerin aus Paris…
poitrine flottante, mit 2 t bitte…..
Jetzt habe ich’s kapiert mit den Badeanzügen!!!!
Chlorallergie habe ich übrigens auch, dachte, jahrelang, es sei Heuschnupfen, lag aber am Chlor im Schwimmbad, jetzt haben wir Sauerstoff im Pool ( keine Ahnung wie das fubktionniert) und ich habe keine Probleme mehr….
23. November 2009 um 17:33
Oh danke, Katia – irgendwas musste ja schief gehen, wenn ich mich an schiefen Wortspielen in einer Sprache versuche, die ich überhaupt nicht kann: Hybris strafen die Götter sofort.
23. November 2009 um 17:52
Soll ich noch eins drauf setzen? :-))
Mich schreibt man mit “h” – die französische Version.
23. November 2009 um 18:17
*schluchzt leise in ihre Tastatur*
23. November 2009 um 18:23
Wenn Sie sich ein Bad suchen, das mit Ozon desinfiziert wird?
Die Stadtwerke müssten das wissen.
Dann laufen nur noch Sie , nicht mehr die Nase.
Wissen Sie denn, welch fatales Bild sie mir in die Hirnwindungen gesetzt haben?
Das mit den blanken Busen und den vernoteten Badeanzügen!
Das muss ich hin!
Das will ich sehen!
23. November 2009 um 19:50
ohhh…..jetzt aber nicht sofort oben ohne ins chlorverseuchte Wasser springen….
23. November 2009 um 20:01
… sondern immer nur ins ozonhaltige! ;-)
23. November 2009 um 20:35
Ich würde beim nächsten Besuch des Dantebads die barbusigen Damen einfach fragen, was es mit dem Barbusigen auf sich hat.
23. November 2009 um 21:45
http://www.ganz-muenchen.de/freizeitfitness/baden/freibad/dante_sommer_warmfreibad.html
Äh, ich glaube, sie waren im FKK Becken?
23. November 2009 um 21:55
Ich kann mich ja mal nach ozon- oder sauerstoffgereinigten Bädern umsehen, muss mich dann allerdings wieder mit kleinen Becken, Querpaddlern und Plantschern auseinandersetzen – ernsthaft geschwommen wird nur im Olympiabad.
Sie meinen, Buchfink, wildfremde Menschen ansprechen, die auch noch halb nackt sind? Wenn ich das könnte, müsste ich mich nicht im Internet rumtreiben. (Spaß.)
Ich werde wohl noch, Sigourney, 25- von 50-Meter-Becken unterscheiden können! Aber das könnte die Erklärung sein: Wer im FKK-Becken nackig schwimmt, fühlt sich wahrscheinlich mit Badeanzug untenrum vollständig angezogen.
23. November 2009 um 22:11
Ah, so genau hatte ich es nicht gelesen, ich fand nur die Idee von einem FKK Becken in München faszinierend.
Ich assoziiere Bayern immer mit Prüderie, warum auch immer (der Englische Garten spricht ja dagegen).
Aber ein Rätsel ist mir ja dann, warum man einen Badeanzug nur halb anzieht, statt einfach nur die Hose eines Bikinis. Ziehen die Damen ihn denn wieder hoch, wenn sie das Becken verlassen, ist es das?
23. November 2009 um 22:24
Die Bezeichnung “Damen” – ist das jetzt nur retro-witzig gemeint von euch jungen Menschen (die ihr euch ja auch so putzig siezt), oder schwingt da a bisserl was verächtliches mit?
23. November 2009 um 23:22
Wenn ich an einem belebten Strand schwimmen gehe, rolle ich meinen Badeanzug weit draußen im Wasser auch immer bis zum Bauch runter, weil es sich einfach viel besser anfühlt, wenigstens halbnackt zu schwimmen – bin beim Rauskommen aber wieder perfekt badebekleidet. Sowas Ähnliches muss es sein!
24. November 2009 um 6:24
Huch, ilse aus München, aber ich bezeichne Damen doch immer als Damen und Herren als Herren. Eigentlich seit der Tanzschule – das war etwa 1983. (Seit ich ein paar Jahre später mit dem Werk von Hanns Dieter Hüsch bekannt gemacht wurde, rutscht mir höchstens in der Mehrzahl mal ein “Damens” rein.)
24. November 2009 um 11:24
Ich glaube das mit den blanken Busen kommt daher bzw. liegt wahrscheinlich wirklich am Dantebad.
Es liegt draußen, an der frischen Luft und wenn man da seine Bahnen zieht, wird man von hinten automatisch gebräunt und um die Streifen zu verhindern, zieht man eben blank… Und aus Gewohnheit wahrscheinlich dann immer ,o)
25. November 2009 um 2:04
Ich muss es einfach sagen: Lohnt es sich denn optisch?
25. November 2009 um 7:01
Soweit ich beim Schwimmen gesehen habe, fressack, tut es der Ästhetik eines Badeanzugs nicht gut, halb um den Bauch gewurschtelt zu werden.
27. November 2009 um 0:12
Signourey hat wohl im Grunde Recht, denn es sind wohl die Dante-Abonnenten aus dem sommerlichen FKK-Becken, die hier im Warmfreibad überwintern. Hier hat es sogar ein Bild zu diesem Beitrag: http://www.ganz-muenchen.de/freizeitfitness/baden/fkk.html