Journal Montag, 5. Oktober 2020 – WMDEDGT im Krankenhaus
Dienstag, 6. Oktober 2020 um 7:56Am 5. jeden Monats sammelt Frau Brüllen Tagebucheinträge unter “Was machst du eigentlich den ganzen Tag?”
Sehr unruhige Nacht, aber gar nicht mal wegen Schmerzen: Ich wachte einfach oft auf, lag unbequem – auf meine gewohnte rechte Seite darf im mich ja bis auf Weiteres nicht drehen. Aber auch jetzt: Steigende Beweglichkeit des OP-Beins.
Ich erklärte schon vor sechs die Nacht für beendet, ging aufs Klo, finalisierte den Blogpost über den Vortag. Im dunklen Draußen prasselte Regen.
Erste Runde der Tagschicht Pflege: Ich bekam ein neues Pflaster auf die Wunde, ein ganz besonderes und teures, das bis zum Fädenziehen in ca. zehn Tagen drauf bleiben soll, UND! mir Duschen ermöglicht. Ich warf beim Wechsel einen vorsichtigen Blick auf den Schnitt: Länger als gedacht, ca. 20 cm, aber schön gerade und sauber. Um tatsächlich Duschen zu können, nahm mir die Pflegerin die Thrombosestrümpfe ab, sehr angenehm.
Visite: Der Chirurg, der mich operiert hatte, beschrieb nochmal, dass alles wunderbar verlaufen sei, dass die Vermessung meines Hüftgelenks ergeben habe, dass ein ideal passendes Endoprothesenmodell im Sortiment war. Er sei sehr zufrieden. (“Ich auch!”)
Vorher.
Nachher.
Im Vorbereitungsgespräch hatte mir die Chriurgin auf mein Stichwort erklärt, dass meine Röntgenaufnahme vom Vor-OP-Tag ausgemessen würde, eine Software (“der Computer”) aus den Daten die passende Prothese ermittle. Klang etwas professioneller als die rustikale Erklärung “Was nicht passt, wird passend gemacht!” des Chirurgen im Untersuchungsgespräch vergangenen Juni.
Vor dem ersehnten Duschen wollte ich aber noch frühstücken, um den leichten Schwindel wegzukriegen. Nur dass das ungewöhnlich spät serviert wurde, nämlich gegen halb neun. Ich genoss Müsli, Joghurt, eine süße Mandarine und eine reife Kiwi zum Tee.
Dann endlich Duschen. Da ich mich ja weiterhin nicht über 90 Grad beugen soll (Risiko Luxation des neuen Gelenks), musste ich mir für die Säuberung unterhalb Knie etwas einfallen lassen, auch fürs Abtrocknen. Mit Verrenken und Nutzung aller Gliedmaßen ging auch das.
Während ich mich noch fertig machte, hörte ich den Physiotherapeuten kommen. Er beschäftigte sich erst mal mit meinen Zimmergenossinnen. Meine Lektion war gestern Treppensteigen und Abwärtsgehen. Er erklärte mir zudem, dass ich eigentlich von Anfang an ohne Krücken gehen könnte, allerdings natürlich weiterhin humpelnd. Die Krücken sollen den Übergang zu einem gleichmäßigen Gehmuster erleichtern, Stolpern und damit Verletzungen verhindern, generell Vorsicht fördern. Herr Physio fragte eine schon länger operierte Zimmergenossin und mich, ob wir an einer Einheit Gruppengymnastik am Nachmittag im Haus teilnehmen wollten. (Raten Sie.)
Die beiden Damen in den Nebenbetten bekamen Blut abgenommen, von einem recht puschligen Medizinanfänger, ich machte mich auf eine Geh-Runde. Der Regen hatte schon vor einer Weile aufgehört – und war weiter oben offensichtlich Schnee gewesen.
Noch vor dem Mittagessen kam jemand vorbei und nahm einen Abstrich für einen weiteren Corona-Test zur Vorbereitung auf die Reha.
Zu Mittag gab es zwei Fleischklopse in einer wirklich guten Senfsoße (die hatte mich doch schon in Luxemburg so begeistert), dazu frisches Kartoffelpü, zum Nachtisch Fruchtcocktail aus der Dose – Kindheitserinnerungen.
Um halb zwei also Gymnastik. Der Aufzug dafür war zweimal mit Bettentransport belegt, dann wies eine Passagierin darauf hin, dass nur drei Personen reindürften und ließ uns nicht mitfahren. Also nahm ich die Treppe für die vier Etagen, ich hatte doch eben gelernt, wie das mit Krücke ging. Die 20 Minuten Gymnastik waren interessant und sehr anstrengend. Ich gewann noch mehr Vertrauen in die operierte Hüfte, manche Bewegung hätte ich mich ohne die Anweisung des Trainers nicht getraut. Es gab als Hausaufgaben Weichkneten von Sehnen an der Hüfte.
Sonstiger Nachmittag: Zeitunglesen (auf dem Laptop), sonstiges Lesen, eine Geh-Übungsrunde.
Zum Abendessen gab es Brot und Käse, Gemüsequark.
Abendunterhaltung war erst eine Dokumentation über Helga Feddersen, die sich als sehr interessant herausstellte – hätte ich doch nie vermutet, dass sie auch Drehbücher geschrieben hat. Außerdem ein Stück Fernsehgeschichte:
https://youtu.be/nSZrsdemtVo
Zweiter Teil der Abendunterhaltung: Romanlesen Rebecca Makkai, The Great Believers, das mir weiterhin sehr gut gefällt.
die Kaltmamsell7 Kommentare zu „Journal Montag, 5. Oktober 2020 – WMDEDGT im Krankenhaus“
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6. Oktober 2020 um 12:53
wenigstens einer soll heute gute Besserung wünschen, dann bin ich das mal! Liebe Grüße
6. Oktober 2020 um 17:03
Die neue Hüfte ist ja bildschön. :-) Mich wundert, dass sie oben gegenüber des Gelenkkopfes nicht auch so einen Hubbel nach außen hat wie die alte. Brauchts den am Ende gar nicht?
Mein Mann wird irgendwann dieselbe OP haben müssen wie Sie (er hat etwas Angst), daher sind Ihre Berichte sehr interessant.
6. Oktober 2020 um 19:01
Eine kurze Frage: wie läuft denn das Schlafen auf der nichtoperierten Seite ab, mit Kissen o.ä. zwischen den Beinen oder ganz normal bzw. was haben die Ärzte dazu gesagt?
Ich habe nach jeder Hüft-TEP jegliches Seitenschlafen erst mal streng verboten bekommen, was für einen reinen Seitenschläfer der Horror ist und zu schlaflosen Nächten führte – und zu einer nach zwei Wochen versagenden Compliance meinerseits. Das würde mir ggf. für weitere OPs mehr Sicherheit geben…
6. Oktober 2020 um 19:10
Hier darf man offiziell ab dem zweiten Tag nach OP auf der nicht-operierten Seite schlafen, Olili, steht sogar in einer der zahlreichen Broschüren, aber ja: mit Kissen zwischen den Beinen. In diesem Fall habe ich nicht nach dem Hintergrund gefragt, doch bei sonst jeder Nachfrage nach Details bekam ich eine nachvollziehbare Erklärung mit Quellen (“Studien haben belegt”) – deshalb bin ich auch bei diesem Detail recht sicher, dass es kein Zufall ist.
6. Oktober 2020 um 20:17
Der Hintergrund ist, dass dann beide Oberschenkel parallel sind, wie auch beim Laufen.
6. Oktober 2020 um 21:06
Gratulation zur hübschen Hüfte! Möge sich das Gewebe drumherum schmiegen, als sei sie immer dagewesen.
Vor dieser Aussicht habe ich vor einigen Jahren einem Sterbenden Stefan Zweigs Die Welt von Gestern vorgelesen. Schön, dass da auch fleißig und genesend umeinandergekrückt wird.
Und zu dumm, dass Die Welt von Gestern wieder viel näher ans Heute gerückt ist seither.
8. Oktober 2020 um 16:21
Schön, Ihre Fortschritte zu sehen!
Mich würde auch interessieren, wieso der neue Hüftkopf deutlich kleiner ist als das Original.