Journal Dienstag, 3. November 2020 – Heimisches Heilen

Mittwoch, 4. November 2020 um 8:43

Gestern nicht viel mehr gemacht als vor mich hin zu heilen. Was bei den Corona-Beschränkungen wahrscheinlich auch in den nächsten Wochen meine Hauptbeschäftigung bleiben wird. (Na gut: Da sind zwei häusliche Räumprojekte der Sorte Wann-wenn-nicht-jetzt, einmal die Neusystematik meiner Ablage offizieller Papiere sowie die überquellende Kiste mit privater Post, die sortiert gehört.)

Das Wetter war regnerisch und kühl, vormittags absolvierte ich meine gute Stunde Heimsportprogramm.

In einer Regenpause verließ ich das Haus, um beim Vollcorner nach Meyer Lemons zu suchen: Jetzt haben sie Saison, und ich wollte einen Kuchen damit backen. Diesmal ließ ich die Krücken daheim und ging bedächtig, das funktionierte.

In einem anderen Laden erlebte ich zum erstem Mal die Konfrontation mit einer Maskenverweigerin. Ich sprach sie an: “Würde es Ihnen etwas ausmachen, eine Maske anzulegen?”
“Ja. Ich habe ein Attest!”
Auf mein “Wenn Sie so krank sind, sollten Sie wirklich nicht unter Leute gehen”, schnappte sie: “Dann holen Sie doch die Polizei!”
Ich wandte mich ans Personal, das meinte, mit Attest könnten sie nichts machen. Dann ging halt ich, ohne Einkäufe, und komme nicht mehr wieder.
1. war ich auf die Verweigerin aufmerksam geworden, weil sie heftig nieste.
2. kann das Personal natürlich niemanden “mit Attest” zum Maskentragen zwingen, muss sie aber auch nicht reinlassen.

Frühstück: Eine frisch geholte Handsemmel mit polnischem Schinken, den uns Herr Putzmann geschenkt hatte, außerdem ein Sellerie-Tahini-Püree aus der Hand von Herrn Kaltmamsell (Ottolenghi-Rezept hier unten), das sehr gut schmeckte und ab sofort eine weitere Verwertung von Erntenteil wird neben Sellerie-Schnitzel, Sellerie-Lasagne und Waldorf-Salat.

Ich hatte Meyer Lemons bekommen und buk damit Lemon Curd Cheesecake nach einem erprobten Rezept von Petra.

Angeschnitten und gegessen wird er allerdings erst am Folgetag, weil er lange kühlen muss.

Keksböden mache ich seit Teenageralter, angefangen mit der legendären Philadelphia-Käse-Torte (hach, die 80er!). Doch ich bin immer noch auf der Suche nach der idealen Kekszerkrümel-Methode. Versucht habe ich schon Handzerkrümeln jedes einzelnen Kekses (aua!), portionsweise Zerhäckseln mit Zauberstab oder Gemürzmühle des Küchenmaschine (dauert lange), Kartoffelstampfer in Rührschüssel (Erkenntnis, dass Keksfragmente viele Meter weit fliegen können). Das führte alles zu gutem Ergebnis, die Methoden fühlten sich aber verbesserbar an. Gestern versuchte ich also einen Klassiker: Kekse in großen Gefrierbeutel, mit Nudelholz darauf rumrollern bis Krümel. Was soll ich sagen: Deutlich bequemer! Und da der Gefrierbeutel bereits sehr oft benutzt worden war und eh am Ende seines Lebenszyklus’, machte es mir nichts aus, ihn anschließend schmutzig wegzuwerfen (hier mag der Haken der Methode liegen).

An einigen Stellen spürte ich Muskelkater, die Nach-Reha-Übungen wirkten.

Nachmittagssnack war die zweite Semmel mit Honig und nochmal etwas Selleriepüree. Ich legte wieder auf dem Sofa die Beine hoch und las Rebanks, English Pastoral.

Zum Abendbrot unterstützten wir die derzeit geschlossene heimische Gastronomie: Ich ließ mir von Herrn Kaltmamsell vom Vietnamesen Chi Thu eine Reisnudelschale mit Frühlingsrollen mitbringen, die viel frisches Gemüse enthielt und sehr gut schmeckte (und in Papierschachtel nur mittelviel Müll erzeugte).

Als Abendunterhaltung ließen wir My Big Fat Greek Wedding im Fernsehen laufen, den ich immer schon mochte, weil er eine partnerschaftliche Partnschaft zeichnet und viele RomCom-Stereotypen vermeidet.

Ansonsten auf allen Kanälen ohrenbetäubendes Vor-US-Wahl-Getöse.

die Kaltmamsell

15 Kommentare zu „Journal Dienstag, 3. November 2020 – Heimisches Heilen“

  1. creezy meint:

    Ikea regelt das teilweise ganz simpel mit einem „Auch Maskenverweigerer mit Attest haben keinen Zutritt”. Daran sollten sich alle ein Beispiel nehmen.

    Schön, dass Du wieder zu Hause bist.

  2. Chris Kurbjuhn meint:

    Noch besser als Nudelholz: Mit einer Kasserolle hammermäßig auf dem Gefrierbeutel rumkloppen. Geht schneller, macht feinere Krümel und mehr Spaß.

  3. Eetje meint:

    Falls Gefrierbeutel wegschmeißen zu sehr schmerzt. Hätte ich die Idee, einen stoffeinkaufsbeutel zu waschen und darin die Kekse zertrümmern. Müsste doch auch funktionieren.
    Liebe Grüße und weiterhin gute Genesung
    Eetje

  4. Lempel meint:

    Ich würde auch die Hämmerchenmethode empfehlen. Kekse dabei in ein Geschirrtuch einschlagen, dann braucht es kein Plastik.
    Zum Obi kommt man hier auch nur mit Maske.

  5. Alexandra meint:

    Das Plastikbeutelproblem habe ich gelöst, indem ich stattdessen Stoffbeutel nehme, dünn und fein, ähnlich Geschirrtuch. Außerdem nutze ich den Fleischklopfer von Oma, der bei mir ansonsten völlig arbeitslos wäre.

  6. Christine meint:

    Bei der Gefrierbeutelmethode gehen mir immer die Beutel kaputt.
    Bei der Stoffbeutelmethode habe ich das Gefühl, dass mir zu viele Krümel verloren gehen.
    Ich nutze gerne meinen “Mixer” nach Art einer Moulinette. (im Englischen wohl “Foodprocessor”).
    Übrigens ersetze ich in und nach der Saison gerne die Butterkekse durch Spekulatius.

  7. Gaga Nielsen meint:

    zum Thema Attest.

    Wenn ich vor der Aufgabe stünde, Kekse zu zerkrümeln, würde ich sie in meinem größten Steinmörser zerkleinern. Wenn man einen schönen dicken Klöppel dazu hat, ist das ein Kinderspiel.

  8. kn meint:

    Genau, bei mir auch der Food Processor (ein einheitlicher Name in DE ist mir dafür auch nicht bekannt). Meine kürzlich erstandene Maschine nennt sich ‚Multi’ und eine der Aufgaben für die sie angeschafft wurde ist das Kekszerkrümeln. Je nach Füllung nehme ich auch gerne die Kakao-Butterkekse.

  9. Rainer meint:

    Darf ich nach der Bezugsquelle für die Meyer-Zitronen fragen?? :-)

  10. Markus Kolbeck meint:

    Interessanterweise hatte ANH just gestern denselben Maskendisput MIT dann geholter Polizei.

  11. die Kaltmamsell meint:

    Vollcorner auf der Theresienhöhe, Rainer, sehr wahrscheinlich auch andere Filialen von Vollcorner.

  12. Ella meint:

    Ich wusste, die Kommentare lesen würde helfen. Das nächste Mal werde ich die Methoden mixen und die Kekse in ein Geschirrtuch einschlagen und einen gusseisernen Topf draufstellen und drücken.

  13. Ronja meint:

    Knäckebrot (für Fleischbällchen) zerkleinere ich immer mit dem Wellholz – ohne Tüte, direkt auf dem zuvor gut gereinigten Tisch, geht prima. Kekse habe ich noch nie zerkleinert, würde ich aber genauso machen.

  14. Schneizel meint:

    Gut gegeben, Frau Kaltmamsell! Den merk ich mir für den Fall, dass mir jemand etwas von Attest erzählt. Hehe.

  15. j. meint:

    Kekse zerkleinere ich schnöde in einer Schüssel hackenderweise mit dem Schnitzelklopfer. Ergibt keine gleichmäßige Masse, was ich aber bei Kekskrümelboden gar nicht so schlimm finde…

Sie möchten gerne einen Kommentar hinterlassen, scheuen aber die Mühe einer Formulierung? Dann nutzen Sie doch den KOMMENTAROMAT! Ein Klick auf einen der Buttons unten trägt automatisch die gewählte Reaktion in das Kommentarfeld ein, Sternchen darüber und darunter kennzeichnen den Text als KOMMENTAROMAT-generiert. Sie müssen nur noch die Pflichtfelder "Name" und "E-Mail" ausfüllen und den Kommentar abschicken.