Von Launen gebeutelt
Donnerstag, 23. Dezember 2004 um 8:20Ich habe es so satt, wegen meiner Befindlichkeiten ständig Rücksicht einfordern zu müssen. Ist es allein schon unangenehm genug, einmal mehr den zähen schwarzen Schlamm von allen Seiten ankriechen und kleben zu spüren. Doch der Gedanke daran, damit die Umgebung und damit geliebte Menschen belasten zu müssen, formiert sich zu einer eisernen Klammer, die sich würgend um die Kehle legt.
Mit den Jahren sind die Fluchtversuche aus dieser Situation immer seltener ein wildes Um-Mich-Beißen oder komplette Versteinerung (auch wenn ich jederzeit in dieses Verhalten ausbrechen kann), sondern eher überlegte Organisation von Raum und Gelegenheit zur Abschottung. Wo der schwarze Schlamm die angebröselte Seele zwar verschattet, aber nicht mehr durch Scham und schlechtes Gewissen auch noch Wut draufsetzt.
I am bored with all the old tricks of my shattered organism
die Kaltmamsell6 Kommentare zu „Von Launen gebeutelt“
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23. Dezember 2004 um 9:04
rückzug, so schnell wie möglich, ein alter bunker 20m unter der erde, oder wenigstens alle vorhänge zu, telefon aus, heizung an und ins bett. (meine methode, um die kollisionen mit den umgebenden zu verringern) und: ich finde es völlig gesund, angesichts von dingen wie diesem akquiseversuch neulich bei ihnen in tränen auszubrechen und schäfer werden zu wollen.
23. Dezember 2004 um 9:45
Wären Sie Zelda, ich würde Loopings mit meinem kleinen Doppeldecker über Ihr Haus fliegen… Solange sollten Sie vielleicht lieber nochmal O’Henry lesen. “The Gift Of The Magi” natürlich. Dann denken, es gibt sie noch, die kleinen Dinge. Voller Bedeutung. Der Rest ist nur Rauschen und – Fluglärm.
Ich wünsche Ihnen schöne Weihnachtstage. Ist ja ein Lichterfest.
23. Dezember 2004 um 12:39
Ich denke je tiefer die Depressionen sind, in die man fällt, desto höher auch die Höhenflüge, die man in glücklichen Zeiten erfährt. Wer keinen Schmerz fühlen kann, kann keine Freude empfinden. Das halte ich mir stets vor Augen, wenn ich mich mal wieder im tiefen Loch befinde. Dann fühle ich die Trauer, die Melancholie und auch den Groll etwas versöhnlicher und lebe sie ein wenig aus. (Manisch depressiv sollte man allerdings dabei nicht werden;) )
Und dann: die innere Trauer und der innere Groll schmerzt sehr, aber ich denke man kann dem leichter entfliehen, als der Trauer die einen befällt, wenn etwas wirklich schreckliches passiert. Und – letztendlich ist alles ein bescheuert-banaler biochemischer Prozess.
24. Dezember 2004 um 7:35
@typ.o: Angesichts dieses Akquiseversuchs könnten wir als Außenstehende ja auch in Lachen ausbrechen. IMHO kann das die Kaltmamsell nicht, weil sie wirklich für ihre Arbeit lebt.
Ich kann das verstehen. Wenn ich Texte, Scripte oder Fachbücher mit Rechtschreibfehlern, schlechtem Layout, unpassender Schrift und verdorbenen Graphiken sehe, steigt in mir auch die Verzweiflung hoch.
Seit etwa 15 Jahren haben wir ein Abo der kleineren Dresdner Lokalzeitung. Mir schmeckt aber einfach der Tee nicht mehr, wenn ich schon morgens mit Rechtschreibungs-, Satz- und Druckfehlern gequält werde oder wenn das Ende eines Artikels einfach im Nichts verschwindet.
24. Dezember 2004 um 14:54
Trotzdem fröhliche Weihnachten. Und hiermit ein Versuch, Ihnen einen leicht aperitivgeschwängerten aber umso herzlicheren biochemisch-ferngesteuerten Gemütsaufmunterungssonnenstrahl zu schicken. Echt! Ich konzentrier mich da jetzt wirklich ganz stark und schick das jetzt ab. Nicht das Posting sondern die Aufmunterung. Jetzt.
24. Dezember 2004 um 14:59
Liebes Neunerlisl – es hat gewirkt! Eben habe ich Fondue-Soßen gerührt, und auf einmal machte es “la, la, laaaaa” in mir. Dankeschön! Jetzt packe ich mir fröhlich den Mitbewohner und gehe an der Isar das Christkind suchen.
Frohes Fest!