Journal Montag, 26. Juli 2021 – Schnackenfraß
Dienstag, 27. Juli 2021 um 6:17Nacht mit Loch, als ich um halb drei von mehrstimmigem Gröhlen aus dem Park aufwachte und dann nicht mehr einschlief. Fenster zu (neben den ohnehin immer Ohropax) und eine halbe Stunde Lesen halfen.
Emsiger Morgen mit Ausräumen Geschirrspüler, Abhängen Wäsche, Pflanzengießen. Draußen war es eher grau.
Auf dem Weg in die Arbeit sah ich überm Westend ganz viele Mauersegler in einer Gruppe. Jetzt können sie jeden Tag verschwinden, vielleicht war das bereits das Sammeln zum Abflug.
Meine Mückenstiche! Ich konnte mich den Tag über nicht recht entscheiden, welche der ausgewachsenen Schnackenstich-Quaddeln1 mit drei Zentimeter Durchmesser und rotem Hof (in meiner Familie “Platschari” genannt, an das Wort hatte ich schon lange nicht mehr gedacht) die schlimmsten waren (die kleineren, unter anderem im kurzen Nackenhaar, in den Augenbrauen und im Ohr, zählen diesmal schon nicht): Die an den Waden, in den Kniekehlen, am Handrücken, am Hals, hinter den Ohren oder zwischen den Schulterblättern? Mittags (es war sonnig und warm geworden) besorgte ich in der Apotheke Fenistil und ignorierte die Anleitung der Apothekerin, nach der ich es nur dreimal am Tag auftragen sollte: Ich schmierte bei jedem großen Jucken und Brennen. Für das Zerstechenlassen am Samstag beim Wandern – wahrscheinlich hatte ich noch nie so viele Mückenstiche gleichzeitig – habe ich bei der Natur mindestens eine Flugreise gut. Finde ich.
Zu Mittag gab’s Pumpernickel mit dick Butter und eine halbe Bio-Netzmelone (weich, aber nahezu geschmacksneutral, Geruchstest geht im Biospupermarkt mit Maske halt nicht, ich lass das einfach mit dem Melonekaufen).
Nachmittags zogen sich Wolken zusammen. Doch sie brauchten bis fast sieben Uhr, bis ein Gewitter mit Regen fertig war.
Da war ich schon daheim und hatte eine Einheit Yoga absolviert. Anschließend eine systematische Runde Gel auf Mückenstiche, jetzt konnte ich dafür unbekleidet genug rumlaufen. Selbst den sonst unbehelligten Herrn Kaltmamsell hatten die Biester erwischt: Auch er bat geplagt um das lindernde Gel.
Vorm Haus stehen seit vergangener Woche zwei mittelgroße Bagger sowie lange, isolierte Rohre mit Durchmesser 60 Zentimeter startklar. So spannend, wo genau sie verbuddelt werden!
Zum Abendessen hatte Herr Kaltmamsell wieder einen meiner Wünsche erfüllt: Kalte Sobanudeln mit viel Gemüse und Erdnuss-Sauce.
Zum Nachtisch ein paar Erdbeeren und viel Schokolade. Früh ins Bett, um weiter Sigrid Nunez, The Friend zu lesen, das mir gut gefällt.
§
Dieses Zitat von Marlen Haushofer.
- Im Bayrischen sind “Schnacken” Moskitos. [↩]
12 Kommentare zu „Journal Montag, 26. Juli 2021 – Schnackenfraß“
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27. Juli 2021 um 6:28
Spricht sich „Schnack“ mit kurzem „a“? Ich bin entsetzt. Erst stechen sie gemein, dann haben die auch noch unklare Orthographie.
„Platschari“ heißt es bei uns aber auch. Halt mit fränkischem harden b. Lustiges Wort.
27. Juli 2021 um 6:36
Genau, Sabine, kurzes A, dadurch auch leicht zu unterscheiden von den unbayerischen Schnaaaken, die ganz andere Insekten sind.
27. Juli 2021 um 7:07
Der Deal mit dem Fliegen sitzt leider dem Trugschluss auf, dass der Klimawandel ein Problem für die Natur sein könnte. Aber die wird sich so oder so damit arrangieren (die Stechmücken allemal, schätze ich). Die Verlangsamung der globalen Erwärmung ist ja eigentlich ein absolut egoistisches Ziel, das allein für den Erhalt der Menschheit (sofern gewünscht..) notwendig ist.
27. Juli 2021 um 7:20
Ich bin ganz erleichtert, dass der Herr in diesem BR-Erklärvideo das „a“ nicht so kurz spricht wie es sich mit „ck“ liest (also wie beim norddeutschen Wort für ratschen). Damit kann ich leben, mit den Viechern nicht. Ich finde es trotzdem durch ein schlichtes „k“ besser repräsentiert.
Klassischer Fall von Someone is Wrong on the Internet.
27. Juli 2021 um 8:07
Leider funktioniert der Link nicht, Sabine, aber ungehört kann das unmöglich ein Ingolstädter sein. Sondern wahrscheinlich sogar jemand, der in Wirklichkeit “Stanzn” oder gar “Staunzn” zu den Schnacken sagt.
Sie müssen sich irren, Mareike: Mir wurde nämlich mal in München von jemandem erklärt, sie habe viel Familie in Hamburg, deshalb müsse sie halt regelmäßig inner-deutsch fliegen. Doch schließlich verursache sie daheim praktisch keinen Plastikmüll, deshalb sei das schon in Ordnung.
27. Juli 2021 um 10:40
Bei uns heißt das auch Platschari. Ich war seit Kindheit diejenige, auf die die Mücken am meisten flogen. Mittlerweile hat mein Kind den Job übernommen. Ich verabreiche uns beiden bei arger Geplagtheit, v. a. wenn’s so viele sind, dass man sich am liebsten in Fenistil Gel marinieren würde, auch schon mal Fenistil Tropfen oder Cetirizin Saft. Hilft schnell und gut gegen Juckreiz und Schwellungen. Selbst rücke ich vereinzelten Stichen auch mit dem Bite Away zu Leibe. Das geht aber natürlich nicht bei großflächigem Befall. Mögen Sie bei Ihnen schnell verschwinden!
27. Juli 2021 um 10:41
Noch witziger wirds in Franken: Da heißen die Fliegen Mugga…
27. Juli 2021 um 11:51
Ach ja, ich glaube, das nennt man “moral licensing” – schön wärs!
27. Juli 2021 um 13:13
Ach, @Neeva, kurze aber heftige Erinnerung and meine fränkischen Nenn-Großeltern. Besser als Mugga ist nur die Muggapatsch. Batsch?
27. Juli 2021 um 14:13
Oh je, ich fühle mit Ihnen! Habe einst ein Sommersemester in der Po-Ebene verbracht. Mein erstes sommerliches Sonnenbad am Flussufer brachte mir gut 25 Mückenstiche am Rücken ein – ich hatte die Beißwut der Viecherl extrem unterschätzt.
Von da an hab ich mich vor jedem Verlassen des Hauses (und teilweise auch im Haus) ausgiebig mit einem vor Ort erworbenen Anti-Mück eingesprüht, weil das aus Deutschland mitgebrachte Mittel überhaupt nichts half. Seitdem bin ich der Überzeugung, dass man nur vor Ort das jeweils beste Mittel zum Schutz vor der lokalen Mückenmutante bekommt. (Bitte widersprechen Sie jetzt nicht. Ich möchte einfach gerne weiter an diesen Fake-Fact glauben.).
27. Juli 2021 um 19:13
@kn, auch im Schwäbischen heißt es Muggabadscher. Eine Fliegenklatsche.
Badsch! (Patsch) Das ist das Geräusch, wenn man draufhaut :-D
28. Juli 2021 um 9:13
Oh, das kann ich bestätigen! Die Moskitos in Guatemala konnte ich förmlich kichern hören, bevor sie in die kräftig mit Autan beschmierten Beine stachen. Das Anti-Mück aus der örtlichen Apotheke hatte dann den gewünschten Effekt… ich möchte lieber nicht wissen, woraus es bestand!