Journal Freitag, 1. Oktober 2021 – Am Amtsgericht

Samstag, 2. Oktober 2021 um 6:42

Diesmal mit dem Radl in die Arbeit: Ich hatte um neun einen Einsatz als Schöffin und wollte vorher schnell noch im Büro nach dem Rechten sehen.

So früh am Morgen brauchte ich Halstuch und leichte Handschuhe, auch als ich von dort ans Justizzentrum radelte.

Verhandelt wurde ein Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz, BTM: Besitz und Handel in nicht unerheblicher Menge, außerdem hatte der Angeklagte Polizeibeamte massiv bedroht.

Wieder erwies sich die Verhandlung zur Beurteilung von Tat und Täter als enorm wichtig: Die dürren Fakten lasen sich durchaus anders als das, was dann im Gerichtssaal herauskam. Wir Laienrichterinnen und der Berufsrichter setzten darauf, dass sich der junge Angeklagte nochmal fängt.

Ich lernte ein spannendes neues Wort, das der Staatsanwalt en passant verwendete:
Tenorkosmetik.
In genau der verwendeten sprachlichem Umgebung, nämlich “nicht nur bloße Tenorkosmetik”, fand ich das beim Nachschlagen in einer Fußnote zum Handbuch des Strafrechts.
Mal sehen, ob ich das in einem Gespräch über Öffentlichkeitsarbeit unterbringe.

Ich radelte zurück ins Büro, war diesmal vor zwölf zurück am Schreibtisch. Jetzt brauchte ich weder Halstuch noch Handschuhe, der wundervoll sonnige Nachmittag wurde sogar nochmal schön warm.

Erst mal arbeitete ich eine Stunde Angefallenes weg, dann Mittagspause: Pumpernickel mit dick Butter, zudem ein Apfel und ein paar Trauben.

Mittelpünktlicher Feierabend. Wie mit Herrn Kaltmamsell verabredet, kaufte ich auf dem Rückweg fehlende Teile des Abendessens beim Vollcorner ein.

Daheim war es warm genug, dass wir uns auf den Balkon setzten. Ich hatte zum Einläuten des Wochenendes einen gekühlten Piccolo mitgebracht.

Als die Sonne untergegangen war (was mit schlagartiger Kälte einher ging), machten wir zusammen Abendessen: Sommerliches Ofengemüse mit Coucous, zum Teil aus Ernteanteil, zum Teil aus Zugekauftem. Dazu gab es Rotwein. Nachtisch Süßigkeiten.

Wir waren beide sehr müde, gingen aber auch deshalb früh zu Bett, weil wir am Samstag für einen Ausflug früh aufstehen würden.

die Kaltmamsell

2 Kommentare zu „Journal Freitag, 1. Oktober 2021 – Am Amtsgericht“

  1. Elfe meint:

    Und was kann eine mit „Tenorkosmetik“ ausdrücken?

  2. Michael meint:

    Hatte im September einen Einsatz in einer Strafsache, die Verhandlungstage fanden in in einem Spezialgebäude des OLG statt, in dem sonst Staatsschutz und Terrorsachen
    verhandelt werden. Aber der Vorsitzende hatte wohl Anlass, dies so einzurichten.
    Der Angeklagte (es ging um versuchten Totschlag) wurde immer von zwei SEK-Leuten mit Sturmhaube vorgeführt. Trotz der angespannten Atmosphäre, mit den sehr aufwendigen Einlaßkontrollen, war es eine interessante Erfahrung und die Berufsrichter stets erklärend, freundlich und sehr witzig.

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