Journal Samstag, 30. Oktober 2021 – Schrubb- und Schwimmfreuden
Sonntag, 31. Oktober 2021 um 7:38Der Nachtschlaf fühlte sich unruhiger an, als er gewesen sein kann: Beim Nachzählen war ich nur drei Mal wach geworden und immer gleich wieder eingeschlafen.
St. Matthäus zeigte sich nebelverhangen.
Erst mal Häuslichkeiten: Bett abziehen, Bettwäschewaschen, Geschirrspüler anschalten (am Vorabend vergessen). Der Tag brach an zu Nebel, doch das Licht verriet dahinter blauen Himmel und Sonnnenschein.
Nach Bloggen über Morgenkaffee und Nachlesen der nächtlichen Twitter-Timeline kam er auch raus, der Sonnenschein. Darin machte der nächste Punkt meiner Häuslichkeiten fast schon Spaß: Ich befreite Balkonteppich und Balkon von Laub und Dreck, die edlen Balkonmöbel wurden mit der Bürste und Seifenwasser geschrubbt (wundervolle Geruchskombination Holz und Grüne Seife). Das ist ja die vom Hersteller empfohlene Pflegemethode, der ein ein Täschchen mit Flüssigseife und Bürste (sowie Schleifpapier und Schwamm) beilegte – und nach dem Trocknen des Holzes war ich völlig begeistert, dass das wirklich funktioniert: Die Witterungsflecken vom Regen waren weg. Zwar blieb das ungleichmäßige Ausbleichen durch die Sonne, aber das begrüßt der Hersteller in der Spielanleitung explizit und nennt es Patina.
Aufs Schwimmen im Dantebad freute ich mich ganz besonders, auch das Hinradeln im kühlen Sonnenschein war ein Genuss. Wieder kraulte ich im Soach-warmen Wasser ohne Frieren – das kostet aber regulär auch 8,60 Euro Eintritt statt der 5,30 Euro fürs Olympiabad. Die Bahnen waren um die Mittagszeit übersichtlich genutzt, das Schwimmen machte im neuen, angemessen sitzenden Badeanzug tatsächlich mehr Spaß.
Eigentlich hätte ich Lust auf die ganzen 3.000 Meter vor kaputter Hüfte gehabt, doch bei der Runde zu 2.600 Metern krampfte mein linker Unterschenkel samt Fuß und Zehen auf eine originelle, noch nie erlebte Weise. Dann halt nicht, ich war erst mal beschäftigt, aus diesem Krampf rauszukommen.
Auf dem Heimweg hielt ich bei einem Supermarkt: Lebensmittel-Einkäufe fürs Abendessen. Einen Bäcker für meine Frühstückssemmeln fand ich auf meiner Route überraschend schwer: Ein Ihle hatte schon um 14 Uhr geschlossen (laut Schild “wegen des erneuten Lockdowns” – kurzzeitig erschrak ich, ob mir beim Tagesschau-Gucken am Vorabend etwas entgangen war), ich musste dann doch einen Umweg radeln.
Zu Hause räumte ich Sporttasche und Geschirrspüler aus, bezog mein Bett, dann gab’s zum Frühstück Semmeln und Trauben.
Am Nachmittag hatte ich in der Gesamtplanung Raum für einen Herbstspaziergang in selten spazierten Gegenden Münchens gesehen, doch der Himmel zog immer weiter zu – meine Sehnsucht nach weiterem Draußen versiegte.
Ich war so im Häuslichkeitsschwung, dass ich gleich noch eine Runde bügelte. Dabei hörte ich das Radio Eins “Ferngespräch” von Holger Klein mit Paris-Korrespondentin Sabine Wachs und erfuhr viel Interessantes über die aktuelle Lage in Frankreich. Der Podcast reichte auch noch für das Flicken eines Paars schwarzer Häkelstrümpfe: Löcher im unverstärkten Zehen-Bereich.
Zum Abendessen kochte ich so richtig auf – um was Gutes essen zu können, um zu testen, ob ich es nach Jahren der Rundum-Bekochung durch Herrn Kaltmamsell überhaupt noch kann, und um LINSEN! zu bekommen:
“Kartoffeln in scharfen Sahnelinsen mit Spinat und Pfefferbeißern”.
Nur halt mit Lauch aus Ernteanteil statt Spinat (geputzt, gescheibelt und vorher angedünstet), dafür nur eine Zwiebel, sowie mit Ingolstädter Bauernwurscht statt Pfefferbeißer. Schmeckte hervorragend, aber die Wurst braucht es wirklich nicht. Dazu ein Glas Steffen Loose Goldriesling aus Sachsen, der nicht 100-prozentig dazu passte (aber sich auch nicht biss), mir aber sehr gut schmeckte. Als Nachtisch passte nur noch wenig Schokolade hinterher.
Abendunterhaltung: Der Dokumentarfilm Gleis 11 (in der Mediathek nachzusehen), mit dem der junge Regisseur Çağdaş Eren Yüksel einige erste Gastarbeiter-Einwanderer nach Deutschland portraitiert, darunter seine Großmutter Nezihat. Yüksel lässt den alten Menschen Zeit und Raum zum Erzählen, es sind ganz unterschiedliche Geschichten und Leben.
Die Griechin, die ihrem Enkel in der Reithalle das Lied “Hoppereiter” zuruft (“Weißt du noch?”), wie die über 80-jährigen souverän mit dem Smartphone hantieren, die Reue der gebrechlichen Türkin, statt eines Deutschkurses den Nähkurs gewählt zu haben, der Aspekt der Freiheitssuche beim Auswandern, die Befreiung aus der Enge ihrer Heimatdörfer.
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Annette Dittert fasst wieder die politische Entwicklung in UK zusammen:
“Brexit-Chaos: Die Krise, die keine sein darf”.
Seit der lange Schatten der Corona-Pandemie zu weichen beginnt, ist es unübersehbar geworden: Großbritannien befindet sich in einer eskalierenden nationalen Krise. Im ganzen Land fehlen Arbeitskräfte, die sonst die Grundversorgung auf der Insel sichergestellt haben. Die Lage ist so ernst, dass die Regierung jetzt sogar die Armee in Bereitschaft versetzt hat, während der Justizminister offen darüber spekuliert, ob man Häftlinge aus Gefängnissen in die brachliegenden Schlachthäuser schickt, um die drohende Notschlachtung von 150 000 Schweinen zu verhindern.
Die Gründe dafür sind komplex, aber ein Faktor spielt auf jeder Ebene eine entscheidende Rolle: der Brexit, mit dessen Inkrafttreten der freie Zufluss von Arbeitskräften aus der EU seit Anfang des Jahres jäh beendet wurde. Das ist eigentlich wenig überraschend, der ehemalige konservative Premier John Major hatte schon 2016 vor dramatischen Engpässen gewarnt, sollte es zu einem harten Brexit kommen. Überraschend auf den ersten Blick ist eigentlich nur eins: Die jetzige britische Regierung hat beschlossen, in diesem Zusammenhang nicht mehr über den Brexit zu sprechen, und alle machen mit.
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Erklärzeit! Grahame the Drummer führt auf Tiktok an konkreten Beispielen vor, warum Ringo Starr ein genialer Schlagzeuger ist.
via @DonnerBella
die Kaltmamsell1 Kommentar zu „Journal Samstag, 30. Oktober 2021 – Schrubb- und Schwimmfreuden“
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1. November 2021 um 8:24
Vielen Dank für den Hinweis auf “Gleis 11”. Während der Realisierungsphase hatte ich darüber gelesen, den Film aber aus den Augen verloren.
Der allergrößte Teil des Films wurde in Mönchengladbach gedreht und ich habe zu fast allen Drehorten eine persönliche Beziehung. Schließlich lebe ich hier seit über 15 Jahren.
Noch ein interssantes Detail, auf das im Film nicht eingegangen wird: Die “Tante Gülistan” (also die älteste Tochter) ist seit vielen Jahren MdB und Schriftführerin für die SPD.