Journal Freitag, 7. Januar 2022 – Vegetarisches fine dining im Green Beetle
Samstag, 8. Januar 2022 um 8:38Ausgeschlafen, und das auch noch gut.
Am dritten Tag konnte ich die Augen nicht mehr davor verschließen: Das ist tatsächlich eine leichte Blutung, meine blöde Gebärmutter will es doch noch mal wissen und hat ordentlich Schleimhaut geklöppelt, der Zähler der Tage seit letzter Menstruation saust von 335 zurück auf 0, keine Menopausenfeier im Februar, zefix.
Gestern war nochmal Schwimmen im Dantebad geplant, doch als ich bereits gepackt hatte und vor Anziehen und Losradeln nur kurz duschen wollte, hatte ich eine superoriginelle Idee: Ich könnte einfach nicht zum Schwimmen gehen und statt dessen alle sonstigen Vorhaben (Einkäufe, Frühstück, Zeitunglesen) supergemütlich und ohne genaue Taktung durchführen. Das machte ich dann einfach!
Das Wetter war hell und kalt, aber nicht unter Null, manchmal sah ich Schneeflocken, manchmal Sonne. Ich zog los zu einer Runde Lebensmitteleinkäufe für die nächsten Tage, besorgte auch Frühstückssemmeln.
Meine zweite Runde in die Innenstadt legte ich über den Odeonsplatz, um mal wieder Automatenfotos für mein Langzeitprojekt zu machen; aus dem Jahr 2021 gibt es nur eine einzige Aufnahme, das sollen dieses Jahr wieder mehr werden.
Leider musste ich feststellen, dass auch dieser Automat überbelichtet (neben dem am Josephsplatz und dem am Goetheplatz) – eigenartig, vor neun Jahren bekam ich in dem Automat derselben Firma am Sendlinger Tor noch Passfoto-Qualität.
Nächster Einkaufspunkt: Haushaltswaren-und-alles-Geschäft Kustermann auf der Suche nach einer besonders großen Seifendose (für meine Lavendel-Peelingseife) – vergeblich, ich bestellte später dann doch eine aus der großen Auswahl im Internet.
Zuletzt spazierte ich zum Eataly wegen Spaghetti chitarra – und in der Hoffnung, den einen oder anderen hochwertigen Panettone für die Hälfte abzustauben. Doch die Weihnachtsware war bereits verschwunden.
Zu Hause hatte Herr Kaltmamsell die Orangensauce aus den vielen Gläsern zurück in den Topf geschüttet und kochte sie nochmal. Die Marmelade wurde recht dunkel, und nun befürchtete er, Orangenkonfekt (wie Quittenbrot) produziert zu haben. Test beim Semmelfrühstück ergab: Perfekte Konsistenz, keineswegs schnittfest.
In aller Ruhe las ich Twitter und Zeitung. Anruf des Optikers, meine Sonnenbrille sei fertig. Die holte ich in früher Winterdunkelheit und bei leichtem Schneefall ab, auf dem Rückweg gönnte ich mir einen Strauß Blumen: Der Blumenladen in unserer Straße hatte schon vor einer Weile mit neuem Besitzer wiedereröffnet, jetzt dachte ich endlich mal zu seinen Öffnungszeiten an einen Einkauf.
Für den Abend und zum Feiern des Ferienabschlusses hatten wir einen Tisch im neuen vegetarischen Ableger des Käfer-Restaurants reserviert, im Green Beetle – wir sind ja beide immer noch auf der Suche nach einem Münchner Pendant unseres Restaurant-Lieblings in Brighton, dem vegetarischen/veganen Food for friends. Wir nahmen die U-Bahn, auf den letzten 500 Metern zu Fuß schneite es nass.
Wir wurde herzlich in sehr angenehmen und luftigen Räumlichkeiten begrüßt (und auf Impfstatus überprüft), dann verbrachten wir drei ausgesprochen schöne Stunden mit guten Speisen und Getränken.
Die Karte holten wir uns über QR-Code auf unsere Handys – die so bei den Speisen ganz gut lesbar war, die Weinkarte las sich damit allerdings sehr mühsam, ich sehnte mich nach einer klickbaren Navigation. Als Aperitif bestellte wir beide den “Signature Drink” Cinnamon Wiskey Sour – den gab es gestern allerdings nicht, sondern nur die klassische Version. Schmeckte frisch und gut. Wir entschieden uns für das vegetarische Menü in vier Gängen, dazu bat ich von der Weinkarte um den 2020 Sauvignon Blanc vom rheinhessischen Weingut Keth, das ich von ein paar anderen Weinen kannte. Doch auch den gab es nicht, auch nicht einen anderen Jahrgang, uns wurde statt dessen ein Gelber Muskateller Fiedesser aus dem österreichischen Weinviertel empfohlen – passte gut, schmeckte ganz wunderbar.
Als Gruß aus der Küche gab es Papierbrot und saures Gemüse, ein Schälchen mit Zwiebel-Hack und Karottenreduktionn – sehr gut.
Der erste Gang war gleich mein Favorit des Abends: Französische Brioche (schmeckbar die Version mit viel Butter) mit hauchdünner Steckrübe und mit Apfel, ein Viertel karamellisierter Chicorée.
Zur schön wärmenden und intensiven Champignon-Essenz wurde eine Polenta-Schnitte mit Estragon serviert, ganz wunderbar.
Das Krautwickerl war mit Sauerkraut gefüllt, ergänzt mit Birne, Pastinaken, Zimt – klasse.
Als Dessert gab es “Münchner Honig”: Mais-Ganache, Fingerlimette, Toffee Eis – eine erfreuliche Mischung aus knusprig und cremig. Zum Espresso stellte uns der aufmerksame Service ein Tellerchen mit Canelé, die seit einiger Zeit durch die Foodblogs geistern, jetzt weiß ich endlich, wie die schmecken (eher ein Textur- denn ein Geschmackserlebnis).
Satt und zufrieden gingen und fuhren wir heim durch nassen Schnee. Ein Münchner Food for friends hatten wir zwar nicht gefunden, das Green Beetle ist viel edler, doch zumindest eine ernst zu nehmende Anlaufstelle für ambitionierte und Zutaten-zentrierte Gemüseküche.
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Einen Clip von ihm habe ich ja schon verlinkt, jetzt empfehle ich den gesamten Tiktok von @adrianbliss – er ist ZU gut. Aktueller Liebling: Shrimp on Noah’s ark. (Wie er immer wieder in die Kamera guckt, wie so Passanten, die vom Fernsehen interviewt werden <3 <3 <3)
die Kaltmamsell19 Kommentare zu „Journal Freitag, 7. Januar 2022 – Vegetarisches fine dining im Green Beetle“
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8. Januar 2022 um 9:34
Ahhh – ganz besonderen Dank für den Green Beetle. Wusste ich nicht, macht mich sehr neugierig!
8. Januar 2022 um 15:28
Hängen da große Käfer an der Wand? Wow. Da muss ich hin.
Und ein vegetarisches Restaurant ist nach einem grünen Käfer benannt?
Wie witzig. So als ob man ein Steakhaus Zur Kartoffel nennt.
8. Januar 2022 um 15:41
Beim nächsten Berlinbesuch meine vegetarische Empfehlung: Cookies Cream
8. Januar 2022 um 16:08
Die Töpfer-Käfer an der Wand, Croco, waren den ganzen Abend Gesprächsthema – du kannst sie wahrscheinlich sogar bestimmen. Und Beetle, weil halt der vegetarische Ableger vom KÄFER – get it?
Ja, Britta, im Cookies Cream habe ich schon einige Male gut gegessen – nur dass ich mit dem elitären Habitus inklusive Geheimeingang einfach nicht warm werde.
8. Januar 2022 um 17:40
Die Eingangssituation vom Cookies Cream finde ich auf Dauer auch etwas albern. Woran habt Ihr den empfundenen elitären Habitus festgemacht? Bevor ich selbst da war, las ich interessiert sehr konträre Beurteilungen auf fb etc. Beim Essen waren sich immer alle einig, dass es sehr gut war, aber der Service wurde unterschiedlich empfunden. Da war ich dann natürlich sehr gespannt.
8. Januar 2022 um 18:49
Ich gebe zu, Gaga Nielsen, dass ich meine Behauptung nur schwer an Konkretem festmachen kann. Mein Eindruck war, dass das Personal eine ausgrenzend eingeschworene Atmosphäre vermittelte (“Bewundert unsere Kunst, Unwürdige!”), das Gegenteil eines freudigen “Guck mal, was wir heute Köstliches für euch gemacht haben!”
8. Januar 2022 um 19:32
Als Gast spürt man ganz fein abgestufte Nuancen von Zuwendungsbereitschaft, klar. Wie überall menschelt es, was in der Gastronomie auch die am besten ausgebildeten Profis nicht komplett verstecken können. Wäre ich in der Gastro tätig, wäre mein Ziel, jedem Gast ein wohliges Gefühl zu vermitteln, wenn die Reaktion dann entsprechend warm wäre, würde ich noch eine Schippe drauflegen. Ist der Gast dann aber anhaltend reserviert, sind letzte Kräfte gefragt, die nach einer langen Schicht evt. auch nicht immer zu aktivieren sind. Ich kenne auch elitäres Gehabe aus dem Service, besonders in Lokalen mit Promi-Frequenz. Auch schon erlebt, wegen fehlender Prominenz vernachlässigt zu werden bzw. wegen prominenter Begleitung Zucker in den Hintern geblasen zu bekommen. Beides unangenehm, wenn man die bewusst unterschiedliche Behandlung realisiert. Ist mir im Cookies Cream allerdings nicht passiert. Da ist vielleicht zufällig eine glückliche Konstellation und ein spontaner Sympathieflow von beiden Seiten. Will aber nicht ausschließen, dass es auch lauwarm zugehen kann. Wie an den Kritiken ja abzulesen ist.
8. Januar 2022 um 19:42
Immer noch eines meiner schönsten Erlebnisse, Gaga Nielsen, war da das legendäre Tantris in München. In nur wenigen Restaurants welcher Kategorie auch immer fühlte ich mich vom Service so umarmt, befreundet und umsorgt.
8. Januar 2022 um 19:52
Wie schön, so soll es sein! Und nicht zu vergessen: in hochpreisigeren Restaurants fällt das Trinkgeld dann dementsprechend noch höher aus, wenn der Abend heimelig war. Da sitzen ja in der Regel keine Pfennigfuchser. Also schön blöd, einen Gast nicht schon aus Prinzip zu verwöhnen.
9. Januar 2022 um 11:46
Ach, der KÄFER! Alles klar. Danke.
9. Januar 2022 um 19:10
19:09 h, und es immer noch Freitag bei Frau KM. Ich mache mir ein bisschen Sorgen.
9. Januar 2022 um 19:12
Geht mir auch so…..
9. Januar 2022 um 19:13
Mir auch! Hoffentlich ist alles okay…
9. Januar 2022 um 19:17
Gerne hätte ich Croco gesagt, dass Käfer doch eh Blätterfresser sind, nun hab ich gelernt, dass grad der für den Feinkostladen werbende Marienkäfer ein Fleischfresser ist
Dann halt “Fred Ferkel” – so heißen die Gummischweinchen, mit denen Katjes u. a. seine vegane Linie begann.
9. Januar 2022 um 19:37
Ihre Sorge rührt mich – ich habe es tatsächlich eben erst aus dem Krankenbett geschafft: Magen-Darm. Mal sehen, ob ich morgen zumindest Blog-fähig bin.
9. Januar 2022 um 19:42
Gute Besserung!
9. Januar 2022 um 20:33
Bin auch schon zum wiederholten Mal auf dem Blog, um nach Ihnen zu sehen – von Herzen gute Besserung und rasche Erholung!
9. Januar 2022 um 20:56
Sebastian, Käfer fressen leider so ziemlich alles, was organischen Ursprungs und was zu verwerten ist. Und ihre Larven erst!
Hier steht eine Zusammenfassung unter 3.
Sie müssen jetzt sehr stark sein.
https://de.wikipedia.org/wiki/Käfer
10. Januar 2022 um 0:59
Von mir auch gute und baldige Besserung für Sie!! Es war auch für mich sehr irritierend, hier heute keinen neuen Eintrag zu finden.
Mittlerweile ist es zu einem täglichen Ritual geworden, in meiner Mittagspause hier vorbei zu schauen.