Journal Freitag, 25. Februar 2022 – Start in die Faschingsferien mit einem Abend im Weinhaus Neuner
Samstag, 26. Februar 2022 um 8:41Obwohl ich gar nicht so oft nachts wach geworden war, weckte mich das Klingeln in dumpfe Benommenheit.
Zu meinem morgendlichen Zahnärztin-Termin wollte ich wieder das erste Stück laufen (Sonne!), kam aber so spät los, dass ich mich recht hetzen musste und doch ein paar Minuten zu spät eintraf. ABER! Beim Vorbeihasten an der Marienhof-Baustelle hinterm Rathaus hörte ich Spatzen-Tschilpen, das letze Schwärmchen innerhalb des Münchner Altstadtrings scheint stabil.
Diesmal wurde mir in der Praxis nur die neue Knirschschiene angepasst, und zwar durch ein wenig Schleifen. Ich bekam erklärt, dass ein Nebeneffekt der Schiene sei, das Altern der Zahnstellung zu verzögern: Mit den vielen Jahren verschieben sich Zähne beim Menschen aus verschiedensten Ursachen (wir lernen den schönen Begriff “physiologische Mesialdrift”), die nächtliche Knirschschiene bremst das zumindest.
Beim abschließenden Plaudern mit Dr. Dent – sie schließt ihre Praxis über die Faschingsferienwoche – stellte sich endlich die Vorfreude auf die vier freien Tage am Stück ein, deren Start ich eigentlich seit den Weihnachtsferien runtergezählt hatte (sieben Wochen). UND ich hatte eine Restaurantverabredung am Abend mit Herrn Kaltmamsell.
Ruhiges Wegarbeiten im Büro. Mittags Apfel, Pumpernickel mit Butter, Avocado.
Weitere Körperlichkeiten: Der Uterus produziert eine weitere, zwar klägliche, aber eindeutige Menstruation inklusive Krämpfen, was keineswegs die Amplitude oder Frequenz der klimakterischen Temperaturschwankungen vermindert (derzeit ca. zehn Glutattacken täglich plus einige nächtlich). Bei allem Respekt, liebe Natur: Das ist nicht optimal eingerichtet.
Nach Feierabend (HURRA!) ging ich über die Änderungsschneiderei heim und holte den angepassten Rock von Münchner Designerin ab. Es war winterlich kalt geworden.
Daheim war endlich der letzte Bücherschrank angeliefert worden, den ich im Juni 2021 bestellt hatte: Der Liefertermin war insgesamt sieben Mal per Mail verschoben worden, ich hatte bereits nicht mehr daran geglaubt.
Zum Abendessen spazierte ich mit Herrn Kaltmamsell zum Weinhaus Neuner in der Altstadt, das mir beim Vorbeiradeln immer aufgefallen war und auf dessen Website mich die Weinbegleitung zum interessanten Menü angesprochen hatte. Außerdem wirkte das Restaurant angenehm uncool. So waren wir darin auch von Publikum umgeben, das wir von anderen feinen Lokalen in München weniger kannten, wurden zu unserer vollsten Zufriedenheit verköstigt.
Die Weine kamen bis auf den Süßwein zum Dessert aus Magnum-Flaschen, mein Favorit war der kräftige Gemischte Satz Nussberg Ried Rosengartl.
Schöner Raum, witzige Details, freundlicher und kundiger Service.
Erst mal gab es Brot und Obatzten, als “Magenkratzerl” (sic) ein Stück Zwiebelkuchen. Wir stießen mit einem Glas Cremant auf den Abend und den Ferienanfang an.
Erster Gang war geräuchertes Kalbstatar mit Kapernäpfeln und Senfeis, sehr gut. Der Wein dazu: Ein 2020 Riesling „Kieselsandstein“ vom württemberger Weingut Jochen Beurer, duftig in der Nase, erstaunlich rass im Mund – passte wunderbar.
Nächster Gang: Hausgemachte Gambamaultascherl in Safransauce, dazu eben der Gemischte Satz Nussberg „Ried Rosengartl“ vom Weingut Wieninger in Wien, der ganz viel erzählte.
Als Geschmortes Rindsbackerl mit Petersilienwurzelpüree und Ritterzipfel (das ist das Frittierte). Wunderbarst zartes Fleisch, der burgenländer 2017 Blaufränkisch vom Weingut Rosi Schuster passte hervorragend.
Nachtisch war Käsekuchen mit Blaubeeren und Schokoladeneis, dazu eine Kracher Beerenauslese, ebenfalls aus dem Burgenland.
Eingeschenkt wurde großzügig, wir traten unseren glücklicherweise kurzen Heimweg recht betrunken an.
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Wer konkrete Sanktionen gegen Russland fordert, sollte wissen, wovon die Rede ist. Ich zum Beispiel wusste nicht, was Swift überhaupt genau ist. Nach der Lektüre dieser Erklärung von Capital-Redakteurin Nadine Oberhober weiß ich ein bisschen mehr:
“Wie der Westen per Swift-Ausschluss Russland den Geldhahn zudrehen kann”.
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Was für eine großartige Idee: Das Kunstmuseum von Baltimore hat sein Aufsichtspersonal gebeten, eine Ausstellung zu kuratieren.
“Meet the security guards moonlighting as curators at the Baltimore Museum of Art”.
via @ankegroener
(Nein, ich halte diese Menschen nicht für besser dazu befähigt als ausgebildete Kunsthistoriker*innen, sondern finde ihre Sicht einfach spannend.)
BMA security officers have been working on it with professional curators and other staffers, leading up to its March 27 opening. Working with various museum departments, they learned what it takes to put up an exhibition — and got paid for it, too, in addition to their regular salaries.
(…)
The BMA has 45 guards. The 17 who applied for the project picked artworks ranging from sixth-century pre-Columbian sculpture, to a 1925 French door knocker, to a 2021 protest painting. The various guards themselves have a wide range of experience. They’ve published poetry, majored in philosophy, tended bar, walked dogs, smiled at nine grandchildren and served in the Army.
(…)
Change was a theme behind several of the artworks the security guards chose for exhibition. Many of the pieces had rarely or never been on view at the museum before.
Was kommt dabei heraus, wenn Laien, die den ganzen Tag von Kunst umgeben sind, die die Werke wahrscheinlich öfter und länger sehen als alle anderen, die Schwerpunkte einer Ausstellung setzen? (Wildes Hinweiswedeln Richtung Münchner Pinakotheken.)
die Kaltmamsell4 Kommentare zu „Journal Freitag, 25. Februar 2022 – Start in die Faschingsferien mit einem Abend im Weinhaus Neuner“
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26. Februar 2022 um 9:49
Das Weinahus Neuner ist so eine Art von Gaststätte der bei uns in der Stadt seltsamerweise völlig fehlt.
Es gibt sehr wohl Läden in denen man die traditionellen Gerichte von Luxemburg bekommt, aber dann ist es heftig deftig uns sehr viel. Nicht wie im Neuner wo man kleine Portionen bekommt und von allem ein wenig genießen kann was die Region zu bieten hat.
Ich sollte das Konzept mal einem hiesigen Restaurantbesitzer vorschlagen.
26. Februar 2022 um 12:22
Die Spatzenpopulation am Marienhof ist von einer stattlichen Zahl innerhalb von zwei Jahren auf fünf geschrumpft, die in einem bepflanzten Topf hocken.
26. Februar 2022 um 13:24
Oh – Hauptschulblues. Ich hatte vergeblich nach aktuellen Zahlen gesucht – wo hätte ich sie denn gefunden?
26. Februar 2022 um 17:12
Ich stand vor dem Pflanzkübel, habe die Vögel gezählt und fotografiert. Es muss das Foto nur gefunden werden, dann würde ich es schicken.