Journal Sonntag, 15. Mai 2022 – Erster Freibadtag

Montag, 16. Mai 2022 um 6:35

Nacht mit einer längeren Lücke, in der ich halt las, aber ich schlief ja in einen Sonntag hinein.

Der Morgen begann mit Teigkneten. Während ich bloggte, Kaffee trank, Wäsche wusch, buk ich dieses Dinkel-Mischbrot – unter anderem, weil es viel Sauerteig aufbraucht und schnell zuzubereiten ist. Meine Abwandlungen: Kein Backmalz (unnötig), Zuckerrohr-Melasse statt Honig (weil halt), außerdem gönnte ich dem Teigling vor dem Backen ein Rundwirken und 30 Minuten Stückgare mit Schluss nach unten, weil ich größere Poren wollte. Weil ich Brot außerdem knusprig mag, heizte ich den Topf fürs Backen mit (so klebt auch garantiert nichts an) und ließ den Laib nicht unter einem Kruste-verhindernden Tuch auskühlen.

Ergebnis wunderschön.

Anschnitt vom Nachmittag.

Draußen war so richtig Sommer. Im Mai. Zwar ist auch das Schyrenbad inzwischen offen, doch ich wollte Frieren beim Schwimmen vermeiden und radelte (in kurzen Hosen!) lieber ins Dantebad. Unterwegs begegnete ich einer Herde Spendernieren (ca. 12-köpfige Motorrad-Gruppe, super Witz), aber auch einem der immer häufigeren Radler mit montiertem Brüllwürfel, aus diesem kamen laute deutsche Humta-Schlager mit viel “meine Sehnsucht” drin. Ich musste reichlich davon anhören, weil er vor mir an einer roten Ampel wartete, kam meinem Bedürfnis zur Gegenwehr nach, indem ich ihm beim Überholen lauthals etwas vorsang.

An der Tür des Dantebads stand eine Schlange bis zum Ende des Gebäudes. Auf langes Anstehen hatte ich wirklich keine Lust, doch ich fragte, ob die Herrschaften vielleicht nur an der Kassen standen? Richtig, also konnte ich mit meiner gut geladenen Bäderkarte einfach an der Schlange vorbei reingehen.

Diesmal wurde auf den Schwimmbahnen Spielzeug in solchen Maßen eingesetzt (u.a. Halbmeter-große Taucherflossen und Brotlaib-große Handpaddel), dass ich sie eher als Waffen bezeichnen würde. Als ich auch noch zweimal von Rückenschwimmerhänden der Nebenbahn geschrammt wurde, einmal Brust, einmal Bauch, machte das Schwimmen (an sich problemlos) keinen großen Spaß mehr. Dass sich der bewaffnete Schwimmer, der mich beim Überholen schmerzhaft zur Seite gedrängt und mir dann ins Gesicht gepaddelt hatte, anschließend am Beckenrand ehrlich und ausführlich entschuldigte (er sei selbst bedrängt worden), konnte die Laune nicht wieder richten.

Es war definitv warm genug für einen anschließendes Sonnenbad. Da ich nur einen passenden Bikini besitze, musste die Sonne auch stark genug fürs Trocknen sein. In der Umkleide walkte ich ihn nach meinem Sonnenmilch-Eincremen mit Handtüchern aus, so ging’s. In der Sonne liegend hörte ich interessiert den vielen verschiedenen Sprachen und Dialekten um mich herum zu, beschloss, niemals Freibadpommes zu holen, die in derart alt und verbraucht riechendem Öl frittiert werden, schlief dann doch ein. (Beim Packen daheim hatte ich fesgestellt, dass die kabellosen Kopfhörer keinen Strom mehr hatten.)

Also ein erster echter Freibadbesuch Mitte Mai, inzwischen ganz normal. In meiner Schulzeit, also vor wenige Jahrzehnten, war das praktisch unvorstellbar; es galt bereits als Sensation, wenn man in den Pfingstferien, also im Juni, das erste Mal beim Baden war. #Klimakatastrophe

Vor dem Dantebad gab es beim Verlassen zwei Schlangen, die bis ans Ende des Gebäudes reichten. Recht benommen vom Schlaf radelte ich durch den Sommersonntag zurück. Frühstück kurz vor drei: Zwei gewaltige Scheiben selbstgebackenes Brot mit Butter und Marmelade, Käse.

Beim Hinterherlesen der nächtlichen Twittertimeline stellte ich fest, dass sie trotz sorgfältigen Blockierens aller (sehr vieler verschiedener) Hashtags zum Eurovisions-Grand Prix fast ausschließlich aus diesem Thema bestand (*Du hast den Hashtag vergessen, mein Michael…*). Ein Ausschnitt:

Sonst bin ich ja sicher, die beste Twittertimeline der Welt zu haben, gestern kamen mir Zweifel wie sonst nur zu Fußball-Großereignissen.

Balkongenießen mit Lesen, dann musste gebügelt werden. Ich hörte dabei Musik aus dem Family Mix der Bruderfamilie – und stellte fest, dass daran einiges umgestellt war. Als Ergebnis hörte ich noch interessantere Musik als eh schon (diesmal viel Folk/Gitarre), ich mochte gar nicht aufhören und ließ sie bei der Abendbrotzubereitung weiterlaufen.

Nämlich: Folienspargel mögen wir ja eigentlich nicht, also Spargel, der unter Folie auf den Feldern vorzeitig erntereif wurde. In diesem Fall aber war es die Zubereitung meiner Wahl: In Alufolie und damit in eigenem Saft gegart, mit Salz, Pfeffer, Zucker, Butter und Zitronenschale. Wurde ganz hervorragend, dazu reichte ich ein Majo-Essiggurkenessig-Kapern-Sößchen.

Dazu Brot und ein Glas Auxerois. Und zum Nachtisch Erdbeeren. Kein Platz mehr für Schokolade, das ist selten.

die Kaltmamsell

2 Kommentare zu „Journal Sonntag, 15. Mai 2022 – Erster Freibadtag“

  1. Sigourney meint:

    Hier wird der Spargel nur noch im Bratschlauch gemacht, etwas Salz, Schnittlauch und Bärlauch drauflegen und zum Schluss Butterstücke (das ergibt dann automatisch die Buttersoße). Und dann gerne so lange in den Ofen bis er schon braune Stellen kriegt, also Röstaroma. Alles andere ist mir mittlerweile zu wässrig.

  2. Anke meint:

    Man darf den ESC selbstverständlich weiträumig ignorieren und blockieren, aber für mich ist es an diesem Abend auf Twitter so „wie früher“TM. Alle haben gute Laune und es glitzert überall. Und bis auf die emotionalen Momente bei der Bekanntgabe der Punkte für die Ukraine haben wir, soweit ich das beurteilen kann, ganz ordentlich gehashtagt. Ein bisschen Schwund ist ja immer. (Fragen Sie mich mal, wie oft ich schon alles, was mit dem Tatort zu tun hat, geblockt habe und trotzdem immer weiß, wie die Sendung war.)

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