Journal Dienstag, 21. Juni 2022 – Drohende Übermenschung

Mittwoch, 22. Juni 2022 um 6:49

Schon kurz nach fünf aufgewacht, allerdings richtig munter. Also beschloss ich, die zusätzliche Zeit für eine Runde Morgenyoga zu nutzen. Im 30-Tage-Programm “Home” war eine Einheit Dehnen dran, sie tat sehr gut.

Draußen war es bedeckt und kühl. Ich kleidete mich trotzdem sommerlich, denn für den Tag waren wieder 26 Grad angekündigt, fror halt erstmal ein bisschen an den nackten Beinen.

Sinkendes Herz beim Querungsversuch Theresienwiese: Sie ist tatsächlich zwei weitere Wochen früher als vor Corona-Ausfall gesperrt. Dafür aber weiträumiger und gründlicher: Anders als früher wird die Haupt-Schneise zur Bavaria nicht mal zeitweise freigehalten. In jeder Bürgerversammlung dieses Wahlbezirks wird beantragt, die Sperrung der Theresienwiese für den Oktoberfest-Aufbau zeitlich und räumlich enger zu begrenzen; jedes Jahr wird sie ohne ersichtlichen Grund länger und größer. Das schmerzt besonders, da der Bürgerschaft durch die Corona-Beschränkungen viele weitere Nutzungsmöglichkeiten eingefallen waren, gestern sah ich eine Gruppe Menschen am Rand der Sperrung beim Zirkeltraining.

Für mich persönlich folgte am anderen Ende eine zusätzliche Umleitung: Der Weg am Bavariapark vorbei (Ode-Schaefer-Weg) ist derzeit wegen Bauarbeiten komplett gesperrt. Ich war also insgesamt zehn Minuten länger unterwegs als sonst und in der Folge gereizt.

Ein weiterer Panik-Arbeitstag, dessen Arbeitsberge vor dem Urlaub schier nicht enden wollten – ich musste mehrere Querschüsse abwehren, weil sie wirklich nicht zu schaffen waren (und mit in den Urlaub nehme ich Arbeit nicht mehr, dafür habe ich mich nicht auf diesen Posten geackert). Wie sollen bitte Prozesse flüssig laufen, wenn andere auch so doof sind wie ich?!

Mittagessen waren zwei Scheiben Pumpernickel mit Kräuterquark und eine besonders aromatische gelbfleischige Banane im für mich idealen Reifegrad (kurz vor Sommersprossen). Für den letzten Job, der vor Urlaub wirklich unbedingt noch weg musste, brauchte ich am späten Nachmittag natürlich zehnmal so lang wie sonst.

Und dann freue ich mich nicht mal auf den Urlaub, weil all das, worauf ich mich eigentlich freuen würde, in diesem übervölkerten Juni von der Belastung durch schon wieder Menschen überlagert wird. Ich hätte den Inhalt dieses Junis wirklich, wirklich gern auf drei Monate verteilt, aber das ging halt nicht. Und der Bachmannpreis ist nunmal nur jetzt.

Später Heimweg.

Mir egal, wie diese Bronze vor der Medizinischen Lesehalle tatsächlich heißt: Für mich wird sie immer den Titel “Thank God it’s Friday” tragen.

Wir erwarteten Übernachtungsbesuch und hatten ein gemeinsames Abendessen geplant. Doch die Bahn zeigte sich von ihrer schlechten Seite und verursachte auf der Fahrt von Berlin mehr als zwei Stunden Verspätung – so lange hielt ich den Hunger nicht aus: Herr Kaltmamsell servierte auf dem Balkon eine Parmigiana. Der Besuch bekam seine Portion leider erst um neun.

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Kaninchenloch YouTube: Gestern fand ich diese Folge “Private Screenings with Robert Osborne” mit Ann Miller, hier Teil 1.

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https://youtu.be/bXo87eflLmg

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Ja komm haha: The Fifth Element kann UNMÖGLICH schon 25 Jahre alt sein. Hier erzählt Mila Jovovich über ihre Rolle als ikonisch gewordene Leeloo.

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https://youtu.be/rgRUraJK_iw

die Kaltmamsell

6 Kommentare zu „Journal Dienstag, 21. Juni 2022 – Drohende Übermenschung“

  1. Sebastian meint:

    “Thank God it’s Friday und der Garten ist auch noch gefeudelt” oder “Thank God it’s Friday, viel Spaß noch im goldenen Käfig”?

    Anyway, made my day

  2. Gaga Nielsen meint:

    Immer wenn ich hier von Übernachtungsbesuch lese, geht mir durch den Kopf, wie Übernachtungsbesuch zustande kommt… Ich würde als selbst Reisende immer eine separate, von mir bezahlte Unterkunft vorziehen, schon wegen der Rückzugsmöglichkeit und Sicherstellung, dass sich ein privater Gastgeber nicht doch irgendwann belästigt fühlen muss. Wenn ich von nahendem Berlinbesuch hören würde, wäre ich sehr beflissen bei der Unterkunftssuche behilflich zu sein, die aber keinesfalls meine Wohnung wäre :-)

  3. Frau Irgendwas ist immer meint:

    @Gaga Nielsen
    Danke für`s Aussprechen!
    Geht mir genau so, ich hatte bisher immer den Verdacht 4 Jahre Internat wären schuld …

  4. Neeva meint:

    Übernachtungsbesuch (geeignete Wohnung vorausgesetzt) hat dafür den Vorteil, dass niemand nach dem Abendessen und Schwatzen sich noch einmal aufraffen muss um in die Unterkunft zu kommen. Insbesondere, wenn man Kinder mithat, ist es auch wesentlich entspannter diese schon im Nebenzimmer hinlegen zu können als die Abwägung treffen zu müssen, wann man aufbricht.
    Ich vermute hier allerdings eine starke Überschneidung der Übernachtungsbesuchbefürworter mit den strumpfsockig-auf-der-Couch-Lümmlern. :-)

  5. Poupou meint:

    Im Tagesspiegel war vor einigen Jahren mal eine Kolumne zum Thema Übernachtungsbesuch in Berlin, die uns aus der Seele sprach, der Inhalt ging ungefähr so: sobald man in Berlin wohnt, verwandelt man sich in ein Bed&Breakfast für Verwandte, Freunde und selbst entferntere Bekannte. Das ist im Prinzip völlig ok und erleichtert es, Kontakt zu halten, ist oft inspirierend und insgesamt erfreulich, Gäste sind immer willkommen. Zugleich gilt: wer sich selbst eingeladen hat, muss dann auch in Berlin allein klar kommen, Stadtplan hängt an der Tür. Und sonntags hören wir beim Frühstück den Gottesdienst im Deutschlandfunk, egal ob der Gast Atheist ist oder an Druiden glaubt.

    Das mit den Druiden ist bei uns daraufhin zum geflügelten Wort geworden, wenn es um: du darfst gerne kommen, aber wir haben unser eigenes Programm, geht.

    Daneben haben wir natürlich auch noch extra eingeladene Gäste, für die wir uns Zeit nehmen, kochen und Programm planen. Beides ist gut.

    LG
    Poupou

  6. Gaga Nielsen meint:

    Meine Einlassung kam mir vor allem deshalb in den Sinn und ins Kommentarfeld, weil mir die Kaltmamsell über neunzehn Jahre Bloggen hinweg als jemand mit starkem Bedarf an täglichen privaten Erholungsphasen in den eigenen vier Wänden ohne Gesellschaft (außer der von Herrn Kaltmamsell) vermittelt wird. Ich bin auch so ein Typ und brauche da eine starke Abgrenzung, um bei Lust und Laune dann wieder gesellschaftsfähig und überaus kommunikativ auf andere zuzugehen. Sonst leide ich. Der Eintrag ganz oben hört sich für mich schon in der Überschrift nach Überforderung aufgrund zu vieler Kontakte in der jüngeren Vergangenheit, der Gegenwart und näheren Zukunft an. Es gibt auch nicht DEN BERLINER, der immer ein offenes Haus und eine offene Tür hat. In meinen zwanziger Jahren war ich für alte Freunde auch eine Anlauf- und Übernachtungsadresse, das hat man prinzipiell so gehalten, aber damals hatte auch keiner das Geld, um für eine Übernachtung zu bezahlen, oder wollte genau dafür kein Geld in die Hand nehmen müssen. Ich habe aber auch damals schon etwas darunter “gelitten”, als es mir bewusst wurde, habe ich das für mich abgeschafft. Ist aber auch deswegen kein Problem, weil ich meinerseits nie bei anderen privat übernachten will. Ich gehe leidenschaftlich gern in eine anonyme Unterkunft, wo ich mir mit niemandem das Bad teilen muss. Ich als Gast bei der Kaltmamsell wäre das Gegenteil von einem Match, obwohl wir uns immer gut verstanden haben, wenn wir uns begegneten. Ich bin hochgradig nachtaktiv und will bis in die Puppen schlafen.

    Die Vorstellung, dass sich bei der Kaltmamsell eine Familie mit Kleinkind(ern) zur Übernachtung anmeldet, ist recht pikant :-)

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