Journal Samstag, 6. August 2022 – Erkältungserinnerung, Käsekuchen, Beifang aus dem Internetz

Sonntag, 7. August 2022 um 7:52

Nach guter Nacht um sieben aufgewacht – mit Erkältungsgefühl in den Atemwegen, das sich über Morgenkaffee und Bloggen verstärkte. Anlass für den inzwischen nur noch einmal wöchentlichen Coronatest.

Auch wenn meine Wetter-App es hartnäckig bestritt, nieselregnete es draußen ausdauernd. In Kombination mit dem Atemwegsgezicke änderte ich meine Sport- und Tagespläne von Laufrunde auf Yoga. Herr Kaltmamsell reinigte den Backofen gerade gründlich mit Automatik, das verschob ohnehin das gewünschte Käsekuchenbacken.

Also 40 Minuten mit Tim, reichlich anstrengend.

Yogi-Perspektive bei der stehenden Vorbeuge, forward fold.

Nach dem Duschen spazierte ich erst mal Semmelholen, testete auf dem Weg die Kaffeerösterei Yellowcup auf Cappuccino-Künste (durchschnittlich) – seit der positiven Überraschung in Ingolstadt glimmt in mir die Hoffnung, irgendwo in der Münchner Innenstadt wirklich guten (nach meinem Geschmack) Cappuccino zu bekommen.

Daheim Backen von Käsekuchen nach Buddenbohm: Zu meiner Überraschung und Freude hatte Herr Kaltmamsell sich den kurz nach dem letzten Mal nochmal gewünscht (eigentlich ist er nicht der große Käsekuchen-Fan). Um zu verhindern, dass der Kuchen im Ofen wieder so ausrastet wie beim letzten Mal, trennte ich die Eier nicht, sondern schlug sie gesamt mit dem Zucker weißschaumig, rührte dann das Puddingpulver ein und abschließend Quark mit Milch. Funktionierte.

Frühstück gab’s schon kurz nach eins: Semmeln (eine mit Butter und Ernteanteil-Tomate: sensationell), eine Banane.

Das Erkältungsgefühl wurde stärker. Ich schlief ein bisschen, las Zeitung – und versuchte mich angestrengt zu erinnern, was ich früher gegen einsetzende Erkältungen getan hatte: Dank Corona-Hygiene war ich fast drei Jahre nicht mehr erkältet. Herr Kaltmamsell riet zu heißem Ingwerwasser, ich müsse aber dran glauben. Da wir frischen Ingwer im Haus hatten, versuchte ich das.

Als der Käsekuchen ein wenig abgekühlt war, gab’s zwei große Stücke davon.

Nach Weglesen aller aktuellen und liegengebliebenen Zeitung ging ich noch eine Runde raus. Es war ein wenig milder geworden, ich brauchte keine Jacke. Die Innenstadt war voll, vor allem voller Touristen (herzlich willkommen!).

Zurück daheim war die Temperatur genau richtig für einen Drink auf dem Küchenbalkon, will heißen: Kühl genug. Es gab Aperol Spritz. Zum Abendessen hatte Herr Kaltmamsell Okroschka gemacht, schmeckte ausgezeichnet.

Da ich mir die rauchige Umami-Note von Wurst gewünscht hatte, enthielt die kalte Suppe diesmal wieder Regensburger-Stücke – deren Konsistenz allerdings für ideale Zutat zu sehr der der Kartoffelstücke ähnelte. Herr Kaltmamsell hatte die Idee, das nächste Mal Schinkenstückchen zu verwenden.

Nachtisch: Mehr Käsekuchen.

§

Wer sind die Leute aus der Wissenschaft, die sich vehement und in immer neuen Offenen Briefen gegen die “Genderpraxis des Öffentlich-rechtlichen Rundfunks” wehren? Die FAZ (hört hört!) fragt Damaris Nübling, Professorin für Sprachgeschichte an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz und Expertin für Genderlinguistik:
“‘Wir schütteln nur den Kopf darüber'”.

“Ich will keineswegs sagen, dass manche Emeriti nicht noch forschen. Aber viele von den Unterzeichnenden sind in einer anderen Zeit groß geworden. In der Linguistik kam es ab den Neunziger-, spätestens den Nullerjahren zu einer großen empirischen Wende. Zuvor wurde viel Introspektion betrieben. In früheren Arbeiten hat man sich selbst befragt, das eigene Sprachgefühl absolut gesetzt, und das passiert noch häufig. Man nennt das auch „arm-chair-linguistics“, Linguistik vom Sessel aus. Das geht heute nicht mehr, die Ansprüche haben sich geändert.”

(…)

Aber die Kritiker der genderbewussten Sprache haben ja den Eindruck, ihnen werde ihre Sprechweise verboten.

Viele bringen sich in eine Opferposition, behaupten, ihnen würde eine neue Sprache vorgeschrieben. Niemand schreibt ihnen etwas vor, niemand muss seine Sprache ändern. Aber die jüngere Generation ist an inklusiverem Sprechen interessiert und praktiziert dies, auch im ÖRR. Das erzeugt bei traditionell Sprechenden einen gewissen Druck, der sie verunsichert. Doch es gibt auch im ÖRR keinen Zwang, sondern Empfehlungen. Ich selbst verwende in bestimmten Situationen einen Knacklaut in „Arbeiter:innen“ oder spreche von Studierenden, aber auch nicht in jeder Situation. Meist versuche ich, Geschlecht zu umgehen. Wir sollten uns alle in Toleranz üben, Argumente zur Kenntnis nehmen und die Bemühungen um geschlechtersensibles Sprechen nicht abwerten.

§

Möglicherweise haben sie diese wichtige Quelle von Gesundheitstipps zu Hüftschmerzen schon wieder vergessen, aber sie ist weiterhin online, bedienen Sie sich: “Statt Medizinstudium”. Wäre ich nicht so störrisch, hätte ich mir ganz sicher durch Befolgen das Hüft-Implantat wegen Arthrose zweiten Grades ersparen können.

Daran erinnert hat mich ein ähnlicher Service von @marga_owski auf Twitter. Margarete sammelt, was ihr unaufgefordert gegen ihr heftiges Long Covid-Leiden empfohlen wird.

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Möglicherweise werden Menschen, die bei Nichtwissen/Neugier erst mal googlen, und Menschen, die erst mal per Kommentar/Druko fragen, einander nie verstehen.

§

Wacken-Yoga.

die Kaltmamsell

8 Kommentare zu „Journal Samstag, 6. August 2022 – Erkältungserinnerung, Käsekuchen, Beifang aus dem Internetz“

  1. Sabine meint:

    Ach, Frau Nübling macht direkt Lust, nochmal zu studieren. Sie bringt in dem Interview so viel sachliche Information, klare Erklärungen und wissenschaftliche Differenzierung unter.

    Ein Emeritus in meiner Verwandtschaft, der auch noch publiziert, allerdings nicht in Germanistik, findet es auch richtig blöd und unsinnig, das Gendern. Nachdem er der Verwandte ist, mit dem sich am trefflichsten, sachlichsten und vergnüglichsten streiten lässt, nehme ich ihm das nicht übel, halte es aber für einen Kampf gegen den Verlust von Macht und Deutungshoheit.

    Als Ausbilderin habe ich manchmal ein bisschen ein schlechtes Gewissen. Unseren Schüler:innen liegt so viel an gendersensibler Sprache, dass ich selbst leise knacklautend hinterherhechele. Den Referendar:innen gegenüber gendere ich natürlich auch, und in der ohnehin oft als bedrückend empfundenen Ausbildungssituation haben die dann eigentlich keine Wahl, als mitzutun.

  2. Mareike meint:

    Haha, jetzt hätte ich fast direkt einen Kommentar geschrieben: „Druko???“

    Dabei bin ich doch voll im Team „selbst googlen“ (dachte ich) und bin genervt von Menschen, die das nicht sind.

    Ich bin dann mal bei Google… ;)

  3. Croco meint:

    Ach, jetzt war ich fast zwei Wochen mit Herrn croco unterwegs. Er ist ja vom
    Typ Leutefragen und ich vom Typ Googeln. Er glaubt einfach menschlichen Informationen mehr als den Suchmaschinen. Manchmal nervt mich das sehr, er mag einfach die kurzen Gespräche mit fremden Menschen, ich absolut nicht.
    Das stimmt, junge Menschen legen großen Wert auf Geschlechtergerechtigkeit in der Sprache. Für manche männlichen, auch junge, Kollegen ist das unverständlich. Es hat sich aber noch nie ne Frau beschwert ;).

  4. Sigrid meint:

    Ich habe mir jahrelang den Tipp verkniffen gegen ihre wirklich starken Beschwerden durch die Wechseljahre es mal mit Hormontherapie zu versuchen. Gerade weil ich selbst erlebt habe, dass die Stimmung gegen die Hormone mich zu lange unnötig leiden ließ. Umso mehr freut mich, dass die Behandlung wohl hilft.

  5. Alexandra meint:

    Sprache ist etwas Lebendiges, das sich unablässig verändert, das wächst, schrumpft, sich entwickelt. Jede/r uneinsichtig Festhaltende macht sich meines Erachtens ohnehin etwas vor.

    In Wahrheit spricht heute keine/r so, wie sie oder er selbst vor zwanzig Jahren gesprochen hat – insbesondere was den Satzbau anbelangt übrigens, weniger den jeweils altersgerechten Wortschatz betreffend.

    Merkt bloß kein Mensch.

  6. Sebastian meint:

    “wirklich guten (nach meinem Geschmack) Cappuccino”
    Bitte definieren, falls Tipps erwünscht?

  7. die Kaltmamsell meint:

    Ich mag ihn am liebsten, Sebastian, wenn er intensiv nach schokoladigem Espresso schmeckt, weder sauer noch bitter, nicht verwässert (das ist das Minus bei den meisten durchschnittlichen), wenn wirklich nur Milchschaum angegossen wurde – denn wenn ich Milchkaffee möchte, bestelle ich Milchkaffee. Über Tipps würde ich mich freuen!

  8. Hiwwelhubber meint:

    ah, freut mich sehr, dass der KäKu ohne Eischnee wirklich besser funktionoiert!
    (mein Reden, seit langem, wird endlich erhört *lach*)

    Dann wünsche ich aber auf jeden Fall noch gute Besserung wegen Miss Rona!

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