Journal Samstag, 8. Oktober 2022 – Ausgebliebenes Backvergnügen

Sonntag, 9. Oktober 2022 um 8:51

Mittelgute Nacht mit längerer Schlafpause, in der mir ganz, ganz viele üble Arbeitsdinge der kommenden Woche einfielen.

Ich ließ mich um sieben wecken, um nach Brotbacken nicht zu spät zum Sport zu kommen. Eigentlich hatte ich das Olympiabad für eine Schwimmrunde testen wollen, vielleicht ist das Wasser ja warm genug für mindestens 2.000 Meter (für alles drunter sind mir 5,40 Euro Eintritt schlicht zu viel Geld). Doch dann wollte ich so viel lieber an die Isar zu einem Lauf, dass ich umplante.

Brot wurde zum dritten Mal in Folge die Häusemer Bauerekrume, wobei das Exemplar davor ja gesamt an die Familie gegangen war. Funktionierte problemlos; die letzte Backphase und Rausholen übergab ich wieder Herrn Kaltmamsell, der seine Laufrunde bereits absolviert hatte.

In milden Temperaturen verließ ich das Haus, bekam bei meinem Lauf über Alten Südfriedhof, Wittelsbacherbrücke bis Thalkirchen und zurück unter dicker Bewölkung sogar ein paar Sonnenstrahlen ab.

Am Ende meiner Runde entdeckte ich, dass im Glockenbachviertel der Weg entlang dem Westermühlbach nach dem 2018 verstorbenen Stadtrat und langjährigen Bezirksausschussvorsitzenden Alexander Miklósy benannt worden ist.

Wie schön! Ist zwar nur ein Spazierweg, niemand wird also unter dieser Adresse wohnen, aber eine angemessene Würdigung. (Wenn jetzt noch die Schilder-Typografie auf Namen mit Akzenten ausgerichtet würde und keine Grässlichkeiten wie dieses “ó” auftauchten.)

Zurück daheim buk ich erst mal Apfelkuchen aus Ernteanteil-Äpfeln. Herr Kaltmamsell hatte sich einen gedeckten gewünscht, da ich dafür kein Standard-Rezept habe, griff ich zum allseits gerühmten Backvergnügen wie noch nie aus seinem Familienbestand.

Und kämpfte: Das Rezept verwendet viel zu wenig Äpfel, hätte ich nicht 30 Prozent aufgestockt, hätte sich die Füllung in der Form verloren. Vor allem aber entstand ein klebrigen Knetteig aus der Hölle (auch nach drei Stunden im Kühlschrank) – eigentlich kein Wunder bei zwei Eiern auf 300 Gramm Mehl, aber ich bin ja offen, bereit Neues auszuprobieren und zu lernen.

Beim Blindbacken griff ich dann doch lieber auf meine Erfahrung zurück, statt mehrere Päckchen Hülsenfrüchte zu rösten: Ich buk nur den Boden vor, den Rand drückte ich vor dem Füllen an die gefetteten Seiten. Das funktionierte. Der Deckel war wieder eine klebrige Katastrophe.

Inzwischen bin ich sicher: Hätte ich wie so viele mit Backvergnügen wie noch nie als Teenager das Backen begonnen (statt mit Brigitte-Rezepten), wäre aus mir niemals die begeisterte Bäckerin von damals geworden. Es enthält viel zu wenige Erklärungen, keine Hinweise zu Konsistenzen/Zeiten, unzuverlässige Mengenangaben. Die Eingangskapitel mit Grundrezepten wiederum wären mir viel zu detailliert und ausführlich gewesen, enthält zu wenig praktisch Anwendbares.

Frühstück um zwei wurden zwei dicke Scheiben noch leicht warmes Brot: Eine mit Butter und Tomate, eines mit Käse, den wir aus San Sebastián mitgebracht hatten – ähnlich wie galicische Tetilla, ganz hervorragend. Und dann noch ein Ernteanteil-Apfel.

Ich las die Wochenend-Süddeutsche, die trotz Abbestellung wie schon am Freitag auch auf Papier im Briefkasten lag. Hatte ich extra schon vier volle Wochen die Druckausgabe abbestellt (und las elektronisch), um es dem Zeitungsausträger so einfach wie möglich zu machen, war er doch wieder durcheinander gekommen.

Bei traurig frühem Einbruch der Dunkelheit turnte ich eine leichte Runde Yoga, dann kümmerte ich mich um meine Finger- und Zehennägel.

Das Nachtmahl servierte Herr Kaltmamsell nach meinen Wünschen: Ernteanteil-Spinat, Pilze, geröstete Walnüsse mit Orecchiette, Parmesan drüber.

Schmeckte ganz hervorragend. Nachtisch war erstmal der Apfelkuchen.

War gut, wenn auch arg süß (wieder aprikotiert und mit Zuckerguss). Der nächste gedeckte Apfelkuchen entsteht sicher nach einem anderen Rezept. Zweiter Nachtisch Schokolade.

Als Abendprogramm guckten wir nochmal ins spanische Baskenland. Der WDR hatte im Juli eine wirklich gute Reisedoku über die Gegend gezeigt, in der wir gerade Urlaub gemacht haben, hier nachzusehen in der ARD-Mediathek. Und schon habe ich zahllose Ideen für die nächste Reise dorthin; unter anderem weiß ich jetzt, dass es in Tolosa samstags sogar einen mercadillo gibt, wie wir ihn in San Sebastián vergeblich suchten. Und Kajak-Paddeln sieht immer attraktiver aus.

§

Als ich Freitagmorgen durch die Reihenhaussiedlung ging, in der meine Eltern wohnen, war es deutlich zu riechen: Die Holzofen-Saison ist da.

Nichts Neues, aber hier mit zahlreichen Daten und Zusammenhängen: Holzöfen sind nicht klimafreundlich.
“Der Qualm der Energiekrise”.

Holz gilt oft als klimaneutrale und umweltfreundliche Alternativen zu Gas und Öl. Mitnichten, sagen Experten. Kein Brennstoff setzt mehr Schadstoffe und Kohlendioxid frei.

§

Leonhard Pröttel ist Ratsherr und Kreistags-Abgeordneter in Wolfenbüttel, und er tötet Parkplätze. In diesem Twitter-Thread erklärt er auf Nachfrage die vielen, vielen legalen Möglichkeiten, die er dafür nützt.
Weiter unten im Thread der Verweis auf diese Regelung der Bundesregierung, gerne für kommunale Zwecke nutzbar:
“Wie breit müssen Gehwege sein?”

die Kaltmamsell

10 Kommentare zu „Journal Samstag, 8. Oktober 2022 – Ausgebliebenes Backvergnügen“

  1. Elfe meint:

    Was würde denn passieren, wenn Sie und Herr Kaltmamsell gemeinsam laufen gingen? (Wahrscheinlich haben Sie’s schon ausprobiert, aber int’ressiern dat’s mi scho.)

    Hier ein Ururgroßmutter-erprobtes Rezept für gedeckten Apfelkuchen, Form ca. 24 cm Durchmesser:
    250 g Mehl
    150 g Butter
    4 Esslöffel Zucker
    2 Esslöffel Rum
    500 g Äpfel
    1 Eigelb zum Bestreichen
    Mehl mit Butter, Zucker und Rum gut verkneten (mit Messer!). Die Hälfte des Teiges auf das Blech geben; geschälte, geschnitzelte Äpfel darauf geben, den Rest des Teiges auswellen und darauf legen, mit Eigelb bestreichen.
    Bei Mittelhitze (ca. 180°C) 30-45 Minuten backen.

    Die Verwandtschaft schwört aufs blaue bayrische Kochbuch.
    Ein kurzer Blick in die geerbten Backbücher und Backkarten von R*mehl der 70er zeigt: Damals wurde alles aprikotiert und zuckerglasiert, was aus dem Ofen kam.

  2. die Kaltmamsell meint:

    Er würde in seine Richtung laufen (Theresienwiese), ich in meine Richtung (Isar), Elfe.
    Nein, haben wir noch nie ausprobiert, was bringt Sie auf die Idee? Das letzte Mal, dass ich bereit war, mit jemandem Laufen zu gehen, war vor 20 Jahren in einer Kolleg*innen-Gruppe, als Einstieg ins Laufen überhaupt. Laufen ist für mich etwas, was unbedingt allein stattfindet, das ist fast das Wichtigste daran. Und mit möglichst wenigen Menschen drumrum – mir ist auch die Attraktion von Volksläufen zutiefst fremd.
    (Nicht dass ich lüge: Vor ca. 15 Jahren lief ich im Hochsommer mal im Morgengrauen in Rom mit einem Bekannten, den ich besuchte.)
    Danke fürs Rezept, es ergibt ganz sicher einen gedeckten Apfelkuchen.

  3. Sandra meint:

    Witzig, auch ich wollte Apfelkuchen backen und bin bei gedecktem gelandet. Wurde im Netz fündig: https://www.swr.de/swr4/tipps/rezept-gedeckter-apfelkuchen-100.html
    Dass der Mürbeteig mir immer mal beim Ausrollen gebrochen ist, liegt wohl an mir. Habe hinterher gelesen, mit Küchenmaschine soll man die Butter nicht kalt verwenden, wie ich das getan habe…Mit Basteln gings aber trotzdem am Ende und der Kuchen sah auch hübsch aus. Zuckerguss über Ei hab ich mir gespart, aber Rosinen und Zimt in die Äpfel gegeben.
    Gestern haben wir zur weiteren Verwertung unserer vielen Äpfel mal wieder Ihren Crumble gemacht. Das ist mein Standardrezept geworden. Aber meist mit Kokosflocken als Nussanteil. Schmeckt super!

  4. Mel meint:

    Das wundert mich, dass der Teig nicht funktioniert hat. Das ist doch ein Standard-Mürbteig-Rezept. War die Butter vielleicht nicht kalt genug?

  5. die Kaltmamsell meint:

    Der Teig war auch nach drei Stunden im Kühlschrank weich und klebrig, Mel – was hätte selbst gefrorene Butter beim Kneten daran verbessern können?

  6. Mareike meint:

    Ich schwöre auf den gedeckten Apfelkuchen aus „Backen macht Freude“ von Dr. Oetker (ältere Ausgabe), unproblematischer Teig und viel Füllung. Schmeckt sowohl warm direkt aus dem Ofen als auch am nächsten Tag, dann schön durchgezogen. „Backvergnügen wie noch nie“ steht bei meiner Mutter auch im Regal, aber es wird dann doch aus dem Dr. Oetker oder aus „Das elektrische Kochen“ gebacken, wird wohl seine Gründe haben ;)

  7. Poupou meint:

    Ältere Backbuecher gehen nach meiner Erfahrung oft von kleineren Eiern aus. Es könnte also gut sein, dass der Teig dadurch zu feucht wurde, dass die Eier zB Grösse L hatten, das Rezept aber für Größe S ausgelegt ist.

    Sonst könnte das was Sie beschreiben auch an “overworked” liegen, also zu lange geknetet, was leicht geschieht wenn der Teig nicht so will wie er soll.

    Gestatten Sie mir noch eine Anmerkung zum Backbuch: das ist meiner Meinung nach kein Backbuch, das Backen grundständig beibringen möchte. Es geht vielmehr davon aus, dass man schon solides Grundwissen hat, zB durch zuschauen und mitmachen bei Eltern, Großmutter oder auch entsprechenden Schulunterricht. M. E. wird das heute viel weniger selbstverständlich vorausgesetzt und neuere Bücher gehen viel eher auch von Backneulingen aus.

    LG
    Poupou

  8. Mel meint:

    Wenn die Butter von Anfang an zu warm ist, dann führt das beim Kneten dazu, dass der Teig klebrig wird. Wenn man mit kalter Butter startet und nur solange knetet, bis die Zutaten gerade eben verbunden sind, passiert das nicht. Im Nachhinein umkehren lässt sich das nicht wirklich. Evtl. noch etwas Mehl dazu? Ansonsten schließe ich mich Poupou an, das mit der unterschiedlichen Größe der Eier stimmt.

  9. Sebastian meint:

    Wie? Backen vergnügt? Noch nie.

  10. Kathrin meint:

    Falls ich Ihnen einen anderen Apfelkuchen aus diesem Buch empfehlen darf: Das Rezept für den Apfel-Gitterkuchen auf derselben Backbuch-Seite ist seit ca. 40 Jahren DAS Apfelkuchen-Standardrezept meiner Mutter. Auch ich backe ihn immer noch sehr gerne nach genau diesem Rezept, allerdings ohne Rosinen. Mit den Gitterstreifen kämpfe ich allerdings auch gelegentlich, wenn mir der Teig etwas zu weich gerät. Sehr beliebt ist bei uns auch der Käsekuchen aus diesem Buch mit einer kleinen Abwandlung (in die Quarkmasse kommt zusätzlich noch 1/8 l Milch).

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