Journal Samstag, 22. Oktober 2022 – Baskischer Abend

Sonntag, 23. Oktober 2022 um 8:06

Sehr unruhige Nacht, gestört von Herrn Kaltmamsells Schnarchen neben mir und von Kopfweh – doch erst um halb sieben gestand ich mir ein, dass das halt doch Migräne war, und griff zum Triptan. Das ließ mich bis acht schlafen, danach war ich wie immer nach Migräne ein wenig belämmert, aber vor allem ohne Migräne.

Bloggen über Morgenkaffee, dann machte ich mich an den ersten Gang des baskischen Abendessens, zu dem wir Freunde eingeladen hatten: Ensaladilla rusa. Diesmal wieder aus der Lameng wie ich ihn halt am liebsten esse, also mit Karotten, Erbsen, roten gegrillten Spitzpaprika, gekochten Eiern, Dosenspargel, Dosenthunfisch und Kartoffeln. (Wenn die dümmsten Bauern die dicksten Kartoffeln haben, können Sie sich den Ernteanteil unseres stark akademisch dominierten Kartoffelkombinats vorstellen. Ich entschied mich für Pellkartoffeln, damit von den Mirabellen-großen Dingern nach Schälen überhaupt etwas übrig blieb.) Und mit selbstgemachter Majonese nach Nicky Stich. Da ihr Blog seit vier Jahren brach liegt, fürchte ich Abschaltung – ich habe das Rezept sicherheitshalber in meiner Rezepteseite festgehalten. Ja, bei jedem Hinweis darauf gibt es Kommentare von Menschen, bei denen diese idiotensichere Methode nicht geklappt hat. Aber es gibt ja auch Menschen, denen noch nie ein Hefeteig geglückt ist, in meinen Augen ebenfalls ein idiotensicherer Teig.

Verzierung wie bei spanischer Familie in den 1970ern und -80ern, das muss so.

Draußen war es weiterhin mild, für meine Laufrunde schlüpfte ich in Caprihose und kurze Ärmel. Für möglichst kurze Bruttozeit nahm ich wieder die Strecke über Alten Südfriedhof an die Wittelsbacherbrücke nach Thalkirchen und zurück. Ich startete mit ein paar Regentropfen, doch dann wurde der Himmel blau. Ich lief leicht und mit Genuss, erst gegen Ende zickten die Waden.

Vogel-Slapstick an der Brudermühlbrücke: Ich sah aus dem Augenwinkel, wie eine Krähe hinter einen alten Baumstamm auf der Wiese fiel. Nach der perfekt getimeten komischen Pause tauchte ihr Kopf wieder auf. Ich blieb stehen um herauszufinden, was sie da eigentlich machte: Sie hatte einen plattgetretenen Pappbecher, den sie auf den Stamm legte, und darauf versuchte sie zu balancieren.

Beim Bäcker holte ich Brot für abends und Semmeln zum Frühstück. Duschen, dann Semmeln mit Butter und Marmelade.

Ich ging nochmal raus in die herrliche Sonne für einen kurzen Einkauf im Eataly. Die Fußgängerzone war samstäglich voll, Menschen mit Jacken und Mänteln überm Arm.

Für die abendliche Hauptspeise hatte ich zehn Tage zuvor bei MitteMeer Bacalao gekauft, daraus sollte Purrusalda werden, ein baskischer Stockfisch-Eintopf mit Lauch und Kartoffeln. Nach vorherigen Erfahrungen hatte ich den gesalzenen Fisch nicht nur 24 Stunden mit zweimal Wasserwechseln eingelegt wie im Rezept angegeben (das Ergebnis war viel zu salzig gewesen), sondern 48 Stunden mit viermal Wasserwechsel.

Nach dem letzten Wasserwechsel.

Ich bereitete den Eintopf soweit vor, dass ich abends nur noch den letzten Schritt kochen musste.

Tischwäsche gebügelt, Tisch gedeckt, Wohnung besuchsfein finalisiert. Mit Herrn Kaltmamsell recherchiert, wie wir zum sonntäglichen Apfelernteeinsatz im Kartoffelkombinat in Spielberg bei Mammendorf kommen – die Organisatoren hatten eine Menge Tipps und Infos zusammengestellt.

Trotz festen Vorsatzes vergaß ich wieder, jeden Gang zu fotografieren. Großes Hallo als unsere Gäste kamen, zwei Herren mit Hund. Als Gastgeschenk wurde uns unter anderem eine enorme Tüte Schokolade aus dem Gubor-Fabrikverkauf überreicht, in dem ich vor ein paar Jahren persönlich ausrasten durfte. Nachtisch auf Wochen gesichert.

Zum Aperitif gab es Eltern-gemachten Patxaran (Anis-Schlehenlikör) auf Eis.

Ensaladilla, eingelegte Muscheln, Salzmandeln. Im Glas der eine Txakoli, den ich auch in Deutschland ordern konnte (wird eigentlich nicht exportiert): Txakoli Astobiza. Noch dachte ich ans Foto.

Als ersten Gang servierte Herr Kaltmamsell eine Entenpastete, die er über die vorherigen drei Tage erstellt hatte, mit ein wenig Endiviensalat – köstlich. Für dieses Foto musste er mich anstupsen, als ich bereits am Essen war.

Der Eintopf Purrusalda wurde ganz hervorragend (ein wenig zu meiner Überraschung, das Ergebnis hätte auch langweilig sein können), den mache ich definitiv wieder.

Vor dem Dessert machten wir eine Pause. Dann gab es die tarta de queso – ja, dieses Rezept behalten wir, werde ich noch auf der Rezeptseite hinterlegen. Dazu den Knaller, den wir aus Sant Jean de Luz mitgebracht hatten: Baba au rum eingelegt.

Dazu lustige und schöne Gespräche über unseren Baskenland-Urlaub, über Baskenland-Erinnerungen, über die Lage in der Hotelerie. Es wurde spät.

die Kaltmamsell

7 Kommentare zu „Journal Samstag, 22. Oktober 2022 – Baskischer Abend“

  1. Thea meint:

    Über die akademischen Mirabellen-Kartoffeln habe ich herzlich gelacht. Danke.

  2. Sandra meint:

    Interessanterweise hatte ich gerade wieder viele Eindrücke auch kulinarischer Art aus dem Baskenland in meiner Facebook-Timeline, da in San Sébastian eine Übersetzerkonferenz stattgefunden hat. Zufälle gibt’s.
    Da wurde die Gelegenheit natürlich für vielseitige kulturelle und kulinarische Entdeckungen genutzt.

  3. caterina meint:

    oh, das mayonnaise-rezept kenne ich (etwas erweitert) auch von katharina seiser! gelingt wirklich immer (ich scheiterte vorher an der mayonnaise – jetzt gelingt sie!) https://www.esskultur.at/studio-2-von-zuhause-schnelle-mayonnaise-thunfisch-sellerie-salat/

  4. Hiwwelhubber meint:

    …. der salat sieht grauenhafft gut aus und lässt meine meine unterdrückte maionaisen-vorliebe gerade hochkochen.
    würzen sie noch extra nach, oder reicht die maionaise plus der gemüse-geschmack?

  5. Ka meint:

    Wenn ich fragen darf: Was sind denn diese kleine eingelegten Dinger? Ich habe grade versucht es über den Google Übersetzer zu entschlüsseln aber der sagt mir dass „babas“ Schleim oder Speichel heißt und danach sieht das ja so gar nicht aus. Sind es kleine eingelegte Küchlein oder ist das ein Obst ? (Ich liebe in Rum eingelegte Sachen daher bin ich so neugierig)

  6. die Kaltmamsell meint:

    Babas au rum, Ka.

  7. Christin meint:

    Das sieht alles vortrefflich aus! Tatsächlich habe ich das Rezept für den Eintopf mal gegoogelt – den werde ich ausprobieren. Noch mehr würde mich aber das Rezept der Entenpastete interessieren – hätten Sie da netterweise einen Link für mich?

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