Journal Montag, 14. November 2022 – Büro-Outfit-Idee, Dessert-Philosophie

Dienstag, 15. November 2022 um 6:32

Beim nächtlichen Klogang hatte ich draußen noch dicken Nebel gesehen, als mich morgens das Handy unterm Kopfkissen neben meinem weckte, blinkten Sterne am Himmel.

Was ich gerne vergesse: Dass der spanische Espresso torrefacto, wie ich ihn gerade verwende, sehr viel Koffein enthält. Und dann muss ich damit leben, dass ich danach stundenlang innerlich flirre.

Während ich meinen Morgenkaffee trank und den gestrigen Blogpost finalisierte, bellte aus Herrn Kaltmamsells Zimmer Waffenschein-pflichtiger Husten: Der arme Kerl konnte nicht viel Schlaf bekommen haben. Zumindest tauchte er so rechtzeitig auf (mit hängenden Flügeln), dass ich ihm noch Milchkaffee servieren konnte.

Einerseits ist es schade, wenn man bereits am Sonntagabend die eindeutig und mit Abstand beste Idee der Woche hat. Andererseits: Wenn sie Montagmorgen in diesem Büro-Outfit besteht, war’s das wert.

Strumpfhose, das zentrale Element: Emilio Cavallini. Schuhe: Camper. Rock: Alba Moda. Bluse: Reserved. Jacket: Go in. Brille: NatureEyes. Ohrringe: Diese winzige Goldschmiede im Augsburger Spenglergässchen vor 18 Jahren. Nichts davon wurde von irgendwem zur Verfügung gestellt – halt doch: Den Rock hat meine Mutter mir geschenkt.

Für den Arbeitsweg brauchte ich fast so lange wie eine ablenkbare Erstklässlerin für die Strecke zur Schule: SO VIELE SPANNENDE DINGE!

Zum Beispiel der Filmdreh an der Theresienwiese: Gestern Morgen war am Drehort bereits Betrieb, es wurde herumgestanden, ein Catering-Wagen war beleuchtet und reichte Dinge über die Theke, es wurde Kaffee getrunken. Auf den Garderobenschildern diesmal auch “Methadon Lise” sowie “Spaziergänger Kurt”.

Oder die Theresienwiese selbst:

Oktoberfest ist weg, ich kann wie prognostiziert ab sofort wieder quer über die Theresienwiese in die Arbeit gehen, derzeit vorbei an den Zelten des Tollwood.

Emsiger, aber durchwegs heiterer Arbeitstag, jeder Blick auf meine Beine hob die Heiterkeit nochmal. Ich gab davon auch gerne ab, wies Kolleg*innen auf meine Punktebeine hin, gestisch und mimisch absolut klarstellend, dass nichts unter Begeisterung als Reaktion akzeptiert würde. Für eine Kollegin, mit der ich über Teams telefonierte, schaltete ich eigens die Kamera an und hob das Bein bis zur Sichtbarkeit (nein, das hätte ich nicht für jede gemacht, das ist schon eine besondere Kollegin). Es sollte diese Strumpfhosen auf Kassenrezept geben.

Mittags gab es Pumpernickel mit Butter sowie Granatapfelkerne (diese Crowdfarming-Lieferung besteht aus besonders schwer zu entkernenden Exemplaren, ich muss praktisch jeden Kern einzeln aus seiner Verankerung bitten, der Genuss ist hart erkämpft).

Nachmittags leider Schwindel deluxe (ob der auch mit dem Koffein zu tun hatte?), ich musste mich beim Arbeiten im Stehen ein paar Mal am Schreibtisch festhalten.

Auf dem Heimweg Einkäufe im Forum Schwanthalerhöhe. Zu Hause Yoga, eine Folge Adriene, die “Meditate” hieß, aber mich mit den Schmerzen beschäftigte, die die scheinbar schlichten Haltungen in Hüfte und Knie verursachten.

Als Nachtmahl servierte Herr Kaltmamsell ein Kürbis-Menü. Erst gab es ein Kürbis-Kichererbsen-Curry.

Schmeckte ausgezeichnet, Kichererbsen, Spinat, Kürbis, Kokosmilch sind lauter Lieblingszutaten.

Als Dessert hatte Herr Kaltmamsell Kürbis-Tiramisu gemacht, das sehr hübsch aussah.

Es schmeckte – gesund. Ein Dessert sollte nicht in erster Linie gesund schmecken. Nach meinem ebenfalls enttäuschenden Versuch eines Limoncello-Tiramisus erkannte ich dann doch, dass das Original meine liebste Version ist.

§

Ein Tröt (fühlte sich “Tweet” anfangs auch so albern an?) von @sinnundverstand brachte mich auf das Gemälde “Traute im grünen Pullover” (um 1931) von Lotte Laserstein, das mich sofort faszinierte. Ich wollte mehr über die Künstlerin wissen und stieß auf Interessantes, zum Beispiel.
“Tunnelblick: Zur Rezeption von Lotte Laserstein”.

§

Jamie Lee Curtis ist auf instagram sehr und auf interessante Weise aktiv. Zum Beispiel stellt sie ihre Stunt Woman der letzten frei Halloween-Gruselfilme vor.

§

Woher kommt eigentlich die verheerende Erscheinung fast fashion, also ausbeuterisch billig hergestellte Kleidung minderer Qualität in wöchentlich neuer Form, die für nur kurzes Tragen und dann Wegwerfen gedacht ist? Kostümspezialistin Bernadette Banner interviewt dazu Dr. Serena Dyer, eine Mode- und Einkaufshistorikerin.

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://youtu.be/zYSAHXuwg1M

via Joël

(Ich mag unter anderem sehr, wie off camera-Momente eingebaut werden.)

die Kaltmamsell

16 Kommentare zu „Journal Montag, 14. November 2022 – Büro-Outfit-Idee, Dessert-Philosophie“

  1. huck meint:

    outfit tippi toppi. und ich google nun »spanischer espresso«. dieses innere flirren faszniert und verzaubert mich, nach dieser hundsmiserablen nacht im wohnmobil, zwischen augenklinik und elendsviertel. gesundheitstipps … da lachen ja die biohühner.

  2. Beate meint:

    WOW was für ein Outfit! Bravo!!!

  3. Neeva meint:

    Und der rote Rock! Mit Taschen! Die stimmungsaufhellende Wirkung schöner Kleidung sollte man echt nicht unterschätzen. (Im kuscheligen Flanellkleid und mit Leosocken gesendet.)
    Gute Besserung an Herrn Kaltmamsell!

  4. Mel meint:

    ******************KOMMENTAROMAT**********************

    Made my day

    *******************************************************

  5. Pippilotta meint:

    Bin ich wirklich die Einzige hier, der bei diesem Outfit und insbesondere dieser Strumpfhose spontan Karneval in den Sinn kommt?

  6. FrauC meint:

    Ja, die Taschen sind nochmal ein besonderer Pluspunkt!

  7. die Kaltmamsell meint:

    Aber nein, Pippliotta: Mir zum Beispiel auch!
    Nachtrag: Dabei fällt mir ein, welches Glück ich mit der Entwicklung der Mode habe. Vor 20 bis 30 Jahren musste ich immer das Faschingssortiment nutzen, um mich mit stimmungsaufhellenden Strumpfhosen (und knallbuntem Nagellack) fürs ganze Jahr einzudecken. Das ist jetzt nicht mehr nötig. \o/

  8. Kathrin meint:

    Was für ein tolles Outfit! Sehr schön sieht das aus.
    Es gibt von Anne Stern einen Roman zu Lotte Laserstein: Meine Freundin Lotte.
    Den habe ich parallel zu einer Ausstellung in der Fondation Beyeler gelesen. Die Ausstellung hieß “Close up” und hat neun Künstlerinnen vorgestellt, darunter auch Lotte Laserstein.
    Es gab auch sehr interessante Filmprojekte, die noch immer zu sehen sind. Meret Becker spricht über Lotte Laserstein.
    https://www.fondationbeyeler.ch/ausstellungen/vergangene-ausstellungen/close-up
    Viele Grüße und gute Besserung an Herrn Kaltmamsell,
    Kathrin

  9. Pippilotta meint:

    Optischer Ganzjahreskarneval mit “stimmungsaufhellenden Strumpfhosen”? Nun ja, wie sagt man in Köln: Jede Jeck ist anders… ;-)

  10. Beate meint:

    Die Pose und die Kleidung (bis auf die Strumpfhose) erinnert mich eher an einen Torero.

  11. Anja meint:

    Das Outfit ist toll und steht Ihnen fantastisch!

  12. Alexandra meint:

    Ich dachte an einen klassischen Pierrot in meiner absoluten Lieblingsfarbkombination. Das Foto ließe sich eins zu eins in Öl übersetzen, sach’ ich mal.

    Daumen hoch!

    Ich wünsche Herrn Kaltmamsell eine Tasse heißen Holundersaft mit Honig, von Herzen.

    Danke für das “FastFashion”-Video, sehr aufschlussreich!

    Ende der 80er lasen wir im Englisch-LK Aldous Huxleys “Brave New World” – unser Lehrer flippte regelrecht aus, als er erkennen musste, dass wir “Höheren Töchter” nicht wahrnahmen, dass wir in unserem Lebensumfeld stramm auf demselben Weg sind.

    Zitat aus dem Buch: “Je mehr Nähte, desto mehr Nöte” als Glaubenssatz- dass nämlich jemand, der seine Kleidung wertschätzt, pflegt und sogar repariert, ein zu verachtender armer Schlucker sei.

    Voila.

  13. Franziska meint:

    Ich liebe das Outfit sehr!

  14. Isabell meint:

    Die Ausstellung zu Lotte Laserstein im Frankfurter Städel war die letzte, die ich vor meiner längeren Pandemie-Pause gesehen haben. Sehr beeindruckend.
    Das Städel macht ja viel digitale Berichterstattung rund um die Ausstellungen, ist vielleicht was interessantes dabei:
    https://blog.staedelmuseum.de/tag/lotte-laserstein/

  15. N. Aunyn meint:

    Hier eine Neuerscheinung zu Lotte Laserstein:
    https://www.juedische-allgemeine.de/kultur/lotte-laserstein/

  16. die Kaltmamsell meint:

    Danke, N. Aunyn!

Sie möchten gerne einen Kommentar hinterlassen, scheuen aber die Mühe einer Formulierung? Dann nutzen Sie doch den KOMMENTAROMAT! Ein Klick auf einen der Buttons unten trägt automatisch die gewählte Reaktion in das Kommentarfeld ein, Sternchen darüber und darunter kennzeichnen den Text als KOMMENTAROMAT-generiert. Sie müssen nur noch die Pflichtfelder "Name" und "E-Mail" ausfüllen und den Kommentar abschicken.