Journal Freitag, 2. Dezember 2022 – Erb-Stellvertretung für Tischwäsche

Samstag, 3. Dezember 2022 um 7:55

Ein weiterer dunkelgrauer Dezembertag. Gedämpfte Freitagsfreude: Am Montag geht’s ja weiter.

Verfrorene Büroarbeit in Langarm-Shirt unter Wollpullover, Wolltuch um die Schultern, dennoch mit hell-lila Fingernägeln. In meiner 80er-Jahr-Jugend waren Fingerhandschuhe mit halben Fingern ein beliebtes Styling-Element. Ob ich das wiederaufnehme? Nachmittags schlüpfte ich zusätzlich in meine Büro-Notstrickjacke, dann war’s mir endlich warm

Gegen elf wurde es kurzzeitig so hell draußen, dass ich das Deckenlicht ausschaltete. Hielt aber nicht mal eine Stunde an.

Vormittag mit viel Datenbank-Kram und einer Katastrophen-Minimierung, die durch eine menschliche Fehleinschätzung nötig geworden war.

Mittagessen Apfel, Pumpernickel mt Butter, Orangen.

Nachmittags setzte auch noch Regen ein, es war richtig supergreislich. Bei Feierabend nieselte es aber nur wenig, ich kam ohne Schirm nach Hause. Und zu meiner Erleichterung setzte sogar echte Wochenendefreude ein.

Zu Hause gab es Prosecco mit selbstgemachtem Waldmeistersirup aus dem Frühsommer, der richtig intensiv nach frischem Waldmeister schmeckte. Als Nachtmahl stellte Herr Kaltmamsell einen plato combinado zusammen:

Ruccola und Bratkartoffeln aus Ernteanteil, dazu Spiegelei (warum auch nicht?), und wir teilten uns ein Entrecôte. Nachtisch viel Schokolade und Weihnachtsgebäck.

Abendunterhaltung war auf Tele5 Die Hexen von Eastwick: Ich hatte den Film seinerzeit sehr geliebt, die Musik kann ich dank oftmaligem Hören auswendig. So richtig gut gealtert ist er allerdings nicht. Als in einer Eingangszene mal wieder behauptet wird, Freundinnen unterhielten sich bei Treffen vor allem über Männer, schlug ich Drehbuchautor und Vorlage nach: Michael Cristofer und John Updike, wenig überraschend zwei Männer.

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Ein Erbe durchzubringen kann ja verschieden aussehen. Ich habe das Glück, dass eine meiner ältesten Web-Bekanntschaften, noch aus der Blog-Phase, ihres mit mir teilt, nämlich die Weißwäsche aus Familienerbe.

Sie hatte auf meine Frage reagiert, wo man in der Münchner Innenstadt am besten Tischdecken bekommt: Ob ich Interesse an Stücken aus dem Überseekoffer voller Weißwäsche hätte, an den sie aus familiärem Nachlass gekommen sei und für die sie keine Verwendung habe? Oh ja, hatte ich mit großer Dankbarkeit: Schon als Studentin hatte ich Tischdecken aus dem Erbe der Vorfahren von Mamas Freundinnen gerettet und damit eingedeckt – nur dass die für unseren jetzigen Tisch zu klein sind.

Das Paket war schon am Mittwoch eingetroffen, doch ich wollte auf einen ruhigen Moment zum Auspacken warten. Was eine gute Idee war, denn ich war völlig überwältigt.

Die Schenkerin hatte sogar noch ganze Stapel Servietten und Geschirrtücher beigelegt: Monogrammierte Geschirrtücher? How posh does it get?! Sie konnte mir sogar ein Foto von der prächtigen Hochzeit zeigen, zu der diese Aussteuer gehörte, der Bräutigam in Frack und mit Zylinder.

Webmuster in Elfenbein sind so ziemlich das Edelste, was ich mir an Tischwäsche vorstellen kann – und diese floralen Muster gefallen mir ausgezeichnet. Ich fühle mich sehr geehrt, dass ich dieses Erbe antreten darf. Die Tischdecken haben ein paar Gilb-Flecken; für die suche ich mir eine Wäscherei mit Heißmangel, im deutschen Zentrum der Poshizität München wird es ja wohl sowas geben (die Tischdecken tragen sogar noch alte Wäschemarken).

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Anklicken auf eigene Ohrwurm-Gefahr.

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https://youtu.be/QTXyXuqfBLA

Brian Jay Jones hat herausgefunden, woher diese Musik urspünglich war und wie Jim Henson sehr wahrscheinlich darauf stieß.

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Jetzt bin auch ich an der Live-Kamera einer Wasserstelle in der namibischen Wüste hängen geblieben (nachdem ich gestern bei Christian las, dass er sie seit zehn Jahren als Startseite hat).

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https://www.youtube.com/watch?v=ydYDqZQpim8

Als ich gestern draufklickte, stand eine Herde Oryx-Anthilopen drumrum, von der ein Tier gerade trank. Von rechts kam ein Strauß ins Bild, spreizte seine Flügel und stolperte über die eigenen Füße.

Kurz darauf sah ich zum ersten Mal in meinem Leben Strauße trinken: Runterbeugen, zwei bis drei Mal mit offenem Schnabel Wasser anschaufeln, Hals aufrichten (ich nehme an um zu schlucken).

INTERNET IST TOLL!

die Kaltmamsell

17 Kommentare zu „Journal Freitag, 2. Dezember 2022 – Erb-Stellvertretung für Tischwäsche“

  1. Nathalie meint:

    Für spezielle Fragen zu Tischwäsche, besondere Säuberungen von Tischwäsche und exakte Mangel empfehle ich die Wäscherei Herzogpark. (Bushaltestelle direkt vor der Tür).
    Profis durch und durch mit Superberatung. Die Reinigung und Mangel geschieht vor Ort und wird nicht nur irgendwohin weitergegeben. Leicht angestaubtes Interieur mit einem wunderbaren Schränkchen voller spezieller Tinkturen.

  2. Ilka meint:

    Hier Team Handstulpen und Schal um die Schultern – ja, unbedingt. Und ich habe von der Nachbar-/Tochterfirma eine Kuscheldecke mit Branding fürs Büro bekommen, die musste wegen Fussligkeit nur eine Runde in der Waschmaschine machen. Ich bin auf den professionellen Auftritt gespannt.
    Schönes Wochenende!!!

  3. die Kaltmamsell meint:

    Vielen Dank, Nathalie: Auf solch einen Tipp hatte ich gehofft.

  4. Daniela meint:

    Gegen kalte Hände gibt es seit vielen Jahren handgemachte Wrist Worms von Sandra Juto.
    Ein behagliches Adventswochenende!

  5. Corsa meint:

    Die Tischwäsche ist toll! Hier gibt es leider nur ein, zwei monogrammierte Geschirrtücher. Ohne diese hätte ich mich aber nie mit der Schwiegermutter über den Mädchenname ihrer Mutter unterhalten.

  6. Friederike meint:

    Oh wie prächtig, diese Tischwäsche! Schön, dass sie an einen Ort gefunden hat, wo sie geschätzt und gewürdigt wird!
    Ich erinnere mich an stapelweise edle, offensichtlich unbenutzte Servietten & Co. in einem Antiquitätenladen. Mit Monogramm natürlich.
    Und ich stelle mir vor, wie eine junge Frau sie vor langer Zeit als Aussteuer vorbereitet hat und dann ihr Leben lang vergeblich auf den Anlass gewartet hat, sie zu benutzen – wie traurig!

  7. Hiwwelhubber meint:

    Tolle Wäsche, wirklich.
    Mit der Heissmangel sollten Sie aber je nach Zustand sehr vorsichtig sein oder darauf verzichten – manche Stücke verzeihen das nicht mehr!

  8. Anke meint:

    Auch von mir ein Dankeschön über Eck an Nathalie; genau deshalb hatte ich in die Kommentare geschaut. (Versuche seit 20 Jahren, Flecken aus einer hellblauen Decke vom Mütterchen zu bekommen, mag die Decke so gerne, dass ich sie auch mit Flecken aufdecke.)

  9. PaulineM meint:

    Auch ich besitze noch weiße Tischdecken und Servietten mit eingewebtem Muster von meiner Mutter und Schwiegermutter. Die Schwiegermutter hat als junges Mädchen ihre Aussteuer vor der Hochzeit auch tatsächlich noch mit Monogramm versehen. Leider benutze ich sie kaum noch, aber manchmal schaue ich sie mir an und erinnere mich, dass wir in meiner Kindheit jeden Mittag ein weißes Tischtuch und weiße Stoffservietten mit Serviettenring benutzten. Und tatsächlich war der einzige Luxus meiner Mutter, Tisch- und Bettwäsche wurden zur Heißmangel gebracht. Das war eine riesige Erleichterung bei einer siebenköpfigen Familie.

  10. Croco meint:

    Schön ist die Tischdecke. Es gibt von Dr. Beckmann so Fleckenteufel. Vielleicht passt da was. Wäre schade ansonsten um das schöne Teil.
    Ich habe im Sommer meine Aussteuer abgeholt. Sie war der ewige Zankapfel zwischen meiner Mutter und mir. Ich wollte nie eine, sie hat mir aber Stück für Stück dazu gekauft. Jetzt ruhen Wäsche und Porzellan in Kisten im Keller. Meine Mutter war wohl der Meinung, sie bekommt mich ohne Zugabe nicht an den Mann.
    Ich könnte ein Ferienlager mit Bettwäsche ausstatten. Allerdings stimmen die Maße schon lange nicht mehr. Und Steppdecken, die irgendwo eingeknöpft werden oder rausgucken sollen, gibt es auch nicht.

    An den beiden Wasserlöchern hänge ich seit Tagen. Da ja aufgezeichnet wird, kann ich am Abend den Tagesbesuch betrachten. Ein Schakal kommt ab und an und so wilde Schweine habe ich auch schon gesehen. Die Strauße sind toll! Aber die Oryx Antilopen sind wohl die Gang, die das Loch bewachen und an denen man erst mal vorbei muss. Sie stellen sich in Drohhaltung an die Salzsteine.

  11. Texas-Jim meint:

    Die Kombination aus dem deutschen Webmuster und der halb-englischen Web-Bekanntschaft hat mein Sprachzentrum kurzzeitig doch etwas durcheinandergebracht, muß ich zugeben. Das mehrfache Umschalten zwischen den verschiedenen Sprechweisen und Bedeutungen finde ich nicht ganz einfach, aber sehr lustig.

  12. Christian meint:

    Nicht, dass es wirklich wichtig wäre, aber evtl. habe ich missverständlich formuliert: Ich habe vor lauter Begeisterung seit bestimmt über zehn Jahren mal wieder was anderes als eine leere Seite als Startseite – das aber erst seit ein paar Tagen. Aber Hauptsache, es macht Freude. Hier wie dort.
    Ich möchte übrigens auch gern stolpernde Strauße sehen

  13. Sebastian meint:

    “Mannamanna!” Mit diesem Ruf entfernte sich mein Vater gerne aus Familiendiskussionen, in denen für ihn nichts mehr zu sagen war. Um dann Minuten später erneut aufzutreten mit… eh schon wissen. Great bad dad joke!

    Aus heutiger Sicht sehe ich in diesem Film einen frühen gelungenen Kommentar zum Mansplaining.

  14. philine meyer-clason meint:

    Liebe Frau Kaltmamsell, in der Augustenstrasse, linke Strassenseite ein Stück weiter von San Lucas Richtung Theresienstrasse gibt es den “Kleiderbügel” – Profireinigung und Wäscherei, machen sehr viel für Oper und Theater. Hab sehr gute Erfahrung mit denen gemacht. Selber mit Dr. Beckmann probieren, würde ich aus Erfahrung mit alten Stoffen lieber nicht machen, habe auf diese Weise eine alte Tischdecke( altes Leinen, 19.jh) halb ruiniert.
    Gutes Gelingen und viel Freude damit.

  15. Christine meint:

    der Link zum ManaMana führt ins Leere.

    Dieser hier ist richtig

    https://twitter.com/brianjayjones/status/1598009448902971392

  16. die Kaltmamsell meint:

    Danke für die Korrektur, Christine!

  17. Frau Schmidt meint:

    Letzte Woche sah ich im kalten Büro eine Frau, die ihre in seriös dunkelblauen Stoff gehüllte Wärmflasche am Tee-Wasserkocher auffüllte. Eine Gamechanger!
    Bislang hülle meine Beine bei längerem Sitzen in eine Fleecedecke. Zur besseren Handlichkeit habe ich sie etwas kleiner geschnitten.
    Ein professionelles Erscheinungsbild ist das, was wir definieren. Effiziente Hilfsmittel gegen Frieren am Arbeitsplatz empfinde ich als professionell.

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