Journal Sonntag, 1. Januar 2023 – Erlebnis Jungfraujoch
Montag, 2. Januar 2023 um 12:11Wir begannen das Jahr 2023 sehr zeitig: Unsere Gastgeber hatten einen Ausflug zum Jungfraujoch geplant und vorbereitet – bei dem ich sehr viel lernte, unter anderem dass dieses touristische Ziel für viele, vor allem außereuropäische Reisende ein Muss ist.
Ein ganzer Strauß von Verkehrsmitteln brachte uns hin: Nach schnellem Kaffee stiegen wir im Morgengrauen ins Auto nach Thun. Von dort nahmen wir einen Zug nach Interlaken Ost, eine erste Zahnradbahn fuhr bis Kleine Scheidegg – schon ziemlich weit oben in den Bergen. Dann ging’s mit einer weiteren Zahnradbahn aufs Jungfraujoch. In jedem Abschnitt Fahrkartenkontrolle – immer mit zarter Slapstick-Note: Unsere Gastgeber hatten uns bereits für die Fahrt in die Schweiz zum Halb-Tax der SBB verholfen (was sehr wahrscheinlich Auswirkungen auf unsere Urlaubsplanung 2023 hat), diese vorläufigen Dokumente mussten wir vorzeigen, dazu natürlich die eigentlichen Zugtickets, unsere Gastgeber besaßen weitere Vergünstigungsausweise, die ebenfalls kontrolliert wurden. Ich war ungemein dankbar, dass sie diese ganze Orga übernommen hatten.
Das Wetter kam uns entgegen, in jedem Teil der Strecke waren die Anblicke großartig – tatsächlich ab Haustür Gastgeber, denn auf den Wiesen und Feldern standen ausgesprochen dekorative Reiher.
Thuner See.
Eiger Nordwand beim Umsteigen in Kleine Scheidegg.
Zwischenstopp Eismeer mit Foto-Op.
Das letzte Stück steile Fahrt nach oben verlief durch Tunnel, Unterhaltung gab es über Bildschirme, die uns auf die Attraktionen des weitläufigen Gebäudes auf dem Jungfraujoch vorbereiteten: Aussichtsplattformen, Geschäfte für Uhren, ein „Eispalast“ mit verschlungenen Eisgängen, in Nischen Eisskulpturen, Geschäfte für Souvenirs, Restaurants, eine bunt beleuchtete Ausstellung zur Geschichte der Jungfraubahn und des Gebäudes, Geschäfte für Schokolade.
Kurz nach elf trafen wir ein und sahen uns das dann auch an – in allererster Linie die atemberaubenden Ausblicke.
Durch die Scheibe der Aussichtsplattform innen, es gab Brotzeit mit mitgebrachten Sandwiches.
Aussichtsplattform außen mit reichlich Gebirgsdohlen, denen der scharfe Wind offensichtlich nichts ausmachte.
Blick ins Berner Oberland.
Selfie muss man hier halt (aber, darauf möchte ich hinweisen, muss es nicht ausschließlich – wir waren die Ausnahmen).
Links die höchste Bergspitze: Jungfrau.
Blick auf die Aussichtsebene im Freien, auf die auch uns die Tour durchs Gebäude brachte.
Dort standen die Leute zwölf Meter Schlange für ein Bild mit Fahne „Jungfraujoch“ (rechts).
Wir waren auf mehr als 3.400 Metern über Meereshöhe, auf der Fahrt war durchaus darauf hingewiesen worden, dass man das körperlich spüren könnte. Dennoch brauchte ich eine Weile, um meine Kurzatmigkeit beim Treppensteigen, den leichten Schwindel und das leichte Kopfweh damit in Verbindung zu bringen: Außer beim Flugzeugfliegen war ich mit Abstand noch nie so hoch gewesen.
Den Rückweg hatten unsere Gastgeber variiert: Mit der Zahnradbahn fuhren wir nur bis Eigergletscher (abwärts ein deutlich seltsameres Gefühl der Steile als nach oben), stiegen dort in eine Gondel nach Gruindelwald Terminus, von dort brachte uns eine Zahnradbahn bis Interlaken Ost, hier ging ein deutscher ICE zurück nach Thun, Auto zurück nach bei Bern.
Gondel-Blick.
Skifahren in Zeiten des Klimawandels: Kunstschnee zwischen grünen Wiesen.
Auch an diesem Abend wurden wir viergängig bekocht – kulinarischer Luxusurlaub.
Es gab nach einem Absinth-Cocktail Erbsenhummus (Erbsen aus Eigenanbau) mit selbst gebackenen Brötchen, dann Kürbis-Ingwer-Suppe (wunderbar), ein sämig-aromatisches Safran-Risotto mit Steinpilzen.
Die Einführung der Gastgeberin in Schweizer Weine (so spannend!) führte gestern Abend nach Wallis und Tessin nach Neuchâtel/Neuenburg: Erst gab es einen Pinot gris vom Château d’Auvernier (dunkel, blumig kräutrig ohne Parfümiertheit), dann vom selben Weingut einen Pinot noir, der ganz besonders meinen derzeitigen Geschmack traf und hervorragend mit den Steinpilzen harmonierte. Wie ärgerlich, dass die Schweiz nur zwei Prozent ihrer Weinproduktion exportiert.
Dessert war ein Töpfchen Absinth-Soufflé glacé Mitterrand mit Geschichte, sehr besonders und sehr gut.
Obwohl wir uns den Tag über nicht viel bewegt hatten, waren wir (von der Höhenluft?) so erledigt, dass wir uns schon um zehn zur guten Nacht verabschiedeten.
die Kaltmamsell15 Kommentare zu „Journal Sonntag, 1. Januar 2023 – Erlebnis Jungfraujoch“
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2. Januar 2023 um 12:45
Sonst mache ich das ja selten, aber hier muss ich: Toll, toll, toll! Vielen Dank fürs Mitnehmen, das ist wirklich großartig. Ich beneide Sie ein bisschen (und dann auch noch Alpendohlen!).
2. Januar 2023 um 13:53
Schön, Sie in der Schweiz zu sehen, von wo aus ich Ihnen so gerne “zulese”. Mit Ihren Texten starte ich für gewöhnlich in den Tag, wobei mir die Reiseberichte fast die liebsten sind. Geniessen Sie weiterhin Ihren Aufenthalt und “es guets neus”, wie wir hier sagen.
2. Januar 2023 um 14:07
Atemberaubende Fotos! Danke.
2. Januar 2023 um 14:31
Ich habe es vor über 20 Jahren zu Fuß “nur” auf die Kleine Scheidegg geschafft. Habe aber den Weg unterhalb der Eigernordwand noch als beeindruckend im Gedächtnis.
Danke fürs Mitnehmen ganz nach oben.
2. Januar 2023 um 14:59
Atemberaubend, in jeder Hinsicht.
Den Aletschgletscher kenne ich nur von unten. Schön, ihn mal von oben sehen zu können.
Gabe gleich Zugermäßigung in der Schweiz gegugelt.
2. Januar 2023 um 15:51
Herzlichen Dank für’s Mitnehmen, ein “Gutes Neues!” auch von mir.
Ich habe Verwandte bei Biel und einen Ausflug wie diesen selbst schon so unternommen, allerdings im Sommer.
Zwei Dinge sind mir sehr in Erinnerung geblieben: die Sichtung einer Wildkatze von der Zahnradbahn aus und die überaus große Trockenheit der Luft in der Höhe; Brotscheiben wurde draußen in Plastiktüten serviert – nach dem Auspacken konnte ich zuschauen, wie diese augenblicks steinhart wurden.
Schweizer-Bergbahnen-Ermäßigungen sind ein goldwerter Hinweis, auch dafür Dank!
Allerdings heißt’s doch wohl “Grindelwald”, oder? ;)
2. Januar 2023 um 15:53
Selbstredend wurden die Brotscheiben hart, nicht die Plastiktüten …
2. Januar 2023 um 16:15
Ich lese sehr gerne Ihre täglichen Berichte aus München und erfreue mich an Ihrem geschätzten Schreibstil. Nun sind Sie auf dem Jungfraujoch, auf dem mein Mann Küchenchef ist – was für ein Zufall! Wir selbst wohnen in Interlaken und sind gerade in Bayern auf Heimatbesuch. Wie klein die Welt doch ist. Noch eine schöne Zeit in der Schweiz und gute Heimfahrt nach Bayern
2. Januar 2023 um 17:16
Hallo, ein schönes neues Jahr noch. Lustig, genau hier in Grindelwald waren wir bis gestern eine Woche Ski fahren – die im letzten Bild gezeigte Talbafahrt war leider wegen Schneemangels die letzten Tage gesperrt, aber es ist nicht (alles) Kunstschnee. In den 6 Tagen lief nicht eine Schneekanone, weil sich das beiden aktuellen Temperaturen quasi auch kaum lohnt….es hatte aber zum Glück im Dezember ausreichend geschneit, so dass es noch einen Großteil Echtschnee auf den Pisten hat….nur halt rechts und links davon sehr wenig…
2. Januar 2023 um 17:21
Danke für die Korrektur, Alexandra.
Ja sowas, Tanja, solche plötzlichen Verbindungen mag ich sehr – die Welt ist wirklich klein. Und Sie wohnen wirklich an einem sehr schönen Fleck Erde, Interlaken gefiel mir allein schon bei der Durchfahrt mit seinem luxuriösen Flair der Zeiten Friedrich Torbergs.
2. Januar 2023 um 19:40
Was für ein tolles Wetter ihr hattet! Ich musste ob der Rabatt-Story ein bisschen schmunzeln, weil ich vorgestern noch dachte: Hätten sie mal eher Bescheid gesagt, ich hab doch noch das Couponheft mit den ganzen Ermässigungen für Matterhorn, Jungfraujoch und Tralalala, aber ihr scheint ja bestens versorgt gewesen zu sein.
Re Touristen: das ist so krass und verleidet mir tatsächlich die Reise zu den Touristenhotspots in der Schweiz. Ich kriege schon kribbelige Zustände, wenn wir in Engelberg Skifahren gehen und oben am Titlis eben nicht nur Skifahrer aussteigen, sondern Leute aus aller Herren Ländern einfach nur… rumstehen. (Ich denke da dann immer dran, wenn wir reisen und an spektakulären Punkten halt … rumstehen. Naja.)
Das war tatsächlich sehr, sehr krass während der Coronazeit mit den Reisebeschränkungen, wie anders das auf einmal war. Nur so waren die Rheinfälle ansatzweise erträglich.
3. Januar 2023 um 6:10
So ist es halt überall wo es ein bisschen schön ist. Wir wohnten vor über 40 Jahren in Rhode Island, wo man am Sommer Wochenende nicht an den Strand fahren konnte, weil es einfach zu voll war. So ist sein New York, auf dem jungfraujoch, in Paris, usw. Uns ging es auf dem Joch vor fünf oder sechs Jahren ganz genauso, nur war es der erste schöne Sommertag seit langen Tagen Regen, an dem man niemand verdenken konnte, auf das jungfraujoch zu wollen. Ich habe mir inzwischen angewöhnt, die Menschenmengen einfach aus dem Erlebnis zu ‘radieren’. Klappt ganz gut.
3. Januar 2023 um 9:57
Ich denke, das mit den Menschenansammlungen ist ganz ähnlich wie das mit den Autobahn- und Ampelstaus: Wir stehen da nicht drin – wir sind homogener Teil davon und tragen dazu bei.
3. Januar 2023 um 19:35
… oh, eine WUNDERSCHÖNE Tour!
3. Januar 2023 um 21:49
Wow, was für reiche Tage zum Start ins Jahr – feine Freunde, bestes Essen und tolle Aussichten. Chapeau!
(Ich bleib ja nur aus Staunen stehen wenn ich oben am Berg ankomme, weil die mit den Skiern gleich wieder runterfahren. )