Journal Freitag, 6. Januar 2023 – Dreikönigstag mit Schwimmen und zwei spannenden Hörstücken
Samstag, 7. Januar 2023 um 6:53Ausgeschlafen, beim Wachwerden, diesem langsamen Auftauchen aus dem Schlaf, bedauerte ich aber den Abschied.
Gemütlicher Morgen, die Sonne schien, die Luft war mild.
Ich hatte eine Schwimmrunde geplant, brach vormittags mit dem Radl Richtung Olympabad auf. Herr Kaltmamsell wünschte mir beim Abschied “warmes Wasser!” – und sein Wunsch wurde erfüllt: Das Becken war weniger kühl gefüllt als sonst, mich fröstelte erst Mitte der letzten 1.000 von meinen 3.000 Metern.
Sehen Sie links, wie viel Schwimmspielzeug da zwischen den Startblöcken liegt? Ich wähle meine Bahn meist auch danach, dass ich möglichst wenig davon sehe.
Gemütlich war das Schwimmen aber nicht, dafür herrschte zu viel Betrieb (Neujahrsvorsätze oder Feiertag?). Und dass man auch als Erwachsener in der Gruppe zum Schwimmen loszieht, verstehe ich ja noch (weniger Überwindung nötig) – aber dass man dann auch als Gruppe auf derselben Bahn schwimmt?
Sonniges Heimradeln, doch die Nord-Süd-Umfahrung des Hauptbahnhofs ist für den Radverkehr immer noch ein Albtraum und mit weiten Umwegen verbunden.
Frühstück um zwei: Zwei mächtige Scheiben selbstgebackenes Bauernbrot aus der Gefriere mit Nocilla (spanische Schoko-Haselnuss-Creme), eine Schüssel Mango, Maracuja, Clementine mit Sojajoghurt.
Gestern war wohl ein Extra-Feiertagsschippchen Chlor ins Schwimmbad gekippt worden: Selbst Herr Kaltmamsell, der sonst gern nach dem Schwimmen an mir schnuppert, meinte, von mir kämen ganze Wolken Chlorgeruch. Und als ich nach einer angenehmen Siesta die Bettdecke zurückschlug, stieg ebenfalls deutlich so eine Wolke auf.
Ich hatte schon einige Wochen nicht mehr gebügelt, gestern brauchte ich für seither angesammelte Wäsche fast zwei Stunden. Dabei hörte ich zwei sehr interessante Sendungen, siehe unten.
Nachtmahl bereitete Herr Kaltmamsell zu, davor war aber noch Zeit für eine Runde Yoga. Zum Abendessen steuerte ich eine Joghurt-Majo-Knoblauch-Salatsauce zu Salatherzen bei.
Und dann aßen wir englischen Hackbraten nach Delia Smith mit aufgetauter Sauce vom Thanksgiving-Truthahnbraten und Nudeln, sehr gut. Wein dazu: Ein spannender sächsischer Dornfelder vom Weingut Loosen – so deutlich hatte ich Tabak und Leder noch nie in einem Wein geschmeckt, die Rauchnote machte sich besonders gut zum Braten.
Abendunterhaltung: Dokus über Rosi Mittermaier im Bayerischen Fernsehen.
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Der erste Podcast, den ich beim Bügeln hörte, kommt aus USA und greift ein Thema auf, an dem ich auch schon mal rumgedacht und -gebloggt habe: Kalorien.
“The Trouble With Calories”.
Ich fand den klamaukigen Tonfall zwar schwer erträglich, doch den Inhalt interessant. Die beiden Herren nehmen die oft verwendete Formel “calories in – calories out” auseinander, die Menschen wohl reflexartig empfohlen wird, wenn sie abnehmen wollen; also die Annahme, man müsse gegessene und verbrauchte Kalorien lediglich gegeneinander aufwiegen. Erst mal führen sie aus, wie oft Diskussionen darunter leiden, dass “science” missbraucht wird: Eine Aussage mag schon wissenschaflich korrekt sein – aber ist sie auch an dieser Stelle für Erkenntnisgewinn nützlich?
Beim Teil “calories in” hinterfragen sie, wie der Kaloriengehalt von Lebensmitteln überhaupt bestimmt wird: Oh ja, sie werden buchstäblich verbrannt, um den Brennwert zu bestimmen. Der Haken ist, dass Menschen Lebensmittel aber sehr unterschiedlich “verbrennen”. Beispiel Alkohol: Es gibt mittlerweile zahlreiche Hinweise, dass nicht alle Menschen überhaupt Kalorien aus Alkohol aufnehmen. Unsicher ist wohl auch, ob die gesamte Kalorienmenge von Fett aufgenommen werden kann. (Sowohl Alkohol als auch bestimmte Fette mögen aber aus anderen Gründen als Nahrung problematisch sein.) Vor allem aber gibt es immer noch keine sichere Methode, die Kalorienaufnahme eines konkreten Menschen überhaupt zu bestimmen.
“Calories out”: Immer mehr zeigt die Evidenz, wie individuell Stoffwechsel ist, wie viele Kalorien der konkrete Mensch für welche Tätigkeiten verbraucht. Ein einzurechnender Faktor ist sicher Genetik, dazu kommen zahllose andere. Den meisten ist bewusst, dass im Alter der Grundverbrauch niedriger ist, dass also Menschen mit gleichbleibenden Essgewohnheiten und unveränderter Bewegung in höherem Alter zunehmen. Oder der Einfluss von Hormonen: In den Wechseljahren erleben die meisten Frauen, dass sie an Körperumfang zulegen – ebenfalls bei unveränderter Nahrungsaufnahme und auch sonst gleichbleibendem Lebenswandel. Und dass Diäten in Form von Nahrungsreduzierung den Stoffwechsel dazu bringen, seinen Verbrauch zu senken, ist wissenschaftlich belastbar dokumentiert. Kalorienverbrauch ist offensichtlich etwas sehr schwer zu Bestimmendes. Dennoch wird Übergewicht weiterhin als persönliches Versagen angesehen und gesellschaftlich geächtet.
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Das zweite Hörstück beim Bügeln hatte ein komplett anderes Thema. “Bayerisches Feuilleton” nennt es der Bayerische Rundfunk. Aus dieser Reihe hörte ich eine Folge, die mich persönlich betrifft:
“Das fränkische ‘R’ – Sprich das ‘R’ und ich sage Dir, wer Du bist!”
Eine sehr schöne und liebevoll strukturierte Sendung mit persönlichem Erzählrahmen, vielen guten Quellen, sogar die Rolle von Einwanderung in den vergangenen Jahrzehnten wird behandelt. (Unbedingt auch den Abspann anhören.)
Mein R ist zwar nicht fränkisch, sondern oberbayerisch (eingekuschelt in spanische und polnische Wurzeln), und ich akzeptiere es als Teil von mir. Aber ich habe darin durchaus immer ein Hindernis für Sprechaufnahmen gesehen. In meiner kurzen Radiozeit 1987/88 war das wirklich egal, weil der Sender ein Ingolstädter Lokalsender war (allerdings nehme ich an, dass dort inzwischen niemand mehr das R rollt), doch für eine spätere Tätigkeit in dem Bereich dachte ich erst mal Sprechunterricht nehmen zu müssen.
die Kaltmamsell10 Kommentare zu „Journal Freitag, 6. Januar 2023 – Dreikönigstag mit Schwimmen und zwei spannenden Hörstücken“
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7. Januar 2023 um 9:08
… vermutlich haben die dann in meiner heimatstadt vor langen zeiten alle “r” nach franken etc. verkauft – dort spricht man es quasi nie aus!
jedenfalls galt karoline reiber in meiner kindheit durch ihr rollendes “r” als sehr exotisch…
das hatte ich alles schon wieder vergessen, schön, daran erinnert zu werden!
7. Januar 2023 um 9:16
Die Folge des bayerischen Feuilletons habe ich auch gerne gehört. Da fiel mir ein, dass der Bayerische Rundfunk irgendwann in den 80er Jahren nach den Nachrichten seine Sprecher*innen kurze Zeit „Originalton Süd“ sagen ließ.
7. Januar 2023 um 10:06
Metabolismus ist so individuell wie der Fingerabdruck, denke ich inzwischen.
Uferlos, was das eigentlich unter Berücksichtigung der Einnahmesituation (vor, während, nach dem Essen, morgens oder abends … ) von Medikamenten mit der Bioverfügbarkeit der in ihnen enthaltenen Wirkstoffe macht – nicht zu vergessen mit deren Verträglichkeit.
7. Januar 2023 um 10:30
Ich habe mal gelesen, dass der intensive Chlorgeruch in Schwimmbädern durch zuviel Pipi im Wasser verursacht wird, irgendeine chemische Reaktion. Vielleicht hauen die ja aber auch mehr Chlor an Feiertagen ins Wasser in Erwartung von mehr Gästen.
Eine Dümpelfraktion, auch Treibholz genannt, haben wir in unserem beheizten Freibad. Um sich besser unterhalten zu können, dümpeln sie als Kreis und “schwimmen” vor-, rück- und seitwärts. Und ja den Kopf mit Dauerwelle und Makeup über Wasser halten …
7. Januar 2023 um 12:17
Der Januar ist halt immer der Monat der guten Vorsätze und der vollen Schwimmbäder. Und der Chlorgeruch wird durch Chloramine verursacht – Verbindung von Chlor mit Stickstoff, der u.a. durch Harnstoff ins Becken kommt. Entstehen tut er vor allem wenn die ganze Schwimmbad-Chemikalien-Steuerung nicht perfekt läuft. Vermutlich müssen sich die Kolleg:innen in München auch erstmal auf den Januarandrang einpendeln.
7. Januar 2023 um 13:03
Unser Schwimmer-Becken ist inzwischen in 3 Bereiche aufgeteilt. Eine aus CoronaZeiten übernommene Regelung. So gibt es auf allen Bahnen eine vorgeschriebene Schwimmrichtung und eine Bahn für die „Schnellen“, eine für „Zügige“ und eine für „Genießer“. Das klappt super! Das Treibholz interessiert mich seither nicht mehr, weil ich bei den Zügigen mitmache.
7. Januar 2023 um 15:48
Das ist in den französischen Schwimmbädern, die ich kenne, auch so. Da gibt es sogar eigene Bahnen für diejenigen mit Flossen etc.
Ich fand es anfangs stressig, weil es natürlich vorkommt, dass man selbst nicht so “zügig” wie die Mitschwimmenden ist. Aber dann fand ich es entlastend, weil ja auch das Überholen durch die Vorgaben geklärt und akzeptiert ist. Jetzt finde ich das Kraut-und-Rübenschwimmen in den hiesigen Schwimmbädern stressig. In den französischen Bädern herrschte übrigens Badekappenpflicht, selbst im Freibad. Auch gewöhnungsbedürftig, aber nicht verkehrt.
7. Januar 2023 um 19:24
Schade um das wegdressierte rollende R. Was haben wir früher Karin Rrrohn geliebt, die Sonntags mit Prof. Dr. Dr. Dathe, dem Tierparkdirektor im Radio gesprochen hat.
8. Januar 2023 um 21:04
Ein schwieriges Feld.
Den Kalorienumsatz kann man schon bestimmen, bei Leistungssportlern macht man das. Man bestimmt die ausgeatmete Menge an CO2 und die eingeatmete Menge an O2.
Der Bruch aus beiden gibt an, was gerade im Körper abgebaut wird, also ob Kohlenhydrate oder schon Fett abgebaut wird. Man nennt es indirekte Kaloriemetrie und repiratorischer Quotient.
Ist aber kompliziert.
Bestimmt man nur den Brennwert der Nahrung außerhalb des Körpers, berücksichtigt man ja nie, was nicht resorbiert wird im Darm. Und den so komplizierten Hormonhaushalt plus Körpertemperatur plus Wärmeabgabe rechnet nie einer auf.
9. Januar 2023 um 12:27
Als in Erwachsenengruppen gemeinsam auf einer Bahn schwimmende Person kann ich zumindest unsere Motivation erklären: wenn man versucht, nicht nur ausdauernd x Meter zu kraulen, sondern Trainingsübungen mit unterschiedlichem Tempo (nur Arme/nur Beine/Strecklage etc.) oder Schwimmstile wie Rücken oder Delphin zu schwimmen, kann das von den anderen Schwimmern in einem öffentlichen Bad leicht als störend empfunden werden, daher schwimmen wir das gemeinsame Training von vorherein gemeinsam auf einer Bahn, um anderen noch die Chance zu lassen, irgendwohin ausweichen zu können. Wenn’s dann immer noch zu voll ist und man zu oft metaphorisch oder physisch aneckt, wird’s halt ausdauerndes x Meter kraulen.